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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Daniela Lauterbach hob eine ihrer wohlgeformten Brauen.
    »Viel Schlimmeres kann ja kaum kommen«, entgegnete sie mit unüberhörbarer Schärfe. »Ich habe gehört, Sie halten Claudius noch immer fest. Warum?«
    Bodenstein war einen Moment versucht, sie dafür um Verständnis zu bitten, sich zu rechtfertigen. Aber Pia kam ihm zuvor.
    »Dafür haben wir unsere Gründe«, sagte sie. »Wir müssen Frau Terlinden leider mitteilen, dass sich ihr Sohn das Leben genommen hat.«
    »Was? Thies ist tot?« Frau Dr. Lauterbach sah Pia an. War das Erleichterung, die kurz in ihrem Blick aufflackerte, bevor sich Bestürzung auf ihrem Gesicht breitmachte? Wie seltsam.
    »Nein, nicht Thies«, erwiderte Pia. »Lars.«
    Bodenstein überließ Pia das Gespräch. Es irritierte ihn, dass ihm so viel an Daniela Lauterbachs Wohlwollen lag. War es die verständnisvolle Warmherzigkeit, die sie ihm entgegengebracht hatte und in die er in seinem derzeitigen seelischen Notstand zu viel hineininterpretiert hatte? Er konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht wenden und wünschte sich unsinnigerweise, sie würde ihn anlächeln.
    »Er hat sich in seinem Auto mit Auspuffgasen vergiftet«, sagte Pia gerade. »Wir haben seine Leiche heute Morgen gefunden.«
    »Lars? Großer Gott.«
    Als Dr. Daniela Lauterbach bewusst wurde, welche neuerliche Hiobsbotschaft auf ihre Freundin Christine zukam, schmolz das Eis in ihrem Blick. Sie wirkte hilflos, aber dann straffte sie die Schultern.
    »Ich sage es ihr«, sagte sie entschlossen. »Das ist besser so. Ich werde mich um sie kümmern. Rufen Sie mich später an.«
    Sie wandte sich ab, ging zu ihrer Freundin, die die Augen kein einziges Mal von dem brennenden Gebäude abgewandt hatte. Daniela Lauterbach legte beide Arme um die Schulter der Freundin, sprach leise auf sie ein. Christine Terlinden stieß einen unterdrückten Schrei aus, sie taumelte leicht, aber Daniela Lauterbach hielt sie fest.
    »Gehen wir«, sagte Pia. »Die kommen schon klar.«
    Bodenstein riss sich vom Anblick der beiden Frauen los und folgte Pia den Weg zurück durch den verwüsteten Park. Gerade als sie das Auto erreichten, trat eine Frau auf sie zu, die er nicht sofort einordnen konnte.
    »Hallo, Frau Fröhlich«, begrüßte Pia Amelies Stiefmutter. »Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht gut«, gab die Frau zu. Sie war sehr blass, wirkte aber gefasst. »Ich wollte mich bei Frau Terlinden erkundigen, was hier passiert ist, da habe ich Ihr Auto gesehen. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten? Konnte Ihre Kollegin etwas mit den Bildern anfangen?«
    »Welche Bilder?«, fragte Pia erstaunt. Barbara Fröhlich blickte verwirrt zwischen Pia und Bodenstein hin und her.
    »A… aber gestern war doch Ihre Kollegin bei mir«, stotterte sie. »Sie … sie sagte, Sie hätten sie geschickt. Wegen der Bilder, die Thies Amelie gegeben hat.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen raschen Blick.
    »Wir haben niemanden geschickt«, antwortete Pia mit gerunzelter Stirn. Die ganze Sache wurde immer eigenartiger!
    »Aber die Frau sagte doch …«, begann Barbara Fröhlich, verstummte dann jedoch ratlos.
    »Haben Sie die Bilder gesehen?«, wollte Bodenstein wissen.
    »Nein … Sie hat das ganze Zimmer durchsucht und hinter der Kommode eine Tapetentür gefunden. Und dahinter lag dann wirklich eine Rolle mit Bildern. Amelie muss sie dort versteckt haben … Was auf den Bildern drauf war, habe ich nicht gesehen. Die Frau hat sie mitgenommen, wollte mir den Empfang sogar noch quittieren.«
    »Wie sah sie denn aus, unsere angebliche Kollegin?«, erkundigte sich Pia. Barbara Fröhlich schien zu begreifen, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Ihre Schultern sackten nach vorne, sie lehnte sich gegen den Kotflügel des Autos, eine Faust gegen die Lippen gepresst. Pia trat zu ihr hin, legte einen Arm um ihre Schulter.
    »Sie … sie hatte eine Polizeimarke«, flüsterte Amelies Stiefmutter und kämpfte gegen die Tränen. »Sie war … so verständnisvoll und freundlich. Sie … sie … sagte, dass sie mit Hilfe dieser Bilder Amelie finden würden, und nur das war mir wichtig!«
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, versuchte Pia sie zu trösten. »Können Sie sich daran erinnern, wie die Frau ausgesehen hat?«
    »Dunkle, kurze Haare. Eine Brille. Schlank.« Barbara Fröhlich hob die Schultern. In ihren Augen stand nackte Angst. »Glauben Sie, dass Amelie noch am Leben ist?«
    »Aber ganz sicher«, erwiderte Pia gegen ihre eigene Überzeugung. »Wir werden sie finden. Machen Sie

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