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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die Nerven gehen. So selbstzufrieden und von sich eingenommen.«
    »Wie ist ihr Mann?«
    »Sie ist verwitwet. Ihr Mann ist vor ein oder zwei Jahren gestorben. Er hatte Kinderlähmung und war seit Jahren verkrüppelt. Er war früher Bankier. Ein großer Sportler, und es war schrecklich für ihn, das alles aufzugeben.«
    »Sehr verständlich.« Er kehrte zum Thema Joyce zurück.
    »Sagen Sie, hat einer der Anwesenden Joyce’ Behauptung von dem Mord ernst genommen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich nehme es eigentlich nicht an.«
    »Die anderen Kinder zum Beispiel.«
    »Ja, an die dachte ich gerade dabei. Nein, ich glaube nicht, dass sie Joyce geglaubt haben. Sie haben gedacht, Joyce denkt sich das aus.«
    »Haben Sie das auch gedacht?«
    »Im Grunde ja«, sagte Mrs Oliver. »Natürlich«, fügte sie hinzu, »Mrs Drake würde sich am liebsten einreden, dass Joyce überhaupt nicht ermordet worden ist, aber das würde doch ein bisschen zu weit führen, nicht?«
    »Ich begreife, dass das alles sehr unangenehm für sie ist.«
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht«, sagte Mrs Oliver. »Aber ich glaube, inzwischen fängt es ihr langsam an, Spaß zu machen, wenn sie darüber spricht. Ich glaube, sie mag gar nicht immer nur darüber schweigen.«
    »Mögen Sie sie?«, fragte Poirot. »Finden Sie sie nett?«
    »Sie stellen wirklich schwierige Fragen. Offensichtlich interessiert Sie bloß, ob die Leute nett sind oder nicht. Rowena Drake ist der herrschsüchtige Typ – es macht ihr Spaß zu bestimmen. Hier im Ort ist sie diejenige, die mehr oder weniger alles zu sagen hat. Aber sie ist sehr tüchtig. Es kommt darauf an, ob man herrschsüchtige Frauen mag. Ich mag sie nicht sehr – «
    »Wie ist denn Joyce’ Mutter?«
    »Sie ist eine sehr nette Frau. Ein bisschen dumm, würde ich sagen. Sie tut mir schrecklich leid. Scheußlich, wenn man die Tochter durch Mord verliert. Und alle denken, es war ein Sexualmord, was die Sache noch schlimmer macht.«
    »Aber es gab doch keinen Hinweis auf eine Vergewaltigung.«
    »Nein, aber Sie wissen ja, wie die Leute sind.«
    »Man glaubt, dass man das weiß – aber manchmal – nun ja, da weiß man es eben doch nicht.«
    »Wäre es nicht besser, wenn meine Freundin Judith Butler mit Ihnen zu Mrs Reynolds ginge? Sie kennt sie sehr gut, und ich bin ihr völlig fremd.«
    »Wir wollen an unserem Plan festhalten.«
    »Das Computerprogramm muss abrollen«, murmelte Mrs Oliver rebellisch.

7
     
    M rs Reynolds war der vollkommene Gegensatz von Mrs Drake. Sie strahlte keine Tüchtigkeit aus und würde es wohl auch nie tun.
    Sie war konventionell in Schwarz gekleidet, in der Hand hielt sie ein feuchtes Taschentuch und war offensichtlich bereit, jederzeit in Tränen auszubrechen.
    »Es ist wirklich sehr nett von Ihnen«, sagte sie zu Mrs Oliver, »dass Sie einen Freund hergebracht haben, um uns zu helfen.«
    Sie gab Poirot eine feuchte Hand und sah ihn skeptisch an. »Und wenn er irgendwie helfen kann, werde ich ihm sehr dankbar sein, obgleich ich nicht recht weiß, was man da noch tun soll. Nichts kann sie wieder zurückbringen, armes Kind. Es ist so schrecklich, daran zu denken. Wenn sie doch nur geschrien hätte – aber ich nehme an, er hat ihren Kopf sofort… Oh, ich kann nicht ertragen, daran zu denken.«
    »Madame, ich will Sie wirklich nicht quälen. Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen, die mir vielleicht helfen, den Mörder Ihrer Tochter zu finden. Sie selbst haben wahrscheinlich keine Ahnung, wer es gewesen sein kann?«
    »Wie sollte ich? Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass es so jemand geben könnte – jemand, der hier wohnt, meine ich. Es ist so ein netter Ort. Und die Leute, die hier wohnen, sind alle so nett. Es war wahrscheinlich irgendjemand – irgendein Kerl, der durchs Fenster eingestiegen ist. Vielleicht hatte er Rauschgift genommen oder so was. Er hat das Licht gesehen und dass ein Kinderfest war und ist einfach eingedrungen.«
    »Sie sind ganz sicher, dass der Mörder ein Mann war?«
    »Oh, es muss einer gewesen sein.« Mrs Reynolds klang schockiert. »Ich bin überzeugt, es war einer. Eine Frau konnte es doch nicht gewesen sein, nicht?«
    »Die Kraft einer Frau hätte ausgereicht.«
    »Ach so, ja, ich glaube, ich weiß, was Sie meinen. Aber so etwas könnte eine Frau nicht tun, sicher nicht. Joyce war doch noch ein Kind – dreizehn Jahre.«
    »Ich möchte Sie nicht quälen, und ich möchte Sie nicht aufregen. Es geht nur um eine Bemerkung, die Ihre Tochter bei der

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