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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Eindruck. Er saß zwischen den Stühlen. Behnke war ein alter Kumpel, er hatte ihn immer in Schutz genommen und seine Fehler ausgebügelt, aber zuletzt hatte er sich auch immer wieder darüber geärgert, dass sein Kollege seine gutmütige Hilfsbereitschaft mehr und mehr ausgenutzt hatte. Mit Kathrin Fachinger verstand Ostermann sich gut – auf wessen Seite stand er?
    »Ist die Sache in Wallau aufgeklärt?«, fragte Nicola Engel. Pia brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Frage an sie gerichtet war.
    »Ja«, antwortete sie und verzog das Gesicht bei der Erinnerung an den Großeinsatz von Spurensicherung und Rechtsmedizinern am Unfallort. »Es gab zwar zwei Leichen, aber mit denen haben wir wohl kaum etwas zu tun.«
    »Wieso?«
    »Es waren zwei gebratene Spanferkel, die zu einer Feier ausgeliefert werden sollten«, erklärte Pia. »Das Fahrzeug ist bei dem Unfall völlig ausgebrannt, weil der Partyservice-Mensch ein paar Butangasflaschen auf der Ladefläche stehen hatte, die wohl durch die Hitzeentwicklung zusätzlich in die Luft gegangen sind.«
    Dr. Engel verzog keine Miene. »Umso besser. Und der Fall Rita Cramer ist Sache der Staatsanwaltschaft.« Sie wandte sich an Bodenstein. »Dann übernehmen Sie das verschwundene Mädchen. Wahrscheinlich taucht es sowieso bald wieder auf. 98 Prozent aller Fälle von vermissten Jugendlichen klären sich innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen.«
    Bodenstein räusperte sich. »Zwei Prozent aber auch nicht«, sagte er.
    »Sprechen Sie mit den Eltern und Freunden des Mädchens«, riet Dr. Engel. »Ich habe jetzt einen Termin beim BKA. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Sie stand auf, nickte in die Runde und war weg.
    »Was haben wir?«, fragte Bodenstein Ostermann, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Amelie Fröhlich, siebzehn Jahre alt, aus Bad Soden«, antwortete der. »Ihre Eltern haben sie gestern als vermisst gemeldet. Sie wurde das letzte Mal am Samstagvormittag von ihren Eltern gesehen. Da sie in der Vergangenheit aber bereits öfter von zu Hause abgehauen ist, haben sie erst noch abgewartet.«
    »Gut.« Bodenstein nickte. »Pia und ich fahren zu den Eltern des Mädchens. Frank, Sie und Frau Fachinger fahren …«
    »Nein«, unterbrach Kathrin ihren Chef, der sie erstaunt anblickte. »Ich fahre ganz sicher nicht mit Behnke irgendwohin.«
    »Ich könnte mit Frank fahren«, bot Ostermann eilig an. Für einen Moment war es ganz still. Behnke kaute auf seinem Kaugummi herum und grinste zufrieden vor sich hin.
    »Muss ich hier jetzt auch noch Rücksicht auf die Befindlichkeiten Einzelner nehmen?«, fragte Bodenstein. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen hatte sich vertieft, er sah richtig verärgert aus, was bei ihm nur selten der Fall war. Kathrin schob trotzig die Unterlippe vor. Das war eine klare Arbeitsverweigerung.
    »Passt mal auf, Leute.« Bodensteins Stimme klang gefährlich ruhig. »Es ist mir
scheißegal,
wer hier mit wem momentan Probleme hat. Wir haben Arbeit, und ich erwarte von euch, dass ihr meinen Anweisungen Folge leistet. Ich bin vielleicht in der Vergangenheit ein bisschen zu gutmütig gewesen, aber ich bin nicht euer Hanswurst! Frau Fachinger und Herr Behnke fahren jetzt in die Schule des Mädchens und sprechen mit Lehrern und Klassenkameraden. Wenn sie damit fertig sind, nehmen sie sich die Nachbarn des Mädchens vor. Ist das klar?«
    Bockiges Schweigen war die Antwort. Und plötzlich tat Bodenstein etwas, das er noch nie getan hatte. Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »OB DAS KLAR IST?«, brüllte er.
    »Ja«, erwiderte Kathrin Fachinger eisig. Sie stand auf, ergriff ihre Jacke und Tasche. Behnke erhob sich ebenfalls. Die beiden verschwanden, und auch Ostermann verzog sich in sein Büro.
    Bodenstein holte tief Luft und blickte Pia an. »Oh Mann.« Er atmete wieder aus und grinste schief. »Das tat gut.«
    »Altenhain?«, fragte Pia erstaunt. »Ostermann hat doch was von Bad Soden gesagt.«
    »Waldstraße 22.« Bodenstein deutete auf das Navigationssystem seines BMW, auf das er sich blind zu verlassen pflegte, obwohl es ihn in der Vergangenheit schon einige Male in die Irre geführt hatte. »Das ist in Altenhain. Gehört ja zu Bad Soden.«
    Pia beschlich eine düstere Vorahnung. Altenhain. Tobias Sartorius. Sie würde es niemals zugeben, aber sie empfand so etwas wie Sympathie für den jungen Mann. Nun war wieder ein Mädchen verschwunden, und sie konnte nur hoffen, dass er nichts damit zu tun hatte. Sie zweifelte

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