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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Westons kamen. Ich weiß nicht, ob Sie sie gekannt haben.«
    »Nein«, sagte Mrs Oliver, »ich bin zum ersten Mal in Woodleigh Common.«
    »Ach so. Na, dann werden Sie auch nicht wissen, was damals passiert ist und was die Leute gesagt haben.«
    »Seit ich hier bin, habe ich eine ganze Menge davon gehört«, sagte Mrs Oliver.
    »Wissen Sie, ich verstehe nicht viel vom Recht, und wenn ich damit zu tun habe, ist mir immer unbehaglich. Mit Rechtsanwälten, meine ich. Die bringen vielleicht alles durcheinander, und zur Polizei möchte ich nicht gern gehen. Es hat doch nichts mit der Polizei zu tun, wenn es eine Rechtssache ist, nicht?«
    »Vielleicht nicht«, sagte Mrs Oliver vorsichtig.
    »Vielleicht wissen Sie, was damals über dieses Kodi… – ich weiß nicht, so was wie Kodi.«
    »Ein Kodizill zum Testament?«, schlug Mrs Oliver vor.
    »Ja, stimmt. Das meine ich. Mrs Levin-Smith hat nämlich so ein Ding gemacht und all ihr Geld dem ausländischen Mädchen vererbt, das bei ihr arbeitete. Und das war eine Überraschung, denn sie hatte Verwandte hier, und sie war extra hergezogen, um in ihrer Nähe zu sein. Sie hing sehr an ihnen, vor allem an Mr Drake. Und die Leute fanden es sehr komisch. Und dann fingen die Anwälte an, Sachen zu behaupten. Sie sagten, Mrs Levin-Smith hätte das Kodidingsda gar nicht geschrieben. Das hätte das ausländische Mädchen getan, wo sie doch das ganze Geld bekommt. Und sie sagten, sie würden vor Gericht gehen. Mrs Drake wollte das Testament bekämpfen – wenn das richtig ausgedrückt ist.«
    »Die Anwälte wollten das Testament anfechten. Ja, ich glaube, davon habe ich gehört«, sagte Mrs Oliver auffordernd. »Und Sie wissen vielleicht etwas darüber?«
    »Ich hab mir nichts Böses dabei gedacht«, sagte Mrs Leaman. Ein leicht weinerlicher Ton kam in ihre Stimme. Mrs Oliver kannte diesen Klang.
    »Damals hab ich nichts gesagt«, sagte Mrs Leaman, »weil ich nicht Bescheid wusste, wissen Sie. Aber ich dachte mir schon, dass es komisch ist, und einer Dame wie Ihnen, die weiß, wie es zugeht, kann ich ja sagen, dass ich gern die Wahrheit wissen wollte. Ich war schon eine Zeit lang bei Mrs Levin-Smith, und dann will man ja schließlich wissen, wie alles gekommen ist.«
    »Sicher«, sagte Mrs Oliver.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass ich was tue, was ich nicht tun darf, dann hätt ich natürlich was gesagt. Aber ich hab nicht gedacht, dass ich was Falsches tue. Jedenfalls damals nicht, verstehen Sie?«, fügte sie hinzu.
    »O ja«, sagte Mrs Oliver. »Ich werde es bestimmt verstehen. Erzählen Sie weiter. Es ging um das Kodizill.«
    »Ja. Eines Tages hat uns Mrs Levin-Smith – also es ging ihr an dem Tag nicht besonders gut, und sie hat uns reingerufen. Das heißt mich und Jim, der im Garten hilft und Holz und Kohlen raufbringt und so. Wir sind also in ihr Zimmer gegangen, und sie hat lauter Papier vor sich auf dem Schreibtisch gehabt. Und dann sagte sie zu dem Mädchen – Miss Olga hieß sie -: ›Gehn Sie jetzt hinaus, mein Kind, mit diesem Teil dürfen Sie nichts zu tun haben‹, oder so was Ähnliches. Miss Olga ging also raus, und Mrs Levin-Smith sagte, wir sollten näher kommen, und dann sagte sie: ›Das ist mein Testament.‹ Sie hatte ein Stück Löschpapier über den oberen Teil gelegt. Und dann hat sie gesagt: ›Ich schreibe jetzt hier etwas hin, und Sie sollen das und meine Unterschrift am Schluss bezeugen.‹ Und dann hat sie angefangen zu schreiben. Sie hat immer eine kratzige Feder benutzt, nie einen Kugelschreiber oder so was. Sie hat drei Zeilen geschrieben und dann unterschrieben, und dann hat sie zu mir gesagt: ›So, Mrs Leaman, Sie schreiben jetzt Ihren Namen dort hin. Ihren Namen und Ihre Adresse.‹ Und dann hat sie zu Jim gesagt: ›Und jetzt schreiben Sie Ihren Namen darunter, und auch Ihre Adresse. So. Das genügt. Jetzt haben Sie gesehen, wie ich das geschrieben habe, und meine Unterschrift haben Sie auch gesehen, und Sie haben beide Ihre Namen hingeschrieben, um zu bezeugen, dass es so ist.‹ Wir gingen also wieder raus. Damals hab ich mir nichts weiter dabei gedacht, aber so ein bisschen gewundert hab ich mich doch. Und zufällig seh ich nochmal zurück, als wir gerade aus dem Zimmer gehen. Die Tür, wissen Sie, schließt nicht immer richtig. Man muss sie richtig zumachen. Und das tat ich – ich hab gar nicht richtig hingesehen – Sie wissen schon – «
    »Ja, ich weiß«, sagte Mrs Oliver zurückhaltend.
    »Und da sah ich, wie Mrs Levin-Smith sich aus

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