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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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neben dem Wagen.
    »Ich glaube, jetzt«, sagte Mirandas Begleiter und blickte in den Himmel und zur Sonne, die langsam dem Horizont entgegensank. »Jetzt ist ein wunderbarer Augenblick. Niemand ist hier. Um diese Tageszeit kommt niemand hier herauf. Ich zeige dir erst die Doppelaxt. Die Doppelaxt auf dem Stein. In den Stein gehauen, als er vor Hunderten von Jahren aus Mykene und Kreta kam. Das ist wunderbar, nicht wahr, Miranda?«
    »Ja, sehr«, sagte Miranda. »Zeigen Sie sie mir.«
    Sie gingen zu dem höchstgelegenen Stein.
    »Bist du glücklich, Miranda?«
    »Ja, ich bin sehr glücklich.«
    »Das ist das Zeichen, hier.«
    »Ist das wirklich die Doppelaxt?«
    »Ja, sie ist undeutlich geworden in den vielen Jahren, aber sie ist es. Das ist das Symbol. Leg deine Hand darauf. Und jetzt – jetzt trinken wir auf die Vergangenheit und die Zukunft und die Schönheit.«
    »Oh, wie schön!«, sagte Miranda.
    Ihr Begleiter gab ihr einen goldenen Becher in die Hand und schenkte aus einem Fläschchen eine goldene Flüssigkeit ein.
    »Es schmeckt nach Obst, nach Pfirsich. Trink, Miranda, und du wirst noch glücklicher sein.«
    Miranda hob den goldenen Becher. Sie roch daran.
    »Ja. Ja, es riecht wirklich nach Pfirsich. Oh, sehen Sie da – die Sonne! Wie richtiges rotes Gold, als ob sie auf dem Rand der Erde liegt!«
    Er drehte sie zur Sonne. »Hebe den Becher und trink.«
    Sie drehte sich gehorsam um. Eine Hand lag noch auf dem Megalith und seinem halb verwitterten Zeichen. Ihr Begleiter stand jetzt hinter ihr. Hinter einem weiter abwärts stehenden schiefen Stein schlüpften zwei gebückte Gestalten hervor. Die beiden auf dem Gipfel standen mit dem Rücken zu ihnen und bemerkten sie gar nicht. Schnell und geräuschlos rannten sie den Hügel hinauf.
    »Trink auf die Schönheit, Miranda.«
    »Den Teufel wird sie!«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
    Eine rosa Samtjacke stülpte sich über einen Kopf, ein Messer wurde aus der Hand geschlagen, die sich gerade langsam erheben wollte. Nicholas Ransom ergriff Miranda und zog sie von den beiden andern fort, die erbittert miteinander kämpften.
    »Du verdammte kleine Idiotin«, sagte Nicholas Ransom. »Mit einem bekloppten Mörder hierher zu fahren. Du hättest doch wissen müssen, was du da tust.«
    »Das hab ich auch«, sagte Miranda. »Ich glaube, ich sollte geopfert werden, weil doch alles meine Schuld war. Meinetwegen ist Joyce ermordet worden. Und deswegen war es doch richtig, dass ich geopfert werden sollte, nicht? Es wäre eine Art ritueller Mord gewesen.«
    »Hör auf mit dem Blödsinn von rituellen Morden. Sie haben das andere Mädchen gefunden. Das Au-pair-Mädchen, das verschwunden war. Seit zwei Jahren oder so. Alle haben gedacht, sie ist ausgerissen, weil sie ein Testament gefälscht hat. Aber sie war gar nicht ausgerissen. Ihre Leiche ist im Brunnen gefunden worden.«
    »Oh!« Miranda stieß einen Schreckensschrei aus. »Doch nicht in dem Wunschbrunnen? In dem Wunschbrunnen, den ich so schrecklich gern finden wollte? O nein, sie soll nicht im Wunschbrunnen sein. Wer – wer hat sie denn da hineingeworfen?«
    »Derselbe Mann, der dich hierher gebracht hat.«

26
     
    W ieder saßen vier Männer in einem Raum und sahen Poirot an. Timothy Raglan, Superintendent Spence und der Chief Constable sahen aus wie drei erwartungsvolle Katzen, die jeden Augenblick mit einer Schale Milch rechnen. Der vierte dagegen trug immer noch den Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich seine Meinung vorbehält.
    »Ja, Monsieur Poirot«, sagte der Chief Constable, »hier sind wir nun alle – «
    Poirot gab ein Zeichen mit der Hand. Inspektor Raglan verließ den Raum und kehrte mit einer Frau von etwa dreißig Jahren, einem Mädchen und zwei jungen Männern zurück.
    Er stellte sie dem Chief Constable vor. »Mrs Butler, Miss Miranda Butler, Mr Nicholas Ransom und Mr Desmond Holland.«
    Poirot stand auf und nahm Mirandas Hand. »Setz dich hier neben deine Mutter, Miranda – Mr Richmond möchte dir ein paar Fragen stellen. Er möchte, dass du ihm antwortest. Es geht um etwas, was du gesehen hast – vor mehr als einem Jahr, fast zwei Jahren. Du hast das, was du gesehen hast, nur einer Person erzählt, und zwar wirklich nur dieser einen. Stimmt das?«
    »Ich hab es Joyce erzählt.«
    »Und was genau hast du ihr erzählt?«
    »Dass ich einen Mord gesehen habe.«
    »Hast du das noch irgendjemand anders erzählt?«
    »Nein. Aber ich glaube, Leopold hat es gewusst. Er horcht, wissen Sie. An Türen. Und

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