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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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so gern sein. Sie wollte immer mehr wissen als andere Leute und alles besser machen und sagte das dümmste Zeug, nur damit die Leute aufmerksam auf sie wurden. Aber glauben Sie ja nicht, dass ein einziges Wort wahr war. Weil es nämlich in neun von zehn Fällen die Unwahrheit war.«
    »Und der Junge?«
    »Leopold? Er ist erst neun oder zehn, glaube ich, aber er ist ein Schlauer. Sehr geschickt mit den Händen, aber auch sonst. Er will Physik studieren. Er ist sehr gut in Mathematik. In der Schule waren sie ganz überrascht. Ja, der ist schlau. Er wird mal einer von diesen Naturwissenschaftlern werden. Und wenn Sie mich fragen, was er dann wohl tun und sich ausdenken wird – dann sag ich Ihnen, ekelhafte Sachen wie die Atombombe! Der ist einer von denen, die studieren und toll begabt sind und sich dann etwas ausdenken, was unsere halbe Erdkugel zerstört und uns arme Menschen mit ihr. Hüten Sie sich vor Leopold! Der ist hinterhältig und belauscht die Leute. Findet alle ihre Geheimnisse heraus. Ich möchte gern mal wissen, wo der sein ganzes Taschengeld her hat. Nicht von seinen Eltern. Die können sich nicht leisten, ihm viel zu geben. Aber er hat immer Geld. Versteckt es in einer Schublade unter seinen Socken. Das möcht ich zu gern wissen. Er kommt hinter die Geheimnisse von den Leuten, würde ich ja fast sagen, und sie geben ihm dann Geld, damit er den Mund hält. Kauft sich lauter teures Zeug davon. Woher hat er das Geld?«
    Sie machte eine Atempause.
    »Ja, helfen kann ich Ihnen wohl kaum, fürchte ich.«
    »Sie haben mir sehr geholfen«, sagte Poirot. »Was ist mit dem ausländischen Mädchen passiert, das angeblich ausgerissen ist?«
    »Die ist meiner Meinung nach nicht weit gekommen. ›Bim, bam, bum, die Katze liegt im Brunn’.‹ Das hab ich jedenfalls schon immer gedacht.«

17
     
    » E ntschuldigen Sie, Madam, kann ich wohl einen Augenblick mit Ihnen sprechen?«
    Mrs Oliver, die auf Judith Butlers Veranda stand und nach Hercule Poirot Ausschau hielt – der sich telefonisch bei ihr angemeldet hatte –, sah sich um.
    Eine adrett angezogene Frau mittleren Alters stand vor ihr und knetete nervös ihre Hände, die in sauberen Baumwollhandschuhen steckten.
    »Ja?«, sagte Mrs Oliver auffordernd.
    »Ich will Sie nicht stören, Madam, aber ich dachte – ich dachte jetzt…«
    Mrs Oliver hörte zu, machte aber keinen Versuch, sie zum Weitersprechen aufzufordern. Sie fragte sich, was diese Frau so beunruhigen konnte.
    »Es stimmt doch, dass Sie die Dame sind, die Bücher schreibt, nicht wahr? Bücher über Verbrechen und Morde und solche Sachen?«
    »Ja«, sagte Mrs Oliver, »die bin ich.«
    Sie war neugierig geworden. Sollte das die Bitte um ein Autogramm oder gar eine signierte Fotografie einleiten? Man konnte nie wissen. Es passierten die unwahrscheinlichsten Sachen.
    »Ich hab gedacht, Sie können mir’s vielleicht sagen«, fuhr die Frau fort.
    »Nun setzen Sie sich mal erst«, sagte Mrs Oliver.
    Ihr war bereits klar, dass Mrs Sowiedenn – sie trug einen Trauring und war also eine Mrs – zu den Leuten gehörte, bei denen es eine Weile dauert, bis sie zum Thema kommen. Die Frau setzte sich und knetete weiter ihre Hände.
    »Beunruhigt Sie etwas?«, fragte Mrs Oliver in dem Bestreben, das Gespräch in Gang zu bringen.
    »Ja, ich brauch einen Rat, wirklich. Es ist etwas, was vor langer Zeit passiert ist, und damals war ich gar nicht beunruhigt. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Man denkt drüber nach, und dann möchte man gern jemand haben, den man um Rat fragen kann.«
    »Ah, ich verstehe«, sagte Mrs Oliver in der Hoffnung, mit dieser ganz und gar erlogenen Behauptung Vertrauen einzuflößen.
    »Und wenn man so sieht, was jetzt erst kürzlich passiert ist, dann weiß man schon gar nicht.«
    »Sie meinen -?«
    »Ich meine, was bei diesem Kinderfest passiert ist, oder was das war. Ich meine, da sieht man doch, dass es hier Leute gibt, die nicht zurechnungsfähig sind, nicht? Und man sieht auch, dass vorher auch nicht alles so war, wie man dachte. Ich meine, es gibt Sachen, die waren vielleicht nicht das, wofür man sie hielt, wenn Sie verstehen, wie ich das meine.«
    »Ja?«, sagte Mrs Oliver fragend. »Ich glaube nicht, dass ich Ihren Namen weiß«, fügte sie hinzu.
    »Leaman. Mrs Leaman. Ich geh hier in verschiedene Häuser zum Putzen. Seit mein Mann tot ist, und das ist jetzt fünf Jahre her. Ich hab auch für Mrs Levin-Smith gearbeitet, für die Dame, die im Haus am Steinbruch wohnte, bevor die

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