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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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so. Er will immer gern die Geheimnisse von allen Leuten wissen.«
    »Du hast doch gehört, dass Joyce Reynolds an dem Nachmittag vor dem Kinderfest behauptet hat, dass sie einen Mord gesehen hat. Stimmte das?«
    »Nein. Sie hat nur wiedererzählt, was ich ihr erzählt hatte – aber sie hat so getan, als wenn es ihr passiert wäre.«
    »Miranda, sag uns jetzt bitte, was du eigentlich gesehen hast.«
    »Zuerst wusste ich nicht, dass es ein Mord war. Ich dachte, es sei ein Unfall. Ich dachte, sie sei irgendwo runtergefallen.«
    »Wo war das?«
    »Im Steinbruchpark – in der Mulde, wo früher der Springbrunnen war. Ich saß in einem Baum. Ich hatte ein Eichhörnchen beobachtet, und dabei muss man ganz still sitzen, sonst rennt es weg. Eichhörnchen sind sehr schnell.«
    »Erzähl uns, was du gesehen hast.«
    »Ein Mann und eine Frau hoben sie hoch und trugen sie den Weg entlang. Ich dachte, sie bringen sie ins Krankenhaus oder zum Haus am Steinbruch. Dann blieb die Frau plötzlich stehen und sagte: ›Wir werden beobachtet‹ und starrte meinen Baum an. Ich bekam ziemliche Angst und saß ganz still. Der Mann sagte: ›Unsinn‹ und dann gingen sie weiter, und ich saß weiter ganz still.«
    »Weil du Angst hattest?«
    »Ja, aber ich weiß gar nicht, warum.«
    »Und du hast es deiner Mutter nicht erzählt?«
    »Nein. Ich hab gedacht, vielleicht durfte ich gar nicht da sein und das beobachten. Und am nächsten Tag sagte niemand etwas von einem Unfall, und da hab ich das Ganze vergessen. Ich hab überhaupt nicht mehr dran gedacht, bis – «
    Sie brach plötzlich ab. Der Chief Constable öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er sah Poirot an und gab ihm ein Zeichen.
    »Ja, Miranda«, sagte Poirot, »bis -?«
    »Es war, als wenn alles noch einmal passierte. Diesmal war es ein Grünspecht, und ich stand ganz regungslos hinter einem Gebüsch. Und die beiden saßen und unterhielten sich – über eine Insel – eine griechische Insel. Sie sagte ungefähr: ›Alles ist unterschrieben. Sie gehört uns. Wir können hinfahren, wann immer wir wollen. Aber wir wollen uns lieber Zeit lassen – nichts überstürzen.‹ Und dann flog der Specht weg, und ich bewegte mich. Und sie sagte: ›Schscht – sei still – wir werden beobachtet.‹ Und das sagte sie genau wie beim ersten Mal, und sie hatte wieder diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht, und ich hatte wieder Angst, und plötzlich fiel es mir wieder ein. Und jetzt wusste ich es. Ich wusste, dass das, was ich gesehen hatte, ein Mord gewesen war und dass sie eine Leiche weggetragen hatten, um sie zu verstecken.«
    »Wann war das?«, fragte der Chief Constable. »Wie lange her?«
    Miranda überlegte einen Augenblick.
    »Vergangenen März, kurz nach Ostern.«
    »Kannst du genau sagen, wer die beiden waren, Miranda?«
    »Natürlich«, sagte Miranda erstaunt.
    »Du hast ihre Gesichter gesehen?«
    »Natürlich.«
    »Und wer waren sie?«
    »Mrs Drake und Michael…«
    Es war keine dramatische Enthüllung. Ihre Stimme war leise, und es klang fast etwas wie Erstaunen darin, aber auch Überzeugung.
    Der Chief Constable sagte: »Du hast es niemand erzählt. Warum nicht?«
    »Ich dachte – ich dachte, vielleicht ist es eine Opferung.«
    »Wer hat dir das gesagt?«
    »Michael. Er hat gesagt, Opfer sind nötig.«
    Poirot sagte behutsam: »Du hast Michael lieb gehabt?«
    »O ja«, sagte Miranda, »ich hab ihn sehr lieb gehabt.«

27
     
    »J etzt, wo ich Sie endlich hier habe«, sagte Mrs Oliver, »will ich alles wissen.«
    Sie sah Poirot wild entschlossen an und fragte streng:
    »Warum sind Sie nicht eher gekommen?«
    »Ich bitte um Verzeihung, Madame, ich bin damit beschäftigt gewesen, die Polizei bei ihren Nachforschungen zu unterstützen.«
    »Wie um Himmels willen sind Sie denn darauf gekommen, dass Rowena Drake etwas mit einem Mord zu tun haben kann? Jemand anders wäre das nicht im Traum eingefallen.«
    »Es war einfach, sobald das entscheidende Stichwort gefallen war.«
    »Was war denn das entscheidende Stichwort?«
    »Wasser. Ich brauchte jemand, der auf dem Kinderfest war und der nass war und eigentlich nicht nass sein durfte. Wer immer Joyce Reynolds umgebracht hatte, musste dabei notwendigerweise nass geworden sein. Wenn man ein kräftiges Kind mit dem Kopf in einen vollen Wassereimer taucht und festhält, geht das nicht ohne Kampf und Spritzerei ab. Also muss irgendetwas passieren, damit man eine unschuldige Erklärung dafür hat, warum man so nass ist. Als alle ins Esszimmer zum

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