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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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…«
    »Oder?«
    »Ich weiß nicht, Ohayon … Aber wenn man es logisch betrachtet …« Roland Colbert blickt in Richtung der Lichtung.
    »Du hast was im Kopf, oder?«
    »Ja, schon, aber … Warum sollte Madame Darlan jemanden anrufen und sagen: Jetzt kannst du kommen, hier irrt gerade ein Mädchen rum. Warum sollte sie das tun?«
    Roland Colbert wird in seinen Gedanken unterbrochen. Conrey hat eine Nachricht. »Hab eben mit Resnais gesprochen. Marie Darlan hat angerufen. Sie hat gemeldet, dass jemand über die Lichtung läuft.«
    »Das war Grenier, die sie gesehen hat. Oder? Der andere stand doch am Waldrand. Sie meint Grenier.«
    »Das nehme ich an, Ohayon. Und das sagt uns zwei Dinge: Erstens, dass sie sich meldet, wenn was passiert. Was für sie spricht … Zweitens, dass sie gute Augen hat.«
    Ein Mann kommt. Er ist weiß angezogen, was seine Funktion erklärt. »Grenier!«
    »Was?«
    »Wir haben an der Straße was gefunden. Da ist jemand ein paar Mal in die Schneehaufen gefahren.«
    Roland Colbert macht Ohayon ein Zeichen, ihm zu folgen, und geht zur Lichtung.
    »Du willst noch mal zu Madame, oder?«
    Es ist inzwischen dunkel, und sie müssen ihre Taschenlampen einsetzen.
    »Wir haben seine Fußabdrücke, die Profile seiner Reifen … Es wird sich sicher feststellen lassen, was für Reifen das sind. Ich wette, es sind keine deutschen Reifen.«
    »Du meinst, er stammt aus Fleurville?«
    »Wer weiß denn schon, dass dieser kleine Waldweg bis fast an die Lichtung führt? Wer weiß schon, dass sich am Feensee Jugendliche aufhalten? Nein, Ohayon, das ist jemand, der sich hier auskennt. Jemand, der sich mit den Gewohnheiten unserer jungen Leute beschäftigt hat.«
    »Also kein Zufall.«
    »Ich glaube, dass er ihnen gefolgt ist. Er hat gesehen, dass Geneviève in den Wald gelaufen ist, und hat dann die Abkürzung hierher genommen. Das glaube ich.«
    Ohayon nickt. Er mag es, wenn Dinge logisch klingen. Es ist nur leider nicht seine Stärke. Das Logische. Leider.
    »Weißt du, Roland. Manchmal frage ich mich …«
    Ein Gedanke wird angekündigt, aber nicht zu Ende geführt.
    Sie erreichen die Lichtung und gehen auf das Haus von Madame Darlan zu. Es beginnt wieder zu schneien.
    »Und weißt du, was ich noch glaube, Ohayon?«
    »Nee.«
    »Ich glaube, er hat jetzt ein Problem. Er steckt in Deutschland und kann sich denken, dass wir an den Straßen Posten aufgestellt haben. Es gibt nur drei Straßen, die nach Fleurville führen. Die Frage ist also, wie kommt er zurück.«
    Es passt immer alles so gut, wenn man der Logik folgt. Ohayon ist zufrieden, Roland Colbert klopft an die Tür der Hexe.

    Im Auto kann ihm nichts passieren. Er fühlt sich so gut wie schon lange nicht mehr. Er ist frei. Ein Gedanke. Er greift nach seinem Portemonnaie … Ja! … Er hat sich richtig erinnert. Vierhundert Euro. Er war heute Morgen auf der Bank. Er wird seine Kreditkarte nicht benutzen müssen. Der Tank ist auch noch fast voll. Ich muss nur die Nacht rumkriegen. Morgen früh ist halb Fleurville unterwegs. Da werden sie wohl kaum alle kontrollieren. Oder noch besser! Er hat eine Lösung gefunden, das Problem mit der Zurückfahrerei vollkommen zu umgehen. Und wie schnell!
    Es war knapp gewesen. Aber es hatte sich gelohnt. Er denkt schon gar nicht mehr an Mädchen. Die Mädchen sind unwichtig geworden. Der vernünftige Teil in ihm hat gesiegt. Ich war einfach unterfordert! Vielleicht ist er gar nicht pervers, vielleicht sind es gar nicht die Mädchen, die er verfolgt, vielleicht ist es nur die Spannung, die er sucht. Er weiß jetzt, dass er normal ist. Und dass er unschuldig ist! Er fährt weiter. Die gute Stimmung bleibt. Die Polizei ist sehr nah an ihm dran gewesen. Wie damals. Er wischt den Gedanken weg. Der schuldige Teil von ihm hat sich ganz klein zusammengekringelt. Er hat jetzt wieder Kontrolle. Die Ereignisse ordnen sich wieder nach den Gesetzen von Logik und Vernunft.

    Wie man’s dreht und wendet, es gibt keine vernünftige Lösung. Juliet war müde. Es tat ihr weh, Monsieur Joiets Abhandlung über Schopenhauer in ihr Lesebuch zu integrieren.Es geht einfach nicht! Dann klopfte es. Monsieur Joiet betrat ihr Büro und legte ihr ein paar Seiten Papier auf den Tisch.
    »Was ist das?«
    »Eine kurze Einführung.«
    Mehr hatte Monsieur Joiet nicht gesagt, war gegangen.
    Auch noch ein einleitender Text? Wie viel Platz will er sich denn noch nehmen, mit seinem Schopenhauer?
    Sie las die Einleitung. Nach einigen biografischen Daten kam

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