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Schneestille

Schneestille

Titel: Schneestille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Joyce
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Art.«
    Peter schrie: »Kennen Sie das Lied ›Ich und du im Bleikanu‹? Nein? Ich auch nicht. Man sollte sie in einem y-förmigen Sarg begraben. Dreckige Schlampe.«
    »Er heißt Peter Bennett, und er würde gerne ›Love Is the Tender Trap‹ hören.«
    Sorgfältig schrieb die Dame das auf. »Love. Is. The. Tender Trap. Das mag ich auch. Tja, das ist doch prima und ganz wunderbar! Dann lasse ich euch Jungs jetzt wieder allein!«
    Peter hatte inzwischen die Brille aufgesetzt, drückte das Gestell zusammen und rümpfte verächtlich die Nase über die Dame mit dem roten Gürtel.
    »Danke«, sagte Jake. »Da freut er sich bestimmt.«
    Als sie fort war, meinte Peter leise: »Kümmere dich nicht um diese hinterfotzige Nutte. Komm her. Ich muss dir was sagen. Komm näher.«
    Jake beugte sich zu seinem Vater hinunter. Peter winkte ihn noch näher heran. Er wollte ihm etwas zuflüstern. Angestrengt presste er Daumen und Zeigefinger zusammen. »Wir haben keine Vorräte mehr. Keinen einzigen Tropfen. Nichts. Unsere einzige Chance besteht darin, dass wir es über die Berge schaffen.«
    »Weißt du …«
    »Halt den Mund, und hör zu. Wir überlassen den Partisanen die Bren-Gewehre und die Munition. Dann denken die Krauts, wir sind noch da. Charlie hat Wundbrand und kann sich nicht mehr rühren. Ich liebe den Jungen wie meinen eigenen Sohn – ganz feiner Kerl –, aber du weißt, was ich tun muss.«
    »Nein, Dad.«
    »Es geht nicht anders, Junge, es geht nicht anders.«
    Jake sah, wie sein Vater die Zähne zusammenbiss. Peter lehnte sich zusammen und rang die Hände. Offensichtlich quälte er sich ganz schrecklich.
    Jake räusperte sich. »Dad. Ich übernehme das für dich.«
    »Was?«
    »Charlie. Ich kümmere mich darum.«
    »Nein. Kommt gar nicht infrage. Auf keinen Fall. Ich bin hier der befehlshabende Offizier, und ich muss das erledigen.«
    »Ich übernehme das für dich.«
    »Nein, das tust du nicht, und das ist ein Befehl . Meine Verantwortung. Nicht deine.« Damit musterte Peter ihn eindringlich, und womöglich zum ersten Mal ging Jake auf, was für ein grimmiger und wild entschlossener Mann sein Vater sein konnte.
    »Du kannst dich ja kaum bewegen«, sagte Jake schließlich. »Du sitzt hier fest. Ich werde es tun, mit oder ohne deine Erlaubnis.«
    »Denk nicht mal im Traum dran, Bürschchen. Denk nicht mal im Traum daran.«
    »Ich gehe jetzt zur Tür raus und tue es.«
    Peter war außer sich vor Wut. Bemüht, den Protest seines Vaters und den damit verbundenen Schwall von Obszönitäten möglichst zu überhören, stand Jake auf, ging aus dem Zimmer und schloss die Tür. Hinter der geschlossenen Tür hörte er seinen Vater toben. Komm sofort zurück, du kleines Arschloch, und so weiter. Jake stieß einen tiefen Seufzer aus und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Eine hübsche Krankenschwester am Stationsschalter schaute auf und sah ihn an. Er verschränkte die Arme und blieb mit dem Rücken zur Tür gut drei Minuten dort stehen.
    Dann ging er wieder hinein. Sein Vater hatte sich inzwischen beruhigt. Erwartungsvoll schaute er Jake an.
    »Ist erledigt«, sagte Jake.
    »Ich habe gar keinen Schuss gehört.«
    »Den habe ich gedämpft. Charlie ist tot. Es ist erledigt.«
    Peter nahm die Brille ab und griff sich an die Nasenwurzel. »Verdammt guter Kerl. Einer der besten der Truppe.« Dann blickte er sich wieder im Zimmer um und schaute auf die Flasche Brandy, die auf dem Nachttisch stand, auf die Trauben und schließlich auch auf Jake. »Jake, was zum Teufel macht du hier?«
    »Ich besuche dich, Dad.«
    »Aber du solltest nicht hier sein. Das ist nicht gut. Du solltest nicht … Herrje, ich bin ganz verwirrt. Ganz verwirrt.«
    Ein Zittern lag in seiner Stimme; ein Zittern, wie Jake es noch nie gehört hatte. Es war das erste Anzeichen emotionaler Schwäche, das er je an seinem Vater bemerkt hatte, und es zerriss ihm schier das Herz. Er stand auf und wollte ihn umarmen, doch Peter schien beinahe angewidert von seinem Vorstoß. Weshalb er ihn nur leicht an sich drückte und sich dann schnell wieder löste und tat, als wolle er die Kissen aufschütteln und die Laken gerade ziehen.
    »Wo ist Zoe?«, fragte Peter.
    »Ach! Die kommt morgen her.«
    »Ich will meine Zoe sehen. Wunderbares Mädel. Ich will sie sehen.«
    »Klar, Dad. Sie kommt morgen mit.«
     
    »Er hat heute nach dir gefragt«, erzählte Jake Zoe am Abend.
    »Namentlich? Dann kann es ihm doch nicht so schlecht gehen, wenn er namentlich nach mir gefragt

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