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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mitgehen und Apfelschnappen spielen, den es nicht kennt? Wie dem auch sei, Sie haben immer noch nicht erklärt, Poirot, was Sie mit der Sache zu tun haben. Sie haben gesagt, wegen Mrs Oliver. Irgendeine von ihren verrückten Ideen?«
    »Nicht gerade eine verrückte Idee«, sagte Poirot. »Es stimmt, dass Schriftsteller oft verrückte Einfälle haben, die von der Wahrscheinlichkeit recht weit entfernt sind. Aber diesmal hat sie lediglich etwas gehört, was dieses Mädchen gesagt hat.«
    »Wer, Joyce?«
    »Ja.«
    Spence beugte sich vor und sah Poirot fragend an.
    »Ich werde es Ihnen erzählen.«
    Mit leiser Stimme gab Poirot kurz wieder, was Mrs Oliver ihm erzählt hatte.
    »Ich verstehe«, sagte Spence und rieb seinen Schnurrbart. »Das Mädchen hat das gesagt. Dass sie gesehen hat, wie jemand ermordet worden ist. Hat sie gesagt, wann oder wie?«
    »Nein«, sagte Poirot.
    »Wie kam sie denn drauf?«
    »Ich glaube, jemand machte eine Bemerkung über die Morde in Mrs Olivers Büchern. Es war eins von den Kindern, etwa in dem Sinne, dass in ihren Büchern nicht genug Leichen und Blut vorkämen. Und da sagte Joyce, sie habe schon mal einen Mord gesehen.«
    »Prahlte sie damit?«
    »Mrs Oliver hatte den Eindruck.«
    »Es braucht also nicht wahr gewesen zu sein.«
    »Nein, absolut nicht.«
    »Kinder geben oft seltsame Behauptungen von sich, wenn sie sich in den Mittelpunkt spielen wollen. Anderseits kann es natürlich auch gestimmt haben.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Poirot. »Ein Kind prahlt damit, Zeuge eines Mordes gewesen zu sein. Wenige Stunden später ist dieses Kind tot. Sie müssen zugeben, dass es Grund gibt, anzunehmen, dass es sich hier um Ursache und Wirkung handelt. Wenn es so ist, dann hat jemand keine Zeit verloren.«
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte Spence zu. »Wie viele Leute haben denn Joyce’ Behauptung über den Mord gehört? Wissen Sie das genau?«
    »Mrs Oliver hat mir nur gesagt, es seien vierzehn oder fünfzehn Leute da gewesen, vielleicht auch mehr. Fünf oder sechs Kinder, fünf oder sechs Erwachsene, die das Ganze leiteten. Aber was die genauen Zahlen betrifft, bin ich auf Sie angewiesen.«
    »Das wird einfach sein«, sagte Spence. »Ich weiß sie jetzt schon annähernd. Fast alle waren Frauen. Väter gehen im Allgemeinen nicht zu Kinderfesten. Sie sehen höchstens mal rein oder holen ihre Kinder ab. Dr. Ferguson war da, der Pfarrer war da. Im Übrigen Mütter, Tanten, zwei Lehrerinnen aus der Schule. Ich kann Ihnen eine Liste geben. Grob geschätzt würde ich sagen, es waren etwa vierzehn Kinder, das jüngste nicht älter als zehn, und dann alle Altersstufen bis etwa achtzehn.«
    »Und ich nehme an, Sie wissen, wer von allen infrage käme?«, fragte Poirot.
    »Tja, das ist jetzt nicht mehr so einfach, wenn das stimmt, was Sie denken.«
    »Sie wollen damit sagen, dass Sie nicht mehr nach einer sexuell gestörten Person Ausschau halten. Stattdessen müssen Sie jemand suchen, der einen Mord begangen hat und nicht entdeckt worden ist, jemand, der nie erwartet hat, entdeckt zu werden, und der jetzt eine hässliche Überraschung erlebt hat.«
    »Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, wer das sein könnte. Wir haben hier niemand, dem das zuzutrauen wäre, und Morde sind in letzter Zeit auch nicht vorgekommen.«
    »Es gibt überall Leute, denen ein Mord zuzutrauen ist«, sagte Poirot. »Oder vielleicht sollte ich besser sagen: denen ein Mord nicht zuzutrauen ist, die aber trotzdem Mörder sind. Weil gerade die am wenigsten entdeckt werden. Viele Beweise gegen sie gibt es wahrscheinlich nicht, und für einen solchen Mörder muss es ein Schock sein zu erfahren, dass es einen Augenzeugen gibt.«
    »Warum hat Joyce aber damals nicht gleich etwas gesagt? Das würde ich gern wissen. Ist sie von jemand bestochen worden? Das wäre doch ein bisschen zu riskant.«
    »Nein«, sagte Poirot. »Soweit ich Mrs Oliver verstanden habe, hat sie damals nicht erkannt, dass das, was sie sah, ein Mord war.«
    »Aber das ist doch ganz unmöglich«, sagte Spence.
    »Nicht ohne Weiteres«, sagte Poirot. »Eine Dreizehnjährige erzählt etwas, sie erinnert sich an etwas, das sie einmal gesehen hat. Wir wissen nicht genau, wann. Es kann drei oder vier Jahre her gewesen sein. Sie hat etwas gesehen, aber seine wahre Bedeutung nicht erkannt. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, mon cher. Zum Beispiel einen etwas merkwürdigen Autounfall. Ein Auto, das offensichtlich direkt auf eine Person losfährt, die verletzt oder

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