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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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seinen Kollegen gut genug, um zu wissen, wann der ihm schonend beizubringen versuchte, dass irgendein Beamter Mist gebaut hatte.
    »Ich hasse es, wenn du mich so verkniffen anguckst«, knurrte der Hauptkommissar. »Was verstehen wir denn unter: ›Das Allernötigste in seinem Merkbuch notiert?‹«
    »Na ja. Das Problem ist weniger, was notiert wurde, sondern, was nicht notiert wurde. Wir wissen, dass er hier mit Frau Frombach verabredet war, die ihm die Wohnung zeigen wollte. Er sagte, das sei die Frau seines Chefs, die wohl auch die Vermieterin gewesen sein soll.«
    »Und?« Braun dokumentierte mit einer rudernden Handbewegung, dass Bendt zum Punkt kommen solle.
    »Und dann hat der Mann dem Beamten wohl noch dieAktualität der Anschrift des Opfers bestätigt, die in ihren Papieren notiert war, und seine Personalien angegeben, ja und weitere Fragen wurden dann erst einmal wohl nicht gestellt.«
    »Wie, das war’s?«, fragte Braun enttäuscht. »Wann hat der Zeuge denn die Verabredung mit der Frau getroffen? Heute, gestern, vor einer Woche? In welcher Verfassung war sie? Gab es Hinweise darauf, dass sie suizidgefährdet war?«
    Bendt zuckte nur mit den Schultern. »Der Beamte hat wohl gedacht, dass er fürs Erste alles Wesentliche notiert hat und die große Vernehmung ja sowieso noch ansteht.«
    Braun seufzte genervt. »Na gut, gibt es ansonsten von hier oben irgendetwas Erhellendes?«
    »Nichts jedenfalls, das auf ein Fremdverschulden hinweist«, berichtete Bendt knapp von seinem Gespräch mit den Kollegen von der Spurensicherung und sah genau wie Braun vom Balkon aus dabei zu, wie die Tote gerade für den Abtransport vorbereitet wurde. »Keine Indizien für einen Kampf. Keine Blutspuren, keine Haarreste, keine umgefallenen Gegenstände, nichts, was darauf hindeutet, dass ihr jemand beim Abstieg behilflich war …«
    Bendt kam nicht dazu, weiterzusprechen, denn hinter ihnen klopfte jemand gegen die offene Scheibe der Balkontür und trat ebenfalls hinaus ins Freie.
    Braun grüßte den rotwangigen jungen Beamten, der aufgrund seiner schmächtigen Statur und des knabenhaften Gesichtes fast mehr wie ein verkleidetes Kind aussah. Der junge Beamte räusperte sich und deutete hinter sich ins Wohnzimmer zurück, wo ein hünenhafter Kerl in Bomberjacke breitbeinig und mit verschränkten Armen mitten im Raum stand und Braun zuwinkte.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Herr Hauptkommissar«, flüsterte der Polizist und beugte sich ein Stück zu Braun vor, »der Herr möchte Sie gern sprechen, er ist ein Zeuge.«
    »Und was daran ist so geheim, dass sie flüstern müssen«, flüsterte Braun amüsiert zurück.
    »Gar nichts«, erwiderte der junge Polizist leise und errötete, bevor er sich besann, in normaler Lautstärke weiterzusprechen. »Der Zeuge  … Er heißt Andreas Groß, er hat … er hat sie gefunden.«
    »Sie gefunden?« Braun konnte aus dem Augenwinkel wahrnehmen, dass Bendt diese Formulierung amüsant fand. »Was verstehen Sie denn bitte unter ›gefunden‹?« Er sah den jungen Mann prüfend an.
    »Also gefunden ist vielleicht das falsche Wort«, stammelte der. »Sie ist ja quasi eher auf ihn draufgefallen.« Er lachte verlegen. »Aber so wollte ich es dann eigentlich auch wieder nicht ausdrücken.«
    Braun atmete einmal tief durch. »Also, der Mann war einer der ersten Zeugen am Tatort. Und was bitte hat er uns konkret mitzuteilen?« Braun war von dem Burschen in Uniform genervt.
    »Der Mann, also der Zeuge, hat sozusagen Beweismaterial gesichert.«
    Der schmächtige Polizist griff in seine Jackentasche und förderte eine Tüte mit einem iPhone zutage.
    »Das hier ist der Dame wohl aus der Tasche gefallen, und da dachte Herr Groß, er hebt das einfach mal auf. Er hat mir dann das iPhone gegeben, und wir wollten nur mal ausprobieren, ob es funktioniert und dabei …«
    »Und dabei?«, wiederholte Braun, als der junge Beamte ins Stammeln geriet.
    »Sie, also, das Opfer, hat offenbar gerade eine Nummer angewählt gehabt oder vielleicht sogar gerade telefoniert, und wir haben sie aus Versehen gelöscht.« Der Polizist schien sichtlich erleichtert darüber, sein Missgeschick gestanden zu haben.
    Braun verschlug es für einen kurzen Moment die Sprache. »Verstehe ich das richtig«, vergewisserte er sich ungläubig, »Sie haben eine Nummer gelöscht, die auf dem Display zu sehen war oder gegebenenfalls sogar ein bestehendes Gespräch zu einem möglicherweise wichtigen Zeugen unterbrochen?«
    »Ich bin irgendwie auf

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