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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Weinbrand schwimmenden Rosinen hereingetragen. Alles drängte sich kreischend heran und griff nach den brennenden Rosinen. »Au! Ich hab mich verbrannt! Oh, wie herrlich!« Allmählich begann der Feuerdrachen zu flackern, und schließlich erstarb die Flamme. Die Lichter gingen wieder an. Das Fest war zu Ende.
    »Es war ein großer Erfolg«, sagte Rowena.
    »Das sollte es aber auch sein nach all der Mühe, die Sie sich gemacht haben.«
    »Es war sehr schön«, sagte Judith leise. »Und jetzt«, fügte sie seufzend hinzu, »müssen wir ein bisschen aufräumen. Wir können nicht alles den armen Putzfrauen überlassen.«

3
     
    I n einer Wohnung in London klingelte das Telefon. Der Besitzer der Wohnung, Hercule Poirot, hob lauschend den Kopf. Ein Gefühl der Enttäuschung überkam ihn. Er wusste, was dieser Anruf bedeutete. Sein Freund Solly, mit dem er den Abend verbringen und die nie endende Diskussion über den wahren Täter der Stadtbadmorde fortsetzen wollte, sagte wahrscheinlich ab. Poirot, der inzwischen eifrig Beweismaterial für seine eigene, etwas weit hergeholte Theorie gesammelt hatte, war enttäuscht. Es war sehr ärgerlich, wenn Solly heute Abend nicht kam. Anderseits hatte Solly heute Morgen schon einen ekelhaften Husten gehabt, als sie telefoniert hatten.
    »Er hat eine scheußliche Erkältung«, sagte sich Hercule Poirot, »und würde mich bestimmt anstecken. Besser, er kommt nicht. Tout de même«, fügte er seufzend hinzu, »das heißt, dass ich einen sehr langweiligen Abend vor mir habe.«
    In letzter Zeit waren viele Abende langweilig, dachte Hercule Poirot. So brillant sein Verstand auch war (diese Tatsache hatte er noch nie bezweifelt), brauchte er doch Anregung von außen. Philosophische Weltbetrachtung hatte ihm noch nie gelegen. Sein Diener George betrat das Zimmer.
    »Das war Mr Solomon Levy, Sir.«
    »Ah ja«, sagte Hercule Poirot.
    »Er bedauert sehr, aber er liegt mit einem schweren Grippeanfall im Bett.«
    »Er hat nicht die Grippe«, sagte Hercule Poirot. »Er hat nur eine schwere Erkältung. Alle denken immer, sie haben die Grippe. Das klingt bedeutender. Die Leute haben dann mehr Mitgefühl mit einem.«
    »Trotzdem gut, dass er nicht kommt, Sir«, sagte George. »Es wäre nicht das Richtige, wenn Sie sich auch mit einer hinlegen müssten.«
    »Es wäre außerordentlich lästig«, stimmte Poirot zu.
    Das Telefon läutete zum zweiten Mal.
    »Und wer hat jetzt eine Erkältung?«, fragte er. »Ich habe niemand mehr eingeladen.«
    George ging zum Telefon.
    »Ich nehme schon ab«, sagte Poirot. »Ohne Zweifel wird es irgendetwas Uninteressantes sein. Aber« – und er zuckte die Achseln – »die Zeit vergeht wenigstens.«
    George sagte: »Wie Sie meinen, Sir«, und verließ das Zimmer.
    Poirot streckte seine Hand aus und hob den Hörer von der Gabel.
    »Hier spricht Hercule Poirot«, sagte er mit einer Würde, die den Anrufer, wer immer es sein mochte, beeindrucken sollte.
    »Das ist ja wunderbar«, sagte eine lebhafte weibliche Stimme atemlos. »Ich dachte nicht, dass Sie zuhause sein würden.«
    »Warum haben Sie das gedacht?«, fragte Poirot.
    »Weil ich das Gefühl habe, dass heutzutage dauernd unangenehme Sachen passieren. Man braucht jemand, es ist furchtbar eilig, man kann auf keinen Fall warten – und dann muss man warten. Ich wollte Sie dringend erreichen – Dringlichkeitsstufe eins!«
    »Und wer sind Sie?«, fragte Hercule Poirot.
    Die weibliche Stimme klang überrascht. »Wissen Sie das denn nicht?«
    »Doch, ich weiß«, sagte Hercule Poirot. »Sie sind meine Freundin Ariadne.«
    »Und ich bin in einer fürchterlichen Verfassung«, sagte Ariadne.
    »Ja, ja, das höre ich. Sind Sie außerdem auch noch gerannt? Sie sind ziemlich atemlos.«
    »Gerannt bin ich nicht gerade. Es ist die Aufregung. Kann ich jetzt gleich zu Ihnen kommen?«
    Poirot ließ einige Augenblicke verstreichen, ehe er antwortete. Seine Freundin Mrs Oliver klang äußerst aufgeregt. Mochte los sein mit ihr, was wollte, auf jeden Fall würde sie Stunden damit verbringen, sich all ihre Klagen, ihre Frustrationen von der Seele zu reden. Wenn sie sich erst einmal in Poirots geheiligten vier Wänden niedergelassen hatte, würde sie schwerlich ohne einen gewissen Grad von Unhöflichkeit zum Heimgehen zu bewegen sein. Mrs Oliver regte sich über so zahlreiche und häufig so unerwartete Dinge auf, dass man nur mit großer Vorsicht darauf eingehen durfte.
    »Sie haben sich aufgeregt?«
    »Ja. Ich weiß nicht, was ich

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