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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aufgefallen wäre, aber vielleicht Ihre Aufmerksamkeit erregt hätte?«
    Nicholas und Desmond legten angestrengt ihre Stirnen in Falten, offenbar in dem Versuch, irgendein bedeutsames Vorkommnis hervorzubringen.
    »Nein, es wurde nur geredet und herumgeräumt.«
    »Haben Sie selbst irgendwelche Hypothesen?«
    Poirot wandte sich an Nicholas.
    »Was, Hypothesen darüber, wer Joyce umgebracht hat?«
    »Ja. Ich meine, dass Sie vielleicht irgendetwas bemerkt haben, was Sie – möglicherweise aus rein psychologischen Gründen – zu einem bestimmten Verdacht kommen lässt?«
    »Ach so, ich verstehe. Ja, das ist immerhin möglich.«
    »Ich setze auf die Whittaker«, sagte Desmond.
    »Die Lehrerin?«, fragte Poirot.
    »Ja. Richtige alte Jungfer. Sexhungrig. Immer nur Schule und immer nur mit Frauen zusammen. Weißt du noch, eine von den Lehrerinnen ist doch vor ein oder zwei Jahren erwürgt worden. Sie soll ein bisschen seltsam gewesen sein.«
    »Lesbisch?«, fragte Nicholas in weltmännischem Ton.
    »Sollte mich nicht wundern. Erinnerst du dich an Nora Ambrose, das Mädchen, mit der sie zusammenwohnte? Die war ganz schön steil. Hatte angeblich mehrere Freunde, und ihre Freundin nahm ihr das übel. Sie soll ein uneheliches Kind gehabt haben, hat mal jemand gesagt. Sie war mal längere Zeit krank und kam dann zurück. In diesem Klatschnest kann man wirklich die unmöglichsten Sachen hören.«
    »Na, auf jeden Fall war die Whittaker die meiste Zeit im Wohnzimmer. Sie hat wahrscheinlich gehört, was Joyce gesagt hat. Das kann sie auf die Idee gebracht haben, meinst du nicht?«
    »Hör mal«, sagte Nicholas, »nehmen wir mal an, die Whittaker – wie alt mag sie sein, was glaubst du? Vierzig und etwas? An die fünfzig? In dem Alter werden die Frauen ein bisschen komisch.«
    Beide sahen Poirot an wie zwei zufriedene Hunde, die auf Herrchens Befehl etwas Wichtiges apportiert haben.
    »Und ich wette, wenn’s so ist, dann weiß es auch Miss Emlyn. Der entgeht so schnell nichts von dem, was in ihrer Schule los ist.«
    »Würde sie das dann aber nicht sagen?«
    »Vielleicht meint sie, sie müsse loyal sein und sie schützen.«
    »Oh, ich glaube nicht, dass sie das tut. Wenn sie glaubt, dass Elizabeth Whittaker verrückt ist – ich meine, es könnten doch noch mehr Schülerinnen aus ihrer Schule umgebracht werden.«
    »Was hältst du vom Vikar?«, fragte Desmond voll Hoffnung. »Vielleicht hat der’n Hammer. Erbsünde und so, weißt du, und das Wasser und die Äpfel und dann – halt, ich hab eine Idee. Nimm mal an, er ist nicht ganz richtig. Er ist noch nicht lange hier. Niemand weiß viel über ihn. Wenn nun der Feuerdrachen ihn auf die Idee gebracht hat. Höllenfeuer! Die züngelnden Flammen! Und dann hat er Joyce beim Schlafittchen gekriegt und gesagt: ›Komm mal mit, dann zeig ich dir was‹, und dann hat er sie in das Zimmer mit den Äpfeln geführt und hat gesagt: ›Knie nieder.‹ Dann hat er gesagt: ›Du wirst jetzt getauft‹ und hat ihren Kopf unter Wasser gedrückt. Verstehst du? Es passt alles genau. Adam und Eva und der Apfel und das Höllenfeuer und der Feuerdrachen und eine neue Taufe zur Reinigung von den Sünden.«
    »Vielleicht hat der’n Hammer. Erbsünde und so, weißt du«, wiederholte Nicholas hoffnungsvoll. »Ich meine, all diese Sachen haben sexuelle Hintergründe.«
    Tief befriedigt sahen beide Poirot an.
    »Hm«, sagte Poirot, »Sie haben mir ganz gewiss Stoff zum Nachdenken gegeben.«

16
     
    H ercule Poirot betrachtete Mrs Goodbodys Gesicht mit Interesse. Für eine Hexe war es wirklich ideal. Dass es einer höchst freundlichen und gutmütigen Frau gehörte, zerstörte diesen Eindruck keineswegs. Sie redete mit großem Genuss.
    »Ja, ich war dabei. Ich spiel hier immer die Hexe. Der Herr Pfarrer hat mir letztes Jahr Komplimente gemacht und hat gesagt, weil ich so gut war, soll ich einen neuen Spitzhut bekommen. Ein Hexenhut trägt sich genauso ab wie anderes auch. Ja, ich bin an dem Tag dort gewesen. Ich mach immer die Reime, wissen Sie. Ich meine, die Reime für die Mädchen, mit ihren Vornamen. Einen für Beatrice, einen für Ann und so weiter. Und ich geb sie dem, der die Geisterstimme macht, und der sagt sie dann den Mädchen auf, und die Jungen, der junge Herr Nicholas und Desmond, die lassen dann die Fotografien von der Decke flattern. Könnt mich manchmal totlachen. Diese Jungen mit dem ganzen Gesicht voll Haar, und dann fotografieren sie sich gegenseitig. Und wie sie angezogen sind! Neulich

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