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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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behindert. Thies ist Autist.«
    »Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Bodenstein, der sich mit Pias Unterstützung über den alten Fall ausführlich informiert hatte, »dann fiel seinerzeit auch ein Verdacht auf Claudius Terlinden. Hatte nicht Ihr Sohn behauptet, Terlinden habe etwas mit Laura gehabt? Eigentlich kann er auf Tobias ja nicht besonders gut zu sprechen sein.«
    »Ich glaube nicht, dass da etwas zwischen Claudius und dem Mädchen gewesen ist«, erwiderte Sartorius nach kurzem Überlegen. »Die Kleine war hübsch und ein bisschen kess. Ihre Mutter war Haushälterin oben in der Villa, und Laura war deshalb oft dort. Sie hat Tobias erzählt, dass Claudius hinter ihr her wäre, wohl um ihn eifersüchtig zu machen. Es hat sie ziemlich gekränkt, dass er mit ihr Schluss gemacht hat. Aber Tobias war bis über beide Ohren in Stefanie verliebt, da hatte Laura keine Chance mehr. Hm, die war auch ein ganz anderes Kaliber, die Stefanie. Schon eine richtige junge Frau, sehr schön und sehr selbstbewusst.«
    »Schneewittchen«, sagte Pia.
    »Ja, so wurde sie genannt, nachdem sie die Rolle bekommen hatte.«
    »Welche Rolle?«, wollte Bodenstein wissen.
    »Ach, in einem Theaterstück in der Schule. Die anderen Mädchen waren sehr neidisch. Stefanie war schließlich die Neue und hatte trotzdem gleich die begehrte Hauptrolle in der Theater AG bekommen.«
    »Aber Laura und Stefanie waren doch Freundinnen, oder nicht?«, fragte Pia nach.
    »Die beiden und Nathalie waren in einer Klasse. Sie verstanden sich gut und gehörten alle zur selben Clique.« Sartorius' Gedanken schweiften in eine friedlichere Vergangenheit.
    »Wer?«
    »Laura, Nathalie und die Jungs: Tobias, Jörg, Felix, Michael und wie sie alle hießen. Als Stefanie nach Altenhain kam, gehörte sie schnell dazu.«
    »Und Tobias hat wegen ihr mit Laura Schluss gemacht.«
    »Ja.«
    »Aber dann hat Stefanie mit
ihm
Schluss gemacht. Warum eigentlich?«
    »Das weiß ich auch nicht so genau.« Sartorius hob die Schultern. »Wer weiß schon, was in den jungen Leuten vorgeht? Angeblich hatte sie sich in ihren Lehrer verguckt.«
    »In Gregor Lauterbach?«
    »Ja.« Seine Miene verfinsterte sich. »Daraus haben sie ja auch vor Gericht ein Motiv gedrechselt. Tobias sei eifersüchtig auf den Lehrer gewesen und habe Stefanie deswegen … umgebracht. Aber das ist Unsinn.«
    »Wer hat denn die Hauptrolle in dem Theaterstück bekommen, nachdem Stefanie sie nicht mehr spielen konnte?«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, dann war das Nathalie.«
    Pia warf Bodenstein einen Blick zu.
    »Nathalie – also Nadja«, sagte sie, »hat Ihrem Sohn immer die Treue gehalten. Bis heute. Warum?«
    »Ungers sind unsere direkten Nachbarn«, antwortete Sartorius. »Nathalie war für Tobias wie eine kleine Schwester. Später war sie seine beste Freundin. Sie war – ein Kumpel.
    Ziemlich burschikos und überhaupt nicht zickig. Ein Mädel zum Pferdestehlen. Tobias und seine Freunde haben sie immer wie einen Jungen behandelt, weil sie alles mitgemacht hat. Sie ist Moped gefahren, auf Bäume geklettert und hat sich mit ihnen geprügelt, als sie noch jünger waren.«
    »Um noch mal auf Claudius Terlinden zurückzukommen«, begann Bodenstein, aber in diesem Augenblick marschierte Behnke, gefolgt von zwei weiteren Beamten, durch die nur angelehnte Hintertür in die Gaststube. Am Morgen hatte Bodenstein ihn mit der Leitung der Hausdurchsuchung betraut. Er baute sich vor dem Tisch auf, die Kollegen wie zwei Flügeladjutanten zu seinen Seiten.
    »Wir haben etwas Interessantes im Zimmer Ihres Sohnes gefunden, Herr Sartorius.«
    Pia bemerkte das triumphierende Glitzern in Behnkes Augen, den überheblichen Zug um seinen Mund. Mit Genuss spielte er in Situationen wie dieser die Überlegenheit aus, die er kraft seines Amtes besaß. Ein schäbiger Charakterzug, den Pia zutiefst verabscheute.
    Wie von einem Zauberstab berührt, sackte Sartorius wieder in sich zusammen.
    »Das«, verkündete Behnke, ohne Sartorius aus den Augen zu lassen, »steckte in der Gesäßtasche einer Jeans im Zimmer Ihres Sohnes.« Er blähte siegesgewiss die Nasenflügel. »Gehört das Ihrem Sohn? Hm? Wohl kaum! Hier auf der Rückseite stehen nämlich mit Eddingstift Initialen, schauen Sie mal!«
    Bodenstein räusperte sich nachdrücklich und streckte die Hand aus, dazu machte er noch eine auffordernde Bewegung mit dem Zeigefinger. Pia hätte ihren Chef dafür küssen können, sie musste sich alle Mühe geben, nicht breit zu grinsen. Ohne

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