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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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sich nicht zu viele Sorgen.«
    »Thies' Bilder zeigen den wahren Täter, davon bin ich überzeugt«, sagte Pia wenig später zu ihrem Chef, als sie im Auto saßen und Richtung Neuenhain fuhren. »Er hat sie Amelie zur Verwahrung gegeben. Aber Amelie hat den Fehler gemacht, irgendjemandem von diesen Bildern zu erzählen.«
    »Genau.« Bodenstein nickte düster. »Nämlich Tobias Sartorius. Und der hat jemanden zu Fröhlichs geschickt, um die Bilder zu holen. Wahrscheinlich hat er sie längst vernichtet.«
    »Tobias kann es doch egal sein, wenn die Bilder ihn zeigen sollten«, widersprach Pia. »Er hat seine Strafe abgesessen. Was soll ihm passieren? Nein, nein, es muss jemand anders sein, der größtes Interesse daran hat, dass diese Bilder niemals auftauchen.«
    »Und wer?«
    Es fiel Pia schwer, ihren Verdacht auszusprechen. Sie begriff, dass der erste Eindruck, den sie von Claudius Terlinden gehabt hatte, nicht falscher hätte sein können.
    »Thies' Vater«, sagte sie.
    »Möglich«, bestätigte Bodenstein. »Es kann aber auch jemand gewesen sein, den wir noch gar nicht auf der Rechnung haben, weil wir ihn nicht kennen. Hier musst du links abbiegen.«
    »Wo fahren wir eigentlich hin?« Pia setzte den linken Blinker, wartete den Gegenverkehr ab und bog in die Straße ein.
    »Zu Hasse«, erwiderte Bodenstein. »Er wohnt im letzten Haus auf der linken Seite oben am Waldrand.«
    Ihr Chef hatte keine Miene verzogen, als Pia ihm vorhin von Ostermanns Anruf erzählt hatte, aber er schien der Sache unverzüglich auf den Grund gehen zu wollen. Wenig später hielt sie vor dem Häuschen mit dem winzigen Vorgarten, von dem sie wusste, dass Andreas Hasse es am Tag seiner Pensionierung abbezahlt haben würde. Das erwähnte er regelmäßig, voller Groll über die seiner Meinung nach überaus miese Bezahlung im öffentlichen Dienst. Sie stiegen aus und gingen zur Haustür. Bodenstein drückte auf die Klingel. Hasse öffnete selbst. Er wurde sofort totenbleich und senkte betreten den Kopf. Ostermann hatte also mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen. Unglaublich.
    »Dürfen wir hereinkommen?«, fragte Bodenstein. Sie betraten eine dunkle Diele mit abgewetztem Linoleumboden, Essensgeruch vermischt mit Zigarettenrauch hing in der Luft. Das Radio dudelte. Hasse schloss die Tür zur Küche. Er versuchte nicht einen Moment zu leugnen, sondern gab alles sofort zu.
    »Ein Freund hatte mich um einen Gefallen gebeten«, sagte er unbehaglich. »Ich dachte, es wäre nicht so schlimm.«
    »Mensch, Andreas, bist du wahnsinnig?« Pia war außer sich. »Du lässt Protokolle aus Akten verschwinden?«
    »Ich konnte ja nicht wissen, dass der alte Kram noch irgendeine Bedeutung hat«, entgegnete er lahm. »Ich meine, das ist doch alles uralt, die ganze Sache längst abgeschlossen …« Er verstummte, als er merkte, was er da sagte.
    »Sie wissen, was das bedeutet«, sagte Bodenstein ernst. »Ich werde Sie vom Dienst suspendieren und ein Disziplinarverfahren gegen Sie einleiten müssen. Wo sind die Unterlagen?«
    Hasse machte eine hilflose Handbewegung. »Ich habe sie vernichtet.«
    »Und warum?« Pia konnte nicht fassen, was sie da hörte. Hatte er wirklich gedacht, es würde niemandem auffallen?
    »Pia, der Sartorius hat zwei Mädchen umgebracht und jeden anderen verdächtigt – sogar seine Freunde und seinen Lehrer! Ich habe den Typ damals erlebt, ich war bei den Ermittlungen von Anfang an dabei! So ein eiskaltes Schwein – und jetzt will er die ganze Geschichte wieder aufkochen und sich …«
    »Das stimmt doch gar nicht!«, fiel Pia ihm ins Wort. »Ich bin es, die Zweifel bekommen hat. Tobias Sartorius hat überhaupt nichts damit zu tun!«
    »Wie heißt der Freund, der Sie um diesen zweifelhaften Gefallen gebeten hat?«, wollte Bodenstein wissen. Hasse druckste noch ein wenig herum.
    »Gregor Lauterbach«, gab er schließlich zu und ließ den Kopf hängen.
    Das Schwarze Ross war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der ganze Ort hatte sich nach der Beerdigung zum Leichenschmaus versammelt, aber man sprach bei Kaffee und belegten Brötchen weniger über Laura Wagner als über den Brand bei Terlindens, stellte Mutmaßungen und Spekulationen an. Michael Dombrowski war Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr Altenhain und hatte den Einsatz geleitet. Er hatte sich auf der Rückfahrt zum Feuerwehrgerätehaus am Schwarzen Ross absetzen lassen, den Geruch nach Qualm und Feuer noch in der Kleidung und den Haaren.
    »Die Kripo geht von

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