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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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umzubringen, aber wenn sie nicht nett war, wollte sie vielleicht deshalb jemand umbringen – «
    »Ja, vielleicht – aber es kann doch nicht eine Frage der Nettigkeit sein?«
    »Vielleicht doch. Außerdem hat sie, wenn ich recht verstanden habe, behauptet, Zeuge eines Mordes gewesen zu sein.«
    »Ach, das«, sagte Mrs Drake verachtungsvoll.
    »Sie haben diese Behauptung nicht ernst genommen?«
    »Natürlich nicht. Albern, so etwas zu sagen.«
    »Warum hat sie es behauptet?«
    »Die Kinder waren wohl alle sehr aufgeregt, weil Mrs Oliver hier war. Sie müssen bedenken, Sie sind sehr berühmt«, sagte Mrs Drake zu Mrs Oliver gewandt. »Ich glaube nicht, dass es sonst zu diesem Thema gekommen wäre – «
    »Und da sagte Joyce, dass sie einen Mord gesehen hat«, sagte Poirot nachdenklich.
    »Ja, irgendwas in der Art hat sie gesagt. Ich habe nicht richtig zugehört.«
    »Aber Sie erinnern sich, dass sie es gesagt hat?«
    »O ja. Aber geglaubt habe ich es nicht«, sagte Mrs Drake. »Ihre Schwester ist ihr auch gleich über den Mund gefahren, was ich sehr richtig fand.«
    »Und darüber war Joyce sehr böse, nicht wahr?«
    »Ja, und sie sagte immer weiter, dass es stimmte.«
    »Sie gab also damit an.«
    »Wenn Sie’s so ausdrücken wollen, ja.«
    »Aber es kann doch vielleicht wahr gewesen sein oder?«, fragte Poirot.
    »Unsinn, das glaube ich keinen Augenblick«, sagte Mrs Drake. »So dummes Zeug ist typisch für Joyce.«
    »War sie dumm?«
    »Gott ja, sie war ein Kind, das sich gern in den Vordergrund spielte«, sagte Mrs Drake. »Sie kennen das sicher, sie wollte eben immer mehr gesehen und mehr getan haben als andere Mädchen.«
    »Kein sehr liebenswertes Wesen«, sagte Poirot.
    »Weiß Gott nicht«, sagte Mrs Drake. »Im Grund muss man solchen Kindern die ganze Zeit immer den Mund verbieten.«
    »Was haben denn die andern Kinder, die dabei waren, dazu gesagt? Hat es sie beeindruckt?«
    »Sie haben sie ausgelacht«, sagte Mrs Drake. »Und das machte sie natürlich noch unausstehlicher.«
    »Sehr schön«, sagte Poirot und erhob sich. »Es freut mich, dass dieser Punkt von Ihnen bestätigt worden ist.« Er beugte sich galant über ihre Hand. »Auf Wiedersehen, Madame, und ich danke Ihnen, dass Sie mir den Ort dieses so unerfreulichen Ereignisses gezeigt haben. Ich hoffe, es hat nicht zu unangenehme Erinnerungen in Ihnen wachgerufen.«
    »Natürlich«, sagte Mrs Drake, »ist es schmerzlich, sich an so etwas zu erinnern. Ich hatte so gehofft, dass unsere kleine Gesellschaft gut gehen würde. Und im Grunde ist sie auch gut gegangen, und allen schien es solchen Spaß zu machen, bis diese schreckliche Geschichte passierte. Man kann nur versuchen, das alles zu vergessen. Es ist natürlich sehr misslich, dass Joyce ausgerechnet diese dumme Bemerkung über den Mord machen musste.«
    »Hat es hier in Woodleigh Common schon mal einen Mord gegeben?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Mrs Drake mit Nachdruck.
    »In der heutigen Zeit der anwachsenden Kriminalität«, sagte Poirot, »scheint das etwas ungewöhnlich, finden Sie nicht?«
    »Nun ja, ich glaube, ein Lkw-Fahrer hat mal einen Freund umgebracht – etwas in dieser Art –, und ein kleines Mädchen haben sie mal in einer Kiesgrube etwa fünfundzwanzig Kilometer von hier gefunden, aber das ist schon Jahre her. Beides waren ziemlich banale Verbrechen. Hauptsächlich wohl auf Alkohol zurückzuführen.«
    »Also Morde, die ihrer Art nach kaum von einem zwölf- oder dreizehnjährigen Mädchen beobachtet worden sein konnten.«
    »Das ist ganz unwahrscheinlich, würde ich denken. Und ich kann Ihnen versichern, Monsieur Poirot, dass das Mädchen diese Behauptung nur aufgestellt hat, um seine Freundinnen zu beeindrucken und vielleicht das Interesse einer berühmten Persönlichkeit zu erregen.« Sie warf Mrs Oliver einen ziemlich kalten Blick zu.
    »Also«, sagte Mrs Oliver, »bin ich an allem schuld, weil ich bei der Kindergesellschaft dabei war, ja?«
    »O natürlich nicht, meine Beste, so habe ich es nicht gemeint.«
    Poirot seufzte, als er mit Mrs Oliver das Haus verließ.
    »Ein für einen Mord ganz ungeeignetes Haus«, sagte er, als sie den Weg zum Gartentor hinuntergingen. »Keine Atmosphäre, keine tragische Ausstrahlung, keine Persönlichkeit, von der man sagen könnte, dass sie einen Mord herausfordert – obwohl ich nicht umhinkann zu glauben, dass man gelegentlich Lust hätte, Mrs Drake umzubringen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Manchmal kann sie einem wahnsinnig auf

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