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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Felsbrocken konnte man das andere, etwas steilere Ufer, das von stacheliger Vegetation durchsetzt war, bequem erreichen.
    »Gar nicht so einfach, da raufzukommen, ohne sich an den Dornen festzuhalten«, bemerkte er.
    »Ach, man braucht nur aufzupassen.«
    Er wandte sich zu ihr um: »Hör mal, die ganze Sache ist unlogisch. Ein Typ kommt hierher und stiehlt die Leiche eines kleinen Mädchens. Und dann fährt er damit im Auto weg? Um sie zu sich nach Hause zu bringen? Stell dir nur eine Polizeikontrolle vor .«
    »Chib, wenn sich die Leute an solche Überlegungen halten würden, würden sie nicht all die Dinge anstellen, die man in der Zeitung lesen kann!«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wenn derjenige, der das getan hat, es getan hat, weil er Andrieu hasst, wird die Leiche wieder auftauchen. Verstümmelt, entstellt, alles, was du willst, aber sie wird wieder auftauchen, um ihm noch mehr wehzutun!«
    »Ich hoffe, das wird nicht der Fall sein«, seufzte Gaelle, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Aha, es ist dir also lieber, wir haben es mit einem Nekrophilen zu tun, der beschlossen hat, Elilou zu seiner ewigen Verlobten zu machen?«
    »Mir ist gar nichts lieber. Ehrlich gesagt, wäre es mir am liebsten, es wäre wie vor acht Tagen, als ich dich noch nicht kannte.« »Dabei schienst du es aber unheimlich aufregend zu finden, mal Amateur-Polizistin zu spielen. Du wolltest doch unbedingt, dass wir der Sache nachgehen, oder etwa nicht?«, schimpfte Chib, zwang sich aber, nicht laut zu werden.
    »Okay, ich habe Mist gebaut, bist du nun zufrieden?«
    Gaelle fuhr sich mit der Hand durch das dichte, rote Haar und seufzte.
    »Für mich war das ein Spiel, und jetzt … Andrieu schien derart mitgenommen .«
    Rascheln. Ganz leise. Chib erstarrte. Knacken von trockenem Holz.
    »Sehen wir uns das Ufer mal näher an«, meinte er und beugte sich über den Grasboden.
    Wieder das Rascheln. Irgendjemand versteckte sich im Unterholz, sagte er sich mit klopfendem Herzen. Er verdrehte die Augen in die Richtung, aus der das Geräusch kam, um Gaelle darauf aufmerksam zu machen. Sie zuckte die Schultern.
    »Was spielst du hier eigentlich? Das ist nicht der richtige Augenblick, um Amstrong zu imitieren! Manchmal frage ich mich wirklich, ob du nicht senil wirst!«
    Knacken und Rascheln. Da, zu seiner Linken. Und die blöde Gaelle, die hinter ihrer schlechten Laune verschanzt blieb. Wer weiß, ob nicht der Lauf einer Waffe auf sie gerichtet war? Automatisch legte er die Hand auf seinen Bürstenhaarschnitt. Außer wenn … Elilous Leiche hinter einer Gehölzgruppe verborgen? Von herumstreifenden Füchsen angefressen? Oder von Ratten? Die kleinen, spitzen Zähne von Feldnagern, die sich in das steife Fleisch bohrten?
    Er beugte sich wieder vor und folgte einer imaginären Spur. Gaelle seufzte.
    »Das ist wirklich nicht witzig, Chib!«
    In der Nähe des Gestrüpps blieb er stehen, Schweiß rann ihm über den Rücken. Schwer zu sagen, wie ängstlich man ist, ehe man Gelegenheit hat, Angst zu haben, was, mein guter alter Chib?
    Atemgeräusche. Auf der anderen Seite dieses verfluchten Busches atmete jemand. Er blickte noch einmal zu Gaelle, die trotzig den Bach betrachtete, und sprang.
    Einfach so, ohne es beschlossen zu haben. Chib-der-Leopard-der-provenzalischen-Landhäuser.
    Er spürte die Kratzer der Dornen nicht. Er landete auf einer Masse, die einen entsetzten Schrei ausstieß, warf einen Körper zu Boden, den er dann mit seinem Gewicht niederzudrücken versuchte, packte eine Hand voll blonder Haare und riss heftig daran, dann erstarrte er.
    »Sie Idiot!«
    Winnie-die-Pute sah ihn keuchend, mit weit aufgerissenen Augen an, ihre vollen Lippen waren fünf Zentimeter von den seinen entfernt.
    »Was ist los?«
    Gaelle tauchte auf. Chib erhob sich und klopfte seine Hose ab, während Winnie sich langsam aufsetzte und die manikürte Hand auf ihr grünes Seiden-T-Shirt legte.
    »Ich habe ein Geräusch gehört und gedacht .«
    »Sie haben mich angesprungen! Sie hätten mir … mir ein Bein brechen können!«
    »Wer sind Sie, und was haben Sie hinter dem Busch zu suchen?«, fragte Gaelle streng.
    »Ich bin spazieren gegangen, ist das etwa verboten?«
    »Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück!«
    »Genau, das meiner Freunde, der Labarrieres.« »Tut mir Leid«, korrigierte Gaelle, »aber hier sind Sie auf der Seite der Andrieus.«
    »Ich kenne auch die Andrieus sehr gut, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich wegen eines albernen

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