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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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machen soll. Ich weiß nicht – ich habe das Gefühl, ich muss kommen und Ihnen erzählen, was passiert ist, weil Sie der Einzige sind, der vielleicht raten kann. Kann ich also kommen?«
    »Aber gewiss, aber gewiss. Es wird mir eine Freude sein, Sie zu empfangen.«
    Am anderen Ende fiel der Hörer schwer in die Gabel. Poirot rief George, überlegte einige Minuten und ließ dann ein Glas Zitronenlimonade und für sich selbst ein Glas Kognak kommen.
    »Mrs Oliver kommt in etwa zehn Minuten«, sagte er.
    Dann wappnete er sich mit einem vorsichtigen Schluck Kognak gegen die Prüfungen, denen er in Kürze ausgesetzt sein würde.
    »Es ist jammerschade«, murmelte er vor sich hin, »dass sie so verrückt ist. Und trotzdem hat sie eine gewisse Originalität. Es kann sein, dass es mir sogar Spaß macht, ihr heute Abend zuzuhören. Es kann aber auch sein« – er überlegte eine Minute –, »dass es den ganzen Abend in Anspruch nimmt und sich um außerordentlich törichtes Zeug handelt. Eh bien, man muss was riskieren im Leben.«
    Es klingelte. Diesmal an der Wohnungstür.
    Er hörte, wie George die Tür öffnete, doch bevor der Besuch gemeldet werden konnte, flog die Wohnzimmertür auf, und Ariadne Oliver stürmte herein, in etwas gehüllt, das wie ein Südwester und das Ölzeug eines Fischers aussah.
    »Um Gottes willen, was haben Sie denn an?«, sagte Hercule Poirot. »Lassen Sie es sich von George abnehmen. Es ist sehr nass.«
    »Natürlich ist es nass«, sagte Mrs Oliver. »Draußen ist es auch sehr nass. Ich habe früher nie über Wasser nachgedacht. Es ist scheußlich, dran zu denken.«
    Poirot beobachtete sie mit Interesse.
    »Möchten Sie eine Zitronenlimonade?«, fragte er. »Oder kann ich Sie zu einem kleinen Glas eau de vie überreden?«
    »Ich hasse Wasser«, sagte Mrs Oliver.
    Poirot sah überrascht aus.
    »Ich hasse Wasser. Ich habe früher nie darüber nachgedacht. Was es alles tun kann – und überhaupt.«
    »Liebe Freundin«, sagte Hercule Poirot, während George sie aus den steifen Falten ihres Ölzeugs schälte. »Kommen Sie, setzen Sie sich. Lassen Sie George das nehmen – was ist es?«
    »Ich hab es in Cornwall gekauft«, sagte Mrs Oliver. »Ölzeug. Richtiges, authentisches Ölzeug für Fischer.«
    »Die es zweifellos gut gebrauchen können«, sagte Poirot. »Aber für Sie doch wohl nicht ganz das Richtige. Viel zu schwer. Aber kommen Sie, setzen Sie sich und erzählen Sie mir.«
    »Ich weiß nicht, wie«, sagte Mrs Oliver und sank in einen Sessel. »Wissen Sie, manchmal habe ich das Gefühl, es kann gar nicht wahr sein. Aber es ist passiert.«
    »Erzählen Sie«, sagte Poirot.
    »Jetzt, wo ich hier bin, ist es so schwierig, weil ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.«
    »Mit dem Anfang«, schlug Poirot vor. »Oder ist das zu konventionell?«
    »Ich weiß nicht, wann es angefangen hat. Das kann vor langer Zeit gewesen sein.«
    »Beruhigen Sie sich erst einmal«, sagte Poirot. »Sammeln Sie die verschiedenen Fäden dieser Sache und erzählen Sie mir dann. Was hat Sie so aufgeregt?«
    »Sie hätte es auch aufgeregt«, sagte Mrs Oliver. »Jedenfalls nehme ich das an.« Sie schien leise Zweifel zu hegen. »Man weiß bei Ihnen nie, was Sie aufregen würde. Sie nehmen so vieles mit Gelassenheit.«
    »Das ist oft das Beste«, sagte Poirot.
    »Na schön«, sagte Mrs Oliver. »Es fing mit einer Gesellschaft an, einer Kindergesellschaft.«
    »Ah ja«, sagte Poirot erleichtert, dass ihm etwas so Alltägliches und Normales wie eine Gesellschaft präsentiert wurde. »Eine Gesellschaft. Sie sind auf eine Kindergesellschaft gegangen, und dann ist etwas passiert.«
    »Wissen Sie, was am Abend vor Allerheiligen los ist?«, fragte Mrs Oliver.
    »Ja«, sagte Poirot mit einem Augenzwinkern. »Dann reiten die Hexen auf dem Besen.«
    »Besen waren auch da«, sagte Mrs Oliver. »Sie wurden prämiiert.«
    »Prämiiert?«
    »Ja, für die beste Dekoration.«
    Poirot sah sie etwas skeptisch an.
    »Ich gestehe, ich verstehe nicht ganz, wovon Sie sprechen«, sagte er.
    Mrs Oliver holte tief Luft und fing noch einmal an.
    »Im Grunde fing es mit den Äpfeln an«, sagte sie.
    »Ah ja«, sagte Poirot, »natürlich. Bei Ihnen fängt es wohl immer damit an, nicht wahr?«
    Er dachte an ein kleines Auto auf einem Hügel und an eine dicke Frau, die aus dem Auto ausstieg, und an eine Tüte mit Äpfeln, die zerriss, und an die Äpfel, wie sie den Hügel hinunterrollten.
    »Apfelschnappen«, sagte Mrs Oliver. »Das ist eines von den

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