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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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sagte sie. »Aber du wolltest ja schlauer sein. Wegen dir ist Tobias ins Gefängnis gegangen. Wegen dir, nicht wegen mir!«
    Er duckte sich unter ihren Worten wie unter Peitschenhieben. »Ich habe einen Fehler gemacht, Dani! Ich stand einfach so unter Druck, mein Gott!«
    »Du hast mit einer minderjährigen Schülerin geschlafen«, erinnerte sie ihn mit eisiger Stimme. »Und jetzt kommst du an und verlangst allen Ernstes von mir, dass ich einen Augenzeugen aus dem Weg schaffe, der dazu auch noch ein Patient von mir ist und der Sohn unserer Nachbarn! Was bist du nur für ein Mensch?«
    »Das verlange ich ja gar nicht von dir«, flüsterte Gregor Lauterbach. »Ich will doch nur mit Thies reden. Mehr nicht. Er muss einfach weiterhin den Mund halten. Du bist seine Hausärztin, dich werden sie zu ihm lassen.«
    »Nein.« Daniela Lauterbach schüttelte entschlossen den Kopf. »Da mache ich nicht mit. Lass den Jungen in Ruhe, er hat es sowieso schwer genug. Überhaupt wäre es wohl am besten, wenn du für eine Weile von der Bildfläche verschwindest. Fahr nach Deauville ins Haus, bis sich hier die Wogen geglättet haben.«
    »Die Polizei hat Claudius verhaftet!«, begehrte Gregor Lauterbach auf.
    »Ich weiß.« Sie nickte. »Und ich frage mich, warum. Was habt ihr am Samstagabend wirklich gemacht, du und Claudius?«
    »Bitte, Dani«, flehte er. Er rutschte von dem Stuhl und ging vor ihr auf die Knie. »Lass mich mit Thies reden.«
    »Er wird dir nicht antworten.«
    »Vielleicht doch. Wenn du dabei bist.«
    »Dann erst recht nicht.« Sie blickte auf ihren Ehemann hinunter, der vor ihr kauerte wie ein ängstlicher kleiner Junge. Belogen und betrogen hatte er sie, immer wieder. Ihre Freunde hatten ihr schon vor der Hochzeit prophezeit, dass es so kommen würde. Gregor war zwanzig Jahre jünger, er sah blendend aus, war ein eloquenter Redner und besaß Charisma. Die Mädchen und Frauen himmelten ihn an, weil sie in ihm etwas sahen, was er nicht war. Nur sie selbst wusste, wie schwach er in Wirklichkeit war. Daraus, und aus seiner Abhängigkeit, schöpfte sie ihre Kraft. Sie hatte ihm verziehen, unter der Bedingung, dass so etwas nie wieder passieren durfte. Ein Verhältnis mit einer Schülerin musste tabu sein. Seine wechselnden Geliebten hingegen interessierten sie nicht, sie belustigten sie sogar. Sie allein kannte seine Geheimnisse, seine Ängste und Komplexe, sie kannte ihn viel besser als er sich selbst.
    »Bitte«, bettelte er wieder und blickte sie aus großen Augen bittend an. »Hilf mir, Dani. Lass mich nicht im Stich! Du weißt doch, was für mich auf dem Spiel steht!«
    Daniela Lauterbach stieß einen tiefen Seufzer aus. Ihr Vorsatz, ihm diesmal nicht zu helfen, löste sich in Luft auf. Wie immer. Sie konnte ihm nie lange böse sein. Und diesmal stand wirklich sehr viel auf dem Spiel, da hatte er recht. Sie beugte sich zu ihm hinab, tätschelte seinen Kopf und grub ihre Finger in sein dichtes, weiches Haar.
    »Gut«, sagte sie. »Ich werde zusehen, was ich tun kann. Aber du packst jetzt deine Sachen und fährst für ein paar Tage nach Frankreich, bis alles geregelt ist, okay?«
    Er blickte zu ihr auf, ergriff ihre Hand und küsste sie.
    »Danke«, flüsterte er. »Danke, Dani. Ich wüsste echt nicht, was ich jemals ohne dich tun sollte.«
    Sie lächelte. Der Zorn auf ihn war verebbt. Sie spürte eine tiefe, ruhige Freude in sich aufsteigen. Alles war wieder im Gleichgewicht, mühelos würden sie die Bedrohung von außen meistern – solange Gregor nur zu schätzen wusste, was sie für ihn tat.
    »Der Kultusminister?« Pia hatte von ihrem Kollegen eine völlig andere Antwort erwartet und war platt. »Woher kennst du den denn?«
    »Meine Frau ist eine Cousine seiner Frau«, erklärte Andreas Hasse. »Wir haben uns immer mal wieder auf irgendwelchen Familienfeiern getroffen. Außerdem sind wir beide im Männergesangverein in Altenhain.«
    »Na großartig«, sagte Bodenstein. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie enttäuscht ich von Ihnen bin, Hasse.«
    Andreas Hasse blickte ihn an und schob trotzig das Kinn vor. »Tatsächlich?«, erwiderte er mit bebender Stimme. »Ich wusste gar nicht, dass
ich
Sie enttäuschen könnte, so wenig, wie Sie sich für meine Person jemals interessiert haben.«
    »Wie bitte?« Bodenstein hob die Augenbrauen.
    Und da sprudelte es aus Hasse heraus, jetzt, wo ihm klargeworden war, dass seine Tage im K 11 sowieso gezählt waren.
    »Sie haben noch nie mehr als drei Sätze mit mir geredet. Ich

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