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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Drakes Mann kurz vor Mrs Levin-Smith gestorben war, würde sie dann alles erben.«
    »Aber was ist mit dem Kodizill, das die Putzfrau unterschrieben hatte?«
    »Ich nehme an, dass Mrs Levin-Smith dahinter gekommen war, dass Rowena Drake und Michael Garfield eine Affäre miteinander hatten – wahrscheinlich schon vor dem Tod ihres Mannes. Im Zorn schrieb Mrs Levin-Smith ein Kodizill zu ihrem Testament und vermachte alles ihrem Au-pair-Mädchen. Wahrscheinlich hat das Mädchen Michael davon erzählt – sie hoffte, ihn zu heiraten.«
    »Ich dachte, das war Ferrier.«
    »Das war nur eine Geschichte, wenn auch eine einleuchtende, die Michael mir erzählt hat. Beweise gab es nicht.«
    »Aber wenn er wusste, dass ein echtes Kodizill existierte, warum hat er dann Olga nicht geheiratet und auf diese Weise das Geld an sich gebracht?«
    »Weil er seine Zweifel hatte, ob sie das Geld auch wirklich bekommen würde. Es gibt ja so etwas wie unerlaubte Beeinflussung. Mrs Levin-Smith war eine alte und kranke Frau. In allen vorangegangenen Testamenten hatten die nächsten Angehörigen profitiert – es waren gute, vernünftige Testamente gewesen, wie die Amtsgerichte sie gern haben. Dieses Mädchen aus dem Ausland aber hatte sie erst ein Jahr gekannt. Auch das echte Kodizill hätte eventuell für ungültig erklärt werden können. Außerdem bezweifle ich, dass Olga in der Lage gewesen wäre, den Kauf einer griechischen Insel zu bewerkstelligen – oder auch nur willens gewesen wäre, das zu tun. Sie hatte keine einflussreichen Freunde oder Verbindungen in Geschäftskreisen. Sie fühlte sich zu Michael hingezogen, aber sie sah in ihm nur einen aussichtsreichen Ehekandidaten, der ihr ermöglichen würde, in England zu bleiben – was sie vor allem gern wollte.«
    »Und Rowena Drake?«
    »Sie war verrückt nach Michael Garfield. Ihr Mann war schon seit Jahren ein Invalide. Sie war nicht mehr jung, aber sie war eine leidenschaftliche Frau, und da trat ein junger, ungewöhnlich schöner Mann in ihren Gesichtskreis. Die Frauen flogen auf ihn – aber er wollte nicht schöne Frauen, sondern die Möglichkeit, selbst Schönheit zu schaffen. Und dafür brauchte er Geld – sehr viel Geld. Und die Liebe – nun, er liebte nur sich selbst. Er war Narziss.«
    »Ich kann es nicht glauben – ich kann es einfach nicht glauben, dass jemand einen Mord begeht, nur um auf einer griechischen Insel einen Garten anzulegen«, sagte Mrs Oliver ungläubig.
    »Das können Sie nicht? Können Sie sich nicht vorstellen, wie er ihn in seinem eigenen Geiste gesehen hat? Nackter Fels vielleicht, aber so geformt, dass er Möglichkeiten bot. Erde, ganze Wagenladungen fruchtbarer Erde, die den nackten Stein verhüllt – und dann Pflanzen, Samen, Gebüsche, Bäume. Vielleicht hat er in der Zeitung von einem Millionär, einem Reedereibesitzer, gelesen, der für die Frau, die er liebte, auf einer Insel einen Garten anlegen ließ. Und so kam er auf den Gedanken – er würde auch einen Garten schaffen, nicht für eine Frau, sondern – für sich selbst.«
    »Es kommt mir trotzdem völlig verrückt vor.«
    »Ja. Das gibt es. Ich glaube nicht, dass er seine Beweggründe als niedrig empfand. Für ihn war das alles notwendig, damit er neue Schönheit schaffen konnte. Er war besessen vom Schaffen, wahnsinnig. Die Schönheit des Steinbruchparks, die Schönheit der andern Gärten, die er entworfen und angelegt hatte. Und jetzt stand noch mehr vor seinem inneren Auge – eine ganze Insel der Schönheit. Und Rowena Drake hatte sich leidenschaftlich in ihn verliebt. Was war sie anderes für ihn als die Geldquelle, mit deren Hilfe er Schönheit schaffen konnte. Ja – er war wohl wahnsinnig.«
    »Wollte er wirklich diese Insel so gern haben? Auch mit Rowena Drake als Zugabe? Die ihn die ganze Zeit herumkommandiert?«
    »Dafür gibt’s Unfälle. Ich denke mir, zu gegebener Zeit hätte Mrs Drake einen gehabt.«
    »Noch ein Mord?«
    »Ja. Es fing ganz einfach an. Olga musste beseitigt werden, weil sie von dem Kodizill wusste – und gleichzeitig sollte sie als Betrügerin gebrandmarkt werden. Mrs Levin-Smith hatte das echte Dokument versteckt, und deshalb nehme ich an, bekam Ferrier Geld, um ein ähnliches gefälschtes Dokument herzustellen, das aber so plump gefälscht sein sollte, dass es sofort Verdacht erregte. Das besiegelte seinen Tod. Lesley Ferrier, das wurde mir bald klar, hatte keine Liebesaffäre mit Olga, und es bestanden auch keine Abmachungen zwischen ihnen. Das hatte

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