Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
Vom Netzwerk:
beschönigen. Aber ich möchte, dass du eines weißt.« Er machte eine Pause. »Es ist vorbei, und sie bedeutet mir nichts.«
    Er ließ seine Arme sinken und atmete einmal tief durch. Carla starrte ihn an und war nicht imstande, auch nur ein einziges Wort herauszubringen. Auf sonderbare Weise fühlte sie sich leer, ihr ganzer Körper war wie betäubt.
    »Carla, ich wollte um keinen Preis, dass du es auf diese Weise erfährst«, fuhr er fort. »Ich kann es nicht entschuldigen, aber ich hätte nie gedacht, dass mir das jemals passieren würde.« Er stockte. »Sie hat mir in der Praxis schöne Augen gemacht, und es hat mir gefallen. Ich fühlte mich geschmeichelt und irgendwie jung  …« Er sah sie erneut an. »Ich war so dumm, Carla. Die Betriebsfeier, im Oktober.« Er atmete betont laut aus. »Wir haben getanzt und gelacht … Es war so ein unbeschwerter Abend. Sie hat mich gefragt, ob ich sie nach Hause bringen kann und dann …«
    »Bitte erspare mir das«, unterbrach Carla ihn und schloss für einen Moment die Augen. »Ich will das nicht hören.« Seine Erklärung klang in ihren Ohren so klischeehaft und gewöhnlich, dass sie kaum fassen konnte, dass es tatsächlich ihr eigener Mann war, der das gerade von sich gab.
    »Du musst es dir anhören«, beschwor Teubert sie. »Ich will, dass dir klar wird, wie es passiert ist, und dass es nichts mit uns zu tun hat.« Er verstummte für eine kurze Weile. »Es ging ein paar Wochen lang, in denen ich mich jedes Mal schäbiger gefühlt habe. Ich will dich nicht anlügen und sagen, dass es eine einmalige Verfehlung war. Das hättest du nicht verdient, aber es ist in den letzten Jahren so viel passiert, und du warst so mit Hanna beschäftigt …«
    »Jetzt gib bitte nicht mir die Schuld dafür, dass du mich betrogen hast«, fuhr Carla dazwischen. Die einzige Emotion, die sie für den Moment empfinden konnte, war Wut.
    »Ich gebe dir nicht die Schuld. Es ist nur, dass …«
    »Dass was, Konrad?«
    »Dass du mit Hanna immer mehr eine Einheit warst als wir beide. Es gab immer einen Menschen, der dir näher stand als ich.«
    »Lass Hanna aus dem Spiel«, zischte Carla warnend. »Der Unterschied zwischen deiner Geliebten und Hanna ist, dass du immer von Hanna gewusst hast und ich im Gegensatz zu dir mit niemandem geschlafen habe.«
    »Ich weiß, Carla, und ich kann das, was geschehen ist, nicht ungeschehen machen. Ich stand und stehe unter so großem Druck. Die Probleme mit Hanna, die Praxis …« Er fuhr sich durchs Haar. »Plötzlich war da diese junge Frau, die so unbeschwert schien und mich …«
    »Und, was sagst du mir als Nächstes?«, unterbrach sieihn. »Dass sie es darauf angelegt hat, dich zu verführen und du auch nur ein ganz gewöhnlicher Mann bist?« Carla zwang sich, nicht aus der Haut zu fahren. »Gott, ist das schlecht, Konrad. Ich hätte dir mehr zugetraut.«
    Beide sprachen für eine Weile nicht. Natürlich war Carla in der Lage, nachzuvollziehen, dass ihr Mann sich in den letzten Jahren zurückgesetzt gefühlt hatte. Eine Entschuldigung für sein Verhalten war das aber mit Sicherheit nicht.
    »Du kannst es glauben oder nicht«, verteidigte Teubert sich weiter, »aber ich habe wirklich einige schlaflose Nächte verbracht, in denen ich nicht wusste, wie ich es dir sagen sollte.«
    »Ich habe immer gedacht, dass du nicht zu den Männern gehörst, die mit einer Frau schlafen, weil sie angehimmelt werden.«
    »Was wäre dir lieber gewesen?«, fragte Teubert. »Wäre es besser, wenn ich sagen würde, ich habe mich verliebt oder sie wäre für dich eine ernsthafte Konkurrenz?«
    »Nein«, widersprach Carla. »Besser wäre, wenn wir dieses Gespräch nicht führen müssten, weil es nicht passiert wäre.«
    »Das ist es aber nun einmal«, sagte Teubert ernst. »Es liegt an dir zu entscheiden, welche Konsequenzen wir daraus ziehen müssen. Wenn du willst, packe ich meine Koffer und gehe.«
    Carla zögerte. Sie war ziemlich sicher, dass sie ihn noch vor Wochen vor die Tür gesetzt und Hanna ihr dazu applaudiert hätte. Heute war es anders. Die Vorstellung, in diesem Haus, das ihr ohnehin täglich unheimlicher wurde, ganz allein zu leben, war grässlich für sie. Ihr fehlte die Kraft, neben ihrer Schwester auch noch um den Partner zu trauern.Carla konnte ihm ansehen, dass er wusste, wie ihre Entscheidung lauten würde.
    »Ich will nicht, dass du gehst«, gestand sie, »aber ich werde eine Weile brauchen, um das zu verarbeiten.«
    »Gut!« Teubert atmete auf. »Auch

Weitere Kostenlose Bücher