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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Bilder gemalt, wie Amelie es Tobias erzählt hat. Jemand hat ihn unter Druck gesetzt. Er würde in ein Heim kommen, sollte er über das, was er gesehen hat, jemals reden.«
    »Was hat er über Amelie gesagt?« Bodenstein war ungeduldig, ein Zeichen dafür, dass auch er auf etwas Wichtiges gestoßen war.
    »Nichts. Nur, dass er ihr nichts getan hat. Aber er hat über Stefanie gesprochen, sogar ein Bild gemalt.«
    Pia nestelte das zusammengefaltete Papier aus ihrer Tasche, reichte es Bodenstein.
    Der warf einen Blick darauf und runzelte die Stirn, dann deutete er zustimmend auf das Kreuz. »Das ist der Wagenheber. Die Tatwaffe.«
    Pia nickte aufgeregt.
    »Wer hat ihn bedroht? Sein Vater vielleicht?«
    »Möglich. Es kann ihm nicht recht gewesen sein, den eigenen Sohn in ein solches Verbrechen verwickelt zu sehen.«
    »Thies war doch nicht beteiligt«, widersprach Pia. »Er hat alles nur beobachtet.«
    »Ich spreche auch nicht von Thies«, entgegnete Bodenstein. Die Glocke verstummte. »Heute Morgen wurde ich zu einem Suizid gerufen. Ein Mann hat sich auf dem Parkplatz an der Nepomuk-Kurve in seinem Auto das Leben genommen. Und dieser Mann ist Thies' Bruder, Lars Terlinden.«
    »Wie bitte?« Pia war fassungslos.
    »Ja.« Bodenstein nickte. »Was, wenn Lars der Mörder von Stefanie war und sein Bruder das gesehen hat?«
    »Lars Terlinden ist sofort nach dem Verschwinden der Mädchen zum Studium nach England gegangen.« Pia versuchte, sich die Chronologie der Ereignisse vom September 1997 in Erinnerung zu rufen. Der Name von Thies' Bruder tauchte nicht einmal in den alten Akten auf.
    »Vielleicht hat Claudius Terlinden seinen Sohn auf diese Weise aus den Ermittlungen herausgehalten. Und seinen anderen Sohn hat er unter Druck gesetzt, damit er den Mund hält«, vermutete Bodenstein.
    »Aber was hat Thies damit gemeint, niemand könne Schneewittchen mehr etwas tun, weil er auf sie aufpassen würde?«
    Bodenstein zuckte die Schultern. Die Angelegenheit wurde nicht klarer, sondern immer verworrener. Sie gingen um die Kirche herum zum Friedhof. Die Trauergesellschaft hatte sich unter aufgespannten Schirmen versammelt, drängte sich rings um das ausgehobene Grab, in das just in diesem Moment der weiße Sarg mit einem Bukett aus weißen Nelken hinabgesenkt wurde. Die Männer des Bestattungsinstitutes traten zurück, der Pfarrer begann zu sprechen.
    Manfred Wagner hatte für die Beerdigung seiner ältesten Tochter Freigang aus der U-Haft bekommen, mit versteinerter Miene stand er neben seiner Frau und zwei älteren Jugendlichen in der ersten Reihe; die beiden Vollzugsbeamten, die ihn begleitet hatten, warteten ein Stück weit entfernt. Eine junge Frau eilte auf bleistiftdünnen Absätzen an Bodenstein und Pia vorbei, ohne sie anzusehen. Das leuchtend blonde Haar hatte sie zu einem schlichten Knoten frisiert, sie trug ein enganliegendes, schwarzes Kostüm und trotz der nebligen Düsternis eine große, dunkle Sonnenbrille.
    »Nadja von Bredow«, erklärte Pia ihrem Chef. »Sie stammt hier aus Altenhain und war mit Laura Wagner befreundet.«
    »Ah ja.« Bodenstein war in Gedanken ganz woanders. »Ich habe übrigens eben von Frau Dr. Engel die Zusage bekommen, dass sie sich um Gregor Lauterbach kümmert. Kultusminister hin oder her, er war an dem Samstag, als Amelie verschwand, mit Terlinden unterwegs.«
    Pias Handy begann zu klingeln. Eilig kramte sie es hervor und verschwand um die Ecke der Kirche, bevor sie böse Blicke ernten konnte, und meldete sich.
    »Pia, ich bin's«, hörte sie Ostermanns Stimme. »Du hast mir doch neulich erzählt, dass in den alten Akten Vernehmungsprotokolle fehlen.«
    »Ja, genau.«
    »Hör zu. Es fällt mir zwar schwer, das zu sagen, aber mir ist eingefallen, dass Andreas sich ziemlich für die Akten interessiert hat. Er war an einem Abend, als er eigentlich krankgeschrieben war, noch spät im Büro, und ich …«
    Der Rest seiner Worte ging im plötzlichen Geheul der Sirene unter, die sich auf dem Dach des Schwarzen Rosses befand. Pia hielt sich das andere Ohr zu und bat den Kollegen, lauter zu sprechen. Drei Männer hatten beim Ertönen der Sirene die Trauergesellschaft verlassen und hasteten nun an Pia vorbei Richtung Parkplatz.
    »… mich gewundert … Rezept … war aber in unserem Büro …«, hörte sie noch. »… keine Ahnung … ihn fragen … ist denn das?«
    »Die Sirene.« Pia lauschte angestrengt in ihr Handy. »Es brennt wohl irgendwo. Also, noch mal. Was war mit

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