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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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entschied wohl, dass eine Nennung von Namen unverfänglich sei.
    »Das Ehepaar Lauterbach war dabei«, rückte er heraus.
    Pia war erstaunt. Wieso hatte Claudius Terlinden ihnen verschwiegen, dass er und seine Frau mit den Nachbarn essen gewesen waren? In seinem Büro gestern Abend hatte er ausdrücklich nur von seiner Frau und sich gesprochen. Seltsam.
    Der Begleiter von Cosima von Bodenstein bezahlte gerade seine Rechnung; die Kellnerin strahlte ihn an, offenbar war das Trinkgeld großzügig ausgefallen. Er erhob sich und ging um den Tisch herum, um Cosimas Stuhl zurückzuziehen. Mochte er äußerlich auch das komplette Gegenteil von Bodenstein sein, so hatte er zumindest ähnlich gute Manieren.
    »Kennen Sie den Begleiter der rothaarigen Dame dort drüben?«, fragte Pia den Geschäftsführer Jagielski unvermittelt. Der musste nicht einmal den Kopf heben, um zu wissen, wen Pia meinte. Sie drehte sich um, damit Cosima sie nicht zufällig beim Hinausgehen erkannte.
    »Ja, natürlich.« Seine Stimme hatte plötzlich einen fast ungläubigen Unterton, als könne er nicht fassen, dass jemand diesen Mann nicht kannte. »Das ist Alexander Gavrilow. Hat er etwa auch etwas mit Ihren Ermittlungen zu tun?«
    »Möglich«, entgegnete Pia und lächelte. »Danke für Ihre Hilfe.«
    Bodenstein saß noch immer auf der Treppenstufe und rauchte. Zu seinen Füßen lagen vier Zigarettenkippen. Einen Moment blieb Pia stumm vor ihrem Chef stehen, um den ungewöhnlichen Anblick in sich aufzunehmen.
    »Und?« Er blickte auf. Sein Gesicht war bleich.
    »Stell dir vor: Terlindens waren mit Lauterbachs essen«, verkündete Pia. »Und der Geschäftsführer vom Ebony Club ist gleichzeitig der Besitzer vom Schwarzen Ross in Altenhain. Ist das nicht ein Zufall?«
    »Das meine ich nicht.«
    »Was denn sonst?« Pia stellte sich begriffsstutzig. »Hast du … sie gesehen?«
    »Ja, hab ich.« Sie bückte sich nach dem Zigarettenpäckchen, das er neben sich auf die Treppenstufe gelegt hatte, und steckte es ein. »Komm. Ich hab keine Lust, mir hier den Arsch abzufrieren.«
    Bodenstein erhob sich steif, zog noch einmal an der Zigarette und schnippte die Kippe auf die regennasse Straße. Im Gehen warf Pia ihm einen raschen Seitenblick zu. Hoffte er etwa noch immer auf eine harmlose Erklärung für dieses Tete-á-Tete seiner Gattin mit einem attraktiven Fremden?
    »Alexander Gavrilow«, sagte sie und blieb stehen. »Der Polarforscher und Bergsteiger.«
    »Wie bitte?« Bodenstein blickte sie verwirrt an.
    »Das ist der Mann, mit dem Cosima gegessen hat«, erklärte Pia und ergänzte in Gedanken: …
und mit dem sie hundertprozentig vögelt.
    Bodenstein fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Natürlich.« Er sprach mehr zu sich selbst als zu Pia. »Irgendwie kam mir der Kerl bekannt vor. Cosima hat ihn mir einmal vorgestellt, ich glaube, auf ihrer letzten Filmpremiere. Sie haben vor Jahren ein gemeinsames Projekt geplant, aus dem aber nichts wurde.«
    »Vielleicht ist es wirklich nur geschäftlich«, versuchte Pia gegen ihre eigene Überzeugung eine Beschwichtigung. »Kann doch sein, dass sie über ein Projekt sprechen, von dem du nichts wissen sollst, und du machst dir zu viele Sorgen.«
    Bodenstein musterte Pia mit hochgezogenen Brauen. In seinem Blick blitzte für einen Moment ein spöttischer Funke auf, verlosch aber sofort wieder.
    »Ich habe Augen im Kopf«, entgegnete er. »Und ich weiß, was ich gesehen habe. Meine Frau geht mit dem Kerl ins Bett, wer weiß wie lange schon. Vielleicht ist es gut, dass ich mir endlich nichts mehr vormachen kann.«
    Er setzte sich entschlossen in Bewegung, und Pia musste beinahe rennen, um mit ihm Schritt zu halten.
    Thies weiß alles, und die Polizei ist sehr neugierig. Du solltest zusehen, dass du die Sache in den Griff bekommst. Denn du hast alles zu verlieren!
    Die Buchstaben auf dem Bildschirm verschwammen vor seinen Augen. Die E-Mail war an seine offizielle Adresse im Ministerium gerichtet! Großer Gott, wenn seine Sekretärin sie gelesen hätte! Sie druckte üblicherweise morgens seine Mails aus und legte sie ihm vor, nur durch Zufall war er heute früher im Büro gewesen als sie. Gregor Lauterbach biss sich auf die Unterlippe und klickte den Absender an. [email protected] . Wer verbarg sich dahinter? Wer, wer, wer? Diese Frage beherrschte seine Gedanken seit dem ersten Brief, Tag und Nacht konnte er an kaum etwas anderes denken. Die Angst überfiel ihn wie Schüttelfrost.
    Es klopfte, die Tür

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