Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
Vom Netzwerk:
Handbewegung stieß er die Tür zur Kapelle auf, die den Blick auf den dunklen Innenraum freigab.
    Der Sarg thronte leer auf dem Altar. Gaelle näherte sich mit entschlossenem Schritt, gefolgt von einem von Übelkeit gepeinigten Chib.
    »Die Kapellentür war nicht verschlossen?«, erkundigte sie sich, während sie den Glaskasten untersuchte.
    »Nein, wie kann man sich vorstellen, dass . wenn nur .«
    »Das ist normal, Sie haben sich nichts vorzuwerfen«, sagte sie und beugte sich über die Spur eines getrockneten Tropfens.
    Sie wandte Andrieu den Rücken zu, und Chib sah, wie sie schnupperte und das Gesicht verzog. Sie richtete sich wieder auf und ließ den Blick prüfend durch die Kapelle gleiten.
    Man könnte meinen, sie hätte ihr ganzes Leben nichts anderes getan, dachte Chib voller Bewunderung. Wirklich der Spross eines Polizisten.
    »Haben Sie Fußabdrücke bemerkt?«
    »Im Kies? Unmöglich!«
    »War irgendetwas verändert? Fehlen Gegenstände?« »Nein, nichts. Alles war normal, außer … außer dem! Man hat den Schrein verschoben und .«
    »Wo steht er gewöhnlich?«
    »Dort, auf den Böcken neben dem Heiligen Franz von Assisi.«
    Andrieu deutete auf eine schöne Statue aus bemaltem Holz. Chib fragte sich, warum man den gläsernen Schrein auf den Altar gestellt hatte. In blasphemischer Absicht?
    »Weiß Ihre Frau Bescheid?«, fragte Gaelle.
    »Ja. Das heißt, ich weiß es nicht. Ich habe es ihr gesagt, aber sie hatte ihr Beruhigungsmittel genommen und ist gleich wieder eingeschlafen .«
    »Ihre Kinder?«
    »Charles hat gehört, wie ich Moreno angerufen habe.«
    Moreno. Das »Monsieur« wurde fallen gelassen.
    »Es ist vielleicht besser, wenn er seinen Geschwistern nichts davon erzählt«, meinte Gaelle.
    »Das habe ich ihm schon gesagt. Ich verstehe das einfach nicht«, sagte er und ballte die Fäuste. »Ich verstehe das nicht!«
    »Haben Sie Feinde?«
    »Feinde?«
    »Leute, die Sie nicht mögen? Verärgerte Nachbarn? Konkurrenten, die sich geprellt fühlen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Und, ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass ein Börsianer hierher kommen und die Leiche meiner Tochter stehlen würde, um sich für irgendein öffentliches Übernahmeangebot zu rächen.«
    »Monsieur Andrieu, es gibt nur zwei Möglichkeiten«, legte Gaelle mit klarer, ruhiger Stimme dar. »Entweder handelt es sich um die Tat von jemandem, der Sie oder Ihre Familie hasst, oder wir haben es mit einem Verrückten zu tun. Aber Sie müssen zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Irrer genau in Ihre Privatkapelle kommt und beschließt, den Körper Ihrer Tochter zu stehlen, relativ gering ist.«
    »Was Sie da sagen, ist grauenvoll. Sie behaupten, jemand hasst mich derart, dass er sich zu einer so barbarischen Tat hinreißen lässt!«
    Gaelle nickte und legte kurz die Hand auf Andrieus Arm.
    »Ich glaube, die Sache ist sehr ernst. Und ich glaube, Sie sollten die Polizei einschalten.«
    »Noch nicht! Meine Frau ist schon so am Ende ihrer Nerven . Wenn wir . wenn es wirklich . die Fotos in den Zeitungen … der Skandal … das würde sie nicht überstehen. Sie wissen doch, dass die Presse immer informiert wird, wenn es sich um . um lohnende Themen handelt«, fügte er mit einer Miene hinzu, die Abscheu und Zorn widerspiegelte. »Es gibt Dinge, die im Kreise der Familie bleiben müssen«, murmelte er schließlich.
    »Wie Sie wollen«, antwortete sie ungerührt. »Gut. Wie kann man Ihr Grundstück verlassen? Das Eingangstor ausgenommen. Ich nehme an, man hätte gehört, wenn es geöffnet oder geschlossen worden wäre? Mir ist aufgefallen, dass es recht laut quietscht.«
    »Ja, ich denke, Aicha hätte es gehört, sie hat einen sehr leichten Schlaf, und ihr Zimmer befindet sich in dem Flügel, der dem Tor am nächsten ist.«
    Er schien angestrengt nachzudenken.
    »Links grenzt unser Grundstück an das der Labarrieres«, fuhr er fort. »Es wird durch einen Bach abgegrenzt. Auf der anderen Seite haben wir die Osmonds, von denen wir durch eine alte, zwei Meter hohe Steinmauer getrennt sind.«
    »Am praktischsten wäre es also, zum Bach hinunterzugehen, ihn zu durchqueren und .«
    Gaelle beendete ihren Satz nicht.
    »Die D 9 zu erreichen«, vollendete Andrieu, die Züge angespannt. »Die D 9 ist nachts sehr wenig befahren.«
    »Wann waren Sie zum letzten Mal in der Kapelle?«
    Chib fand, dass die Frage schlecht formuliert war, doch Andrieu verstand sofort, was Gaelle meinte: Wann haben Sie Elilou zum letzten Mal

Weitere Kostenlose Bücher