Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
Verbindung gebracht?«, fragte sie geradeheraus.
»Was heißt ›in Verbindung gebracht‹ …« Bredeney verschränkte die Arme vor der Brust. Eine unmissverständliche Geste der Ablehnung. »Sein Name ist vielleicht mal gefallen. Aber das hieß, wie gesagt, damals nicht viel.«
Winnie entschied sich zu warten. Sie wusste, das Dümmste, was sie jetzt tun konnte, war, ihn zu drängen. Immerhin hatte er von sich aus damit angefangen.
»Scheiße«, fluchte er nach einer Weile. »Ich glaube nicht, dass ich das will.«
»Es könnte wichtig sein, und das weißt du.«
Bredeney zögerte. Dann sah er über seine Schulter, als ob er sichergehen wolle, dass ihnen niemand zuhörte. »Ich weiß nicht viel darüber«, flüsterte er, indem er sich weit über den Schreibtisch beugte. »Aber ein alter Kumpel von mir, Alexander Brieden, war an dieser Sache dran.«
»Du meinst, an Mang?«
»An denen, die in die Sache verstrickt waren.«
Winnie hob beschwichtigend die Hände. »Okay, okay. Und?«
»Alex hatte damals einen Informanten namens Jerry. Verdammt fähiger Kerl, aber völlig unberechenbar. Wie alle, die in dieser Richtung irgendwas auf dem Kasten haben. Na, wie auch immer, jedenfalls kommt dieser Jerry eines Tages an und behauptet, im Besitz einer Liste mit Namen zu sein. Aber er wollte natürlich ’ne Gegenleistung für den Spaß. Also zieht Alex los und führt ’n paar Gespräche, um die Sache vorzubereiten.« Er hielt inne, und als er wieder aufsah, lag eine neue Eindringlichkeit in seinem Blick. »Zwei Tage später haben sie seinen Audi aus dem Rhein gezogen. Unten in Hochheim. Wo die Kläranlage ist. Angeblich hatte er im Dunkeln die Kontrolle über den Wagen verloren.«
Winnie starrte ihn an. »Alexander Brieden ist tot?«
Die Erinnerung verhärtete Bredeneys kantige Züge noch mehr. »Alex fuhr nie, wenn er was getrunken hatte«, sagte er, und es klang, als spreche er zu sich selbst. »In den ganzen Jahren, in denen ich ihn kannte, nicht ein einziges Mal. Trotzdem haben sie in seinem Blut fast zwei Promille Alkohol gefunden. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen kann, was er überhaupt mitten in der Nacht da unten gewollt haben sollte.«
»Du denkst, dass die Sache manipuliert war?«
»Woher soll ich das wissen?«
Winnie biss sich schuldbewusst auf die Lippen, als sie merkte, wie nahe die Sache ihrem Kollegen noch immer ging. Wie wenig man doch voneinander weiß, dachte sie. Und das, obwohl man sich praktisch jeden Tag sieht. »Und dieser Jerry?«
Bredeney nahm seine Brille ab. »Verschwand von der Bildfläche und ward nie wieder gesehen.«
»Scheiße noch mal, sind das etwa Fritten?«, polterte in diesem Augenblick eine Stimme hinter ihm, und Winnie Heller hätte Lübke am liebsten gleich wieder rückwärts zur Tür hinausgejagt. Dieser Mann hatte wirklich ein untrügliches Gespür für den unpassendsten aller Augenblicke!
»Was’n hier passiert?«, fragte der Leiter der Spurensicherung, der die angespannte Stimmung sehr wohl registriert hatte. »Geht die Welt unter, oder was?«
»Wir stecken mitten in einem kniffligen Fall«, entgegnete Winnie kurz angebunden. »Und ich muss jetzt rüber zu Hinnrichs.« Sie nahm die Fast-Food-Tüte und drückte sie Bredeney in den Arm, als sie zur Tür ging. »Vergiss dein Essen nicht!«
»Wieso habe ich das dringende Gefühl, dass du mir ausweichst?«, maulte Lübke.
»Tu ich nicht. Aber ich hab zu arbeiten.«
Er grinste sein berühmtes Jack-Nicholson-Grinsen. »Da hab ich ja Glück, ich bin nämlich ein Teil deiner Arbeit.«
Das Klingeln ihres Telefons entband Winnie Heller von einer Entgegnung auf diese unbequeme, aber durchaus nicht unrichtige Feststellung. Sie schielte nach der Nummer, die ihr nichts sagte, und entschloss sich, den Anruf trotz allen Zeitdrucks entgegenzunehmen, während Bredeney mitsamt ihrer McDonald’s-Tüte seine Chance nutzte und die Flucht ergriff.
»Ja?«
»Hier ist Miriam Bandow. Ich … Spreche ich mit Frau Heller?«
»Am Apparat. Was gibt’s?«
»Tut mir leid, dass ich Sie einfach so störe, aber …«
»Kein Problem.«
»Mir ist da noch etwas eingefallen, was vielleicht wichtig sein könnte.«
Winnie merkte, wie die Muskeln in ihrem Rücken hart wurden. »Ja?«
»Es betrifft diesen Umschlag, von dem ich Ihnen erzählt habe. Sie wissen schon, der, den ich für Achim aus dem Versteck holen sollte.«
Nein, ich hatte nicht die geringste Ahnung, welchen Umschlag du meinst!
Winnie Heller verdrehte die
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