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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vielleicht getötet wird. Ein Kind merkt möglicherweise zu dem Zeitpunkt nicht, dass Absicht dahinter steckt. Aber ein, zwei Jahre später sagt jemand etwas oder sie sieht etwas, und sie erinnert sich und sagt sich vielleicht: ›A oder B oder X hat das mit Absicht getan.‹ ›Vielleicht war es in Wirklichkeit ein Mord und gar kein Unfall.‹ Und es gibt noch mehr Möglichkeiten. Einige davon, ich gebe es zu, stammen von meiner Freundin Mrs Oliver, die immer mit Leichtigkeit ein Dutzend Lösungen vorschlagen kann, von denen alle nicht sehr wahrscheinlich, die meisten aber immerhin möglich sind. Tabletten, die jemand in eine Tasse Tee schüttet, die er dann jemand anders anbietet. Etwa in der Art. Doch, es gibt sehr viele Möglichkeiten.«
    »Und Sie sind hier, um sie zu prüfen?«
    »Das wäre doch, meine ich, im Interesse der Allgemeinheit, glauben Sie nicht?«, sagte Poirot.
    »Aha, wir sollen gemeinnützig sein, wir beide.«
    »Wenigstens informieren können Sie mich doch«, sagte Poirot. »Sie kennen die Leute hier.«
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagte Spence. »Und ich werde Elspeth einspannen. Es gibt nicht viel, was sie über die Leute hier nicht weiß.«

6
     
    P oirot verabschiedete sich von seinem Freund, sehr zufrieden mit dem, was er erreicht hatte.
    Die Informationen, die er brauchte, würde er bekommen – das bezweifelte er keinen Augenblick. Er hatte Spence’ Interesse geweckt. Und wenn Spence einmal eine Spur aufgenommen hatte, gab er nicht so schnell wieder auf. Als pensionierter hoher Polizeibeamter hatte er bestimmt Freunde bei der Ortspolizei.
    Als Nächstes – Poirot sah auf die Uhr – war er in genau zehn Minuten mit Mrs Oliver vor einem Haus verabredet, das den Namen »Haus Apfelbaum« trug. Ein sehr passender Name.
    Wirklich, dachte Poirot, es schien nicht möglich zu sein, von Äpfeln loszukommen. Nichts konnte erfreulicher sein als ein saftiger englischer Apfel. Aber hier dachte man bei Äpfeln an Besenstiele und Hexen und alte Volksbräuche und ein ermordetes Kind.
    Poirot folgte dem Weg, der ihm gesagt worden war, und kam auf die Minute genau vor einem roten Backsteinhaus an, Haus und Garten von einer gepflegten Buchenhecke umgeben.
    Er öffnete das schmiedeeiserne Gartentor und betrat den Weg, der zur Haustür führte, als sich diese wie bei einer Kuckucksuhr öffnete und als überdimensionaler Kuckuck Mrs Oliver auf der Schwelle erschien.
    »Sie sind überpünktlich«, sagte sie atemlos. »Ich habe Sie durchs Fenster gesehen.«
    Poirot drehte sich um und schloss das Gartentor sorgfältig hinter sich. Bei praktisch jeder Begegnung mit Mrs Oliver, ob verabredet oder zufällig, hatte sich ihm bis jetzt immer das Apfelmotiv aufgedrängt: Entweder aß sie gerade einen Apfel oder sie hatte gerade einen gegessen, oder sie trug eine Tüte mit Äpfeln in der Hand. Aber diesmal war weit und breit nichts von Äpfeln zu sehen.
    »Ich versteh nicht, warum Sie nicht bei Judith Butler wohnen«, sagte Mrs Oliver, »anstatt in einer Pension.«
    »Weil es besser ist, wenn ich mir die Sache aus einer gewissen Distanz betrachte«, sagte Poirot. »Man darf sich nicht einwickeln lassen, verstehen Sie.«
    »Ich sehe nicht, wie Sie das auf die Dauer vermeiden wollen. Schließlich müssen Sie doch zu allen hingehen und mit ihnen sprechen, nicht wahr?«
    »Allerdings«, sagte Poirot.
    »Mit wem haben Sie bis jetzt gesprochen?«
    »Mit meinem Freund, Superintendent Spence.«
    »Und was ist seine Meinung?«
    »Sie sind zu voreilig«, sagte Poirot.
    »Und was wollen Sie beide unternehmen?«
    »Mein Programm ist genau geplant«, sagte Poirot. »Zuerst habe ich meinen alten Freund besucht und mich mit ihm beraten. Ich habe ihn gebeten, mir, wenn möglich, Informationen zu verschaffen, an die ich sonst nicht herankomme.«
    »Und dann?«
    »Und jetzt bin ich bei Ihnen hier, Madame. Ich muss den Ort sehen, an dem das Ganze passiert ist.«
    Mrs Oliver wandte den Kopf und sah am Haus empor.
    »Es sieht nicht aus wie ein Haus, in dem ein Mord passiert, nicht?«
    »Nein«, sagte Poirot, »durchaus nicht. Wenn ich gesehen habe, wo es passiert ist, werde ich mit Ihnen zu der Mutter des toten Kindes gehen. Dort werde ich hören, was sie mir zu sagen hat. Heute Nachmittag wird mein Freund Spence für mich eine Verabredung mit dem Inspektor hier treffen. Außerdem würde ich gern mit dem Arzt sprechen, und vielleicht auch noch mit der Schulleiterin. Um sechs Uhr bin ich zum Tee bei meinem Freund Spence

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