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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Notfall.«
    Sie wechselten noch ein paar Worte, bis das Landhaus in einem Mondstrahl zu erkennen war.
    »Hier ist es!«, rief Aicha, und Greg brachte den Wagen mit quietschenden Reifen vor dem Tor zum Stehen.
    Kein Geräusch war vom Haus her zu hören. Nur ein Fenster war erleuchtet, im ersten Stock.
    »Wohnen Sie hier?«
    Greg schien ungläubig.
    »Meine Arbeitgeber«, erklärte sie. »Und so habe ich Monsieur Moreno kennen gelernt.«
    »Sie können mich ruhig Chib nennen«, sagte Chib automatisch.
    »Du arbeitest für die Leute, die hier wohnen?«, fragte Greg mit nachdenklicher Miene.
    »Hm«, erwiderte Chib, »in gewisser Weise.« »Sie haben ihre kleine Tochter verloren, Elilou«, fügte Aicha hinzu und öffnete die Wagentür. »Das hat sie unheimlich mitgenommen.«
    »Geht es Madame Andrieu besser?«, erkundigte sich Chib und stieg auch aus.
    »Nein, nicht wirklich. Sie hat jede Nacht Albträume trotz der Schlaftabletten, ich höre sie oft schreien. Sie haben den Priester kommen lassen.«
    »Den Priester?«
    »Pater Dubois; ein Cousin von Monsieur. Ich weiß zwar nicht so recht, was ein Priester in so einem Fall ausrichten kann, aber gut . Ich bin nicht sonderlich religiös«, fügte sie mit einem kleinen Lächeln hinzu.
    »Ich auch nicht«, sagte Chib.
    »Worüber redet ihr?«, fragte Greg, der inzwischen gewendet hatte.
    »Über Religion«, sagte Chib.
    »Verdammt, ich hätte es wissen müssen. Chib ist der einzige Kerl auf der Welt, der mit Jennifer Lopez über Philosophie und den lieben Gott diskutieren könnte.«
    Aicha lachte.
    »Danke für das Taxi. Gut, ich muss gehen, es ist spät.«
    Greg sprang aus dem Wagen.
    »Hier, meine Telefonnummer«, rief er und drückte ihr seine Visitenkarte in die Hand.
    Sie lächelte, ohne zu antworten, und stieß das Tor auf.
    Sie sahen ihr nach.
    »Hübscher Arsch«, kommentierte Greg. »Und sympathisch.«
    »Sie mag große männliche Dunkelhaarige«, sagte Chib und lehnte sich behaglich in seinem Sitz zurück.
    »Na, dann wird sie eben lernen, große, kräftige Blonde zu mögen. Meinst du, ich könnte sie mit ins Alsacien nehmen?«
    Gregs Lieblingsbrasserie.
    »Glaubst du, sie isst Schweinefleisch?«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Wer sagt dir, dass sie deine Einladung annimmt?«
    »Ihre Augen. Ihre Augen haben es mir gesagt. Du hast keinen Blick für so was, aber es ist nun mal so. Sie und ich, da führt kein Weg dran vorbei!«
    Er lenkte den Wagen auf den Kiesweg und stimmte aus vollem Hals Aicha von Khaled an.
    Womit habe ich das verdient?, fragte Chib den Mond.
    Keine Ahnung, ist mir auch völlig egal, antwortete dieser und verschwand hinter einer Wolke.
    Das war eben das Problem.

KAPITEL 3
    Die Kühlschublade glitt mit einem Zischen auf, das an ein Seufzen erinnerte. Das betrübte Seufzen des Todes, der sein Werk betrachtet. Elilou, armer Korpus, der Mund verkniffen wie eine Wunde, die Wangen wächsern und gespannt wie Reispapier, das jeden Augenblick reißen kann. Es wurde Zeit, sie zurechtzumachen. Den Körper und die Haare waschen, sie bürsten und mit dem roten Band zusammenbinden. Etwas Puder, um ein übermäßiges Glänzen der Haut zu verhindern, Feuchtigkeitscreme für die Lippen. Kein Rouge, kein Make-up, dazu war sie zu jung.
    Um fünfzehn Uhr war er fertig. Er streifte seine Handschuhe ab, wusch sich sorgfältig die Hände, trank ein großes Glas eisgekühltes Wasser. Der leere Sarg stand in einer Ecke des Raums auf zwei Böcken. Er würde das balsamierte Kind hineinlegen und die Eltern benachrichtigen, dass sie es abholen könnten. Er zog sie vorsichtig an, das weiße Kleid, die weißen Söckchen, die Lackschuhe, nein, das war wirklich nicht so wie das Anziehen einer Puppe, weil Puppen nicht kalt und grau sind, ihre Nägel nicht blau werden und sie nicht schlecht riechen. Er hob den Körper hoch, legte ihn sorgsam zwischen die lackierten Holzwände, den Kopf auf ein kleines rotes Kissen gebettet, die Hände über der Brust gefaltet, bürstete die blonden Haare und schloss den Deckel.
    Also gut. Er griff nach dem Telefon auf dem Kühlschrank, wählte die Nummer und zwang sich, tief durchzuatmen.
    »Hallo?«
    Blanche Andrieu. Mist.
    »Guten Tag. Hier ist Leonard Moreno.«
    Rasches Atmen. Keine Antwort. Er fuhr fort: »Ich . Ist Ihr Mann da?«
    »Nein, er ist zu einem Termin gefahren. Was ist los? Gibt es Probleme?«
    Was für Probleme sollte es geben? Sie ist tot!
    »Nein, nein, keine Probleme. Im Gegenteil. Das heißt, ich wollte sagen, ich bin fertig

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