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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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einem behutsamen »Darf ich …?«
nahm sie die Liste wieder an sich.
    »Da haben Sie natürlich recht«, sagte er beschwichtigend. »Ich werde
mit allen reden, die auf der Party waren. Vielleicht gibt es ja eine ganz
einfache Erklärung für den Abdruck. Das ist sogar meine Vermutung. Dennoch wäre
es möglich, dass der Träger der Stiefel ein wichtiger Zeuge ist. Womöglich,
ohne es zu wissen.« Er blickte sich unschlüssig um. »Ähm … sicher haben Sie
nichts dagegen, wenn ich die Stiefel sicherstelle und auf Spuren untersuchen
lasse?«
    Frau Burtrup schien fieberhaft zu überlegen, dann sagte sie:
»Natürlich nicht.« Sie blickte zu ihrem Sohn, der dem Geschehen mit blassem
Gesicht folgte. »Sie sollten besser nach Martin suchen!«, platzte es aus ihr
heraus. »Wenn Sie ihn erst einmal gefasst haben, wird sich ja sicherlich vieles
klären, nicht wahr? Dann müssten Sie uns nicht verdächtigen. Mein Gott, das kann
doch nicht so schwer sein, einen Mann einzufangen, der zu Fuß in einer
Bauernschaft unterwegs ist!«
    Hambrock holte Luft, doch statt zu antworten, räusperte er sich.
Wieder tauschte er einen Blick mit Heike, und wieder verriet ihm ihr Lächeln,
was sie dachte: Auch damit hatte die Bauersfrau ins Schwarze getroffen.
    »Vielleicht gehen wir erst einmal ins Haus«, sagte er. »Dort
besprechen wir dann alles Weitere.«
    Widerwillig machte Frau Burtrup kehrt und führte sie zurück in die
Wohnstube. Auf dem Weg fragte sich Hambrock, ob er durch das Auffinden der
Stiefel eigentlich etwas gewonnen hatte. Die Bauersfrau hatte recht, jeder
hätte die Stiefel anziehen können. Die gesamte Landjugend kam da infrage.
    Miriam Voss führte Gratczek in die WG-Küche, einen langen und schlauchförmigen
Raum, der trotz der bunt bemalten Wände ein wenig beklemmend wirkte. Wuchtige
Einbauschränke grenzten den ohnehin kaum ausreichenden Platz zusätzlich ein.
Unter das Fenster war ein winziger Tisch gequetscht, die dazugehörigen Stühle versperrten
den Weg zu Spüle und Kühlschrank. Gratczek stand unschlüssig im Raum und fand,
dass die schmutzige Anrichte seinem Anzug bedrohlich nahe kam.
    Miriam Voss setzte Teewasser auf und zog zwei Tassen aus einem Berg
schmutzigen Geschirrs hervor, die sie unter fließendem Wasser ausspülte.
Gratczek wischte derweil mit der Hand über die Sitzfläche eines Stuhls und nahm
Platz.
    »Tut mir leid, wie es hier aussieht«, sagte sie. »In den letzten
Tagen habe ich …«
    Sie stockte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Mühsam kämpfte
sie ihre aufkommenden Gefühle nieder und sah Gratczek mit einem kühlen und nach
innen gerichteten Blick an.
    »… nicht die Zeit
gefunden, mich um den Haushalt zu kümmern«, schloss sie.
    Sie goss den Tee ein und stellte eine Tasse vor ihm auf den Tisch.
Dann setzte sie sich und nahm eine abweisende Körperhaltung ein. Offenbar war
sie fest entschlossen, keine Gefühle zu zeigen.
    »Als Sie in der Disko aufgetaucht sind, habe ich mir schon gedacht,
dass etwas mit Sandra war«, sagte sie. »Schließlich hatte sie fest versprochen,
zur Teamsitzung wieder in Münster zu sein. Doch stattdessen taucht ein Polizist
auf und will mit ihrem Freund sprechen. Es musste also etwas passiert sein.
Dass sie ermordet worden war, damit habe ich allerdings nicht gerechnet. Haben
Sie den Täter inzwischen gefasst?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort darauf
kennen musste.
    »Nein«, sagte er. »Aber wir verfolgen mehrere Spuren. Das ist auch
der Grund, weshalb ich Sie nochmals belästigen muss.«
    »Ich dachte, ich hätte Ihrer Kollegin bereits alles erzählt.« Zu
seiner Überraschung schwang leichte Verärgerung in ihrer Stimme. Doch sie
besann sich und fügte beflissentlich hinzu: »Aber natürlich helfe ich gern.«
    Gratczek sah sie irritiert an, dann nickte er.
    »Wie Sie meiner Kollegin bereits beschrieben haben, hatten Sie ein
sehr enges Verhältnis zu Sandra Hahnenkamp. Sie waren gute Freundinnen, nicht
wahr? Hat Sandra Ihnen irgendwann einmal von einem Martin Probst erzählt, der
ebenfalls in Birkenkotten aufgewachsen ist?«
    »Sie meinen diesen Typen, der aus dem Knast ausgebrochen ist? Sandra
hat mir mal erzählt, dass damals in ihrer Nachbarschaft ein Mädchen
vergewaltigt worden ist. Seinen Namen hat sie aber nicht genannt, den habe ich
erst jetzt aus den Nachrichten erfahren.«
    »Wissen Sie, ob Sandra den Kontakt zu ihm aufrechterhalten hat,
nachdem er nach Neustrelitz gezogen ist? Hatte sie dort vielleicht einen
Brieffreund, oder

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