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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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überlassen, Claudius Terlinden zu vernehmen, der seit dem Morgen in einer der Arrestzellen saß.
    »Sagt keinen Ton, das arrogante Schwein.« Behnke ließ sich frustriert auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Der Chef hat gut reden! Ich soll den Kerl mit irgendetwas festnageln – ja, aber mit was denn? Ich hab versucht, ihn zu provozieren, ich war freundlich, ich hab ihm gedroht – er sitzt nur da und lächelt! Am liebsten hätte ich ihm in die Fresse geschlagen!«
    »Das würde noch fehlen.« Ostermann warf seinem Kollegen einen raschen Blick zu. Sofort geriet Behnke in Harnisch.
    »Du musst mich nicht dran erinnern, dass ich in der Scheiße sitze!«, blaffte er und schlug mit der Faust so heftig auf die Schreibtischplatte, dass die Tastatur einen Satz machte. »Ich glaube allmählich, der Alte will mich hier rausmobben, damit ich von selbst gehe!«
    »So 'n Quatsch. Außerdem hat er dir nicht gesagt, dass du ihn festnageln, sondern nur etwas mürbe machen sollst.«
    »Genau. Bis er mit seiner Kronprinzessin daherspaziert kommt und ein leichtes Spiel hat!« Behnke war zornrot im Gesicht. »Ich darf nur noch die Drecksarbeit machen.«
    Ostermann hatte fast Mitleid mit Behnke. Er kannte ihn von der Polizeischule, sie waren zusammen Streife gefahren und zum SEK gegangen, bis Ostermann bei einem Einsatz seinen Unterschenkel verloren hatte. Behnke war noch ein paar Jahre beim SEK gewesen, dann war er zur Kripo nach Frankfurt gewechselt und dort gleich beim Kn, in der Königsklasse, gelandet. Er war ein guter Polizist. Gewesen. Seitdem in seinem Privatleben alles schieflief, litt auch seine Arbeit. Behnke stützte den Kopf in die Hände und verfiel in dumpfes Brüten.
    Da flog die Tür auf. Kathrin Fachinger marschierte herein, ihre Wangen glühten vor Zorn.
    »Sag mal, hast du sie noch alle?«, fuhr sie ihren Kollegen an. »Lässt mich einfach mit dem Kerl alleine und haust ab! Was soll denn das?«
    »Du kannst doch eh alles besser als ich!«, entgegnete Behnke sarkastisch. Ostermann blickte zwischen den beiden Streithähnen hin und her.
    »Wir hatten eine Strategie«, erinnerte Kathrin ihren Kollegen. »Und dann rauschst du einfach ab. Aber stell dir vor, mit mir hat er geredet.« Ihre Stimme bekam einen triumphierenden Unterton.
    »Na toll! Dann renn doch zum Chef und erzähl es ihm, du blöde Kuh!«
    »Was hast du gesagt?« Kathrin baute sich vor ihm auf und stemmte die Arme in die Seiten.
    »Blöde Kuh, hab ich gesagt!«, wiederholte Behnke laut. »Und ich sag's dir noch deutlicher: Du bist eine hinterhältige, egoistische kleine Zicke! Du hast mich angeschwärzt, und das vergesse ich dir nicht!«
    »Frank!«, rief Ostermann und stand auf.
    »Drohst du mir etwa?« Kathrin ließ sich nicht einschüchtern. Sie lachte geringschätzig. »Ich hab keine Angst vor dir, du … du Großmaul! Du kannst doch nur blöde Sprüche klopfen und anderen die Arbeit überlassen! Kein Wunder, dass deine Frau das Weite gesucht hat. Wer will schon mit einem wie dir verheiratet sein?«
    Behnke lief dunkelrot an. Er ballte die Fäuste. »Leute!«, mahnte Ostermann besorgt. »Bleibt doch cool!«
    Es war zu spät. Behnkes lang aufgestauter Zorn gegen die jüngere Kollegin entlud sich explosionsartig. Er sprang auf, stieß seinen Stuhl um und versetzte Kathrin einen derben Stoß. Sie krachte gegen den Schrank, ihre Brille flog auf den Boden. Behnke trat mit voller Absicht darauf, knirschend zersplitterten die Gläser unter dem Absatz seines Schuhs. Kathrin kam auf die Füße.
    »So«, sagte sie und grinste kalt. »Das war's hier für dich, Herr Kollege.«
    Da rastete Behnke vollends aus. Bevor Ostermann ihn daran hindern konnte, ging er auf Kathrin los, traf sie mit der Faust mitten im Gesicht. Reflexartig riss sie ihr Bein hoch und rammte ihm ihr Knie in die Genitalien. Mit einem erstickten Schmerzenslaut ging Behnke zu Boden. Im selben Moment ging die Tür auf, und Bodenstein erschien im Türrahmen. Sein Blick flog von Kathrin Fachinger zu Behnke.
    »Kann mir bitte jemand erklären, was hier los ist?«, fragte er mit mühsam beherrschter Stimme.
    »Er hat mich angegriffen und mir die Brille aus dem Gesicht geschlagen«, erwiderte Kathrin Fachinger und deutete auf das zertretene Brillengestell. »Ich hab mich nur gewehrt.«
    »Stimmt das?« Bodenstein sah Ostermann an, der hilflos die Hände hob und nach einem kurzen Blick auf den am Boden kauernden Kollegen nickte.
    »Okay«, sagte

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