Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
Vom Netzwerk:
gesehen?
    »Gestern Abend, gegen Mitternacht. Ich konnte nicht schlafen. Ich habe mit Louis-Marie Schach gespielt, dann habe ich versucht zu lesen, aber . Sie war so schön, sie schien zu schlafen, nur zu schlafen .«
    So schön wie ein Rind auf der Fleischbank, wie ein mit Formalin gedopter Vampir, yeah, man!
    »Papa!«
    Annabelle erschien, wie üblich ihren Gameboy in der Hand, das Gesicht saucenverschmiert.
    »Maman ist hingefallen!«, rief sie verstört.
    »Scheiße!«, rutschte es Andrieu heraus.
    »Sie ist zu uns in die Küche gekommen, sie hat Colette guten Tag gesagt, und dann hat sie so gemacht .«
    Annabelle legte die Hände vors Gesicht und verdrehte die Augen.
    »… und sie ist hingefallen, und Colette hat gesagt, ich soll dich rufen.«
    »Ich komme.«
    Er war schon draußen, Annabelle lief neben ihm her und versuchte, seine Hand zu fassen, doch er schenkte ihr keine Beachtung.
    Gaelle stieß einen gedehnten Pfiff aus.
    »Dieser Typ steht unter Strom wie eine Hochspannungsleitung. Ich habe den Eindruck, meine Haare sind elektrisch aufgeladen.«
    Chib stimmte ihr zerstreut zu, besessen von dem Wunsch, zu der ohnmächtigen Blanche zu eilen.
    »Das scheint dich ja mächtig zu interessieren. Wirst du vielleicht hellhörig, wenn ich dir sage, dass der Dieb auf den Sarg gepinkelt hat?«
    Er zuckte zusammen.
    »Ah! >Chib Moreno, die Wiederauferstehung    »Soll das bedeuten, dass der Täter die Kleine hasste?«
    »Möglich.«
    »Aber wenn er sie hasste, warum hat er dann ihre Leiche mitgenommen?«, gab Chib zu bedenken.
    »Um sie zu zerstören, ihr die Gliedmaßen abzureißen, sie zu fressen, ich habe keine Ahnung, aber sicherlich etwas Schlimmes. Die Sache macht mir wirklich Angst«, schloss sie und ging zur Tür.
    Er trat zum Altar, zu dem geschändeten Sarg. Keine Zigarettenkippe, kein zum richtigen Zeitpunkt aus einer Tasche gefallenes Papier, kein unglücklicherweise verlorenes Notizbuch, kein Führerschein, nicht einmal der traditionelle Knopf der Tweedjacke, hergestellt von der Firma X, die über eine Kartei mit allen falschen Namen ihrer Serienmörderkunden verfügt … nein, nur die abgenutzten Steinplatten, in deren Zwischenräumen Gras wuchs.
    Plötzlich bemerkte er eine kleine weiße Marmorplatte, die unter der Statue des Heiligen Franziskus von Assisi in den Boden eingelassen war. Eine rechteckige Platte, sauber und in gutem Zustand, in die die einfachen Worte graviert waren: »Leon Henri Enguerrand Andrieu, 17. Januar 1991 - 23. Juli 1992. Ruhe in Frieden«. Es gab also eine Familiengruft.
    Er bückte sich und sah unter dem Altar nach. Dunkel und staubig. Er reckte den Kopf vor, und unter seiner Nase flitzte ein Mauergecko vorbei. Vor Schreck hätte er fast einen Herzinfarkt bekommen. Er erhob sich, seine Angst machte ihn wütend.
    »Jesus meine Freude .«
    Erneuter Schock. Diesmal ein auditiver. Die Orgelklänge hallten von den dicken Mauern wider. Orgel? Es gab keine Orgel. Er fuhr herum. Die Bach-Kantate erfüllte die Kapelle mit ihren furchtbaren Worten der Freude. In der Nähe eines Pfeilers entdeckte er einen Lautsprecher. Er folgte dem Kabel, das zu der neben dem Eingang in einer Nische eingelassenen MiniStereoanlage führte.
    Das grüne Licht bezeugte, dass die Anlage eingeschaltet war. Er drückte auf »Stop«, und es kehrte wieder Stille ein. Daneben mehrere CDs: Bach, Mozarts Requiem, Schätze der Barockmusik … Wer hatte die Anlage eingeschaltet?
    Er trat vor die Tür. Kein Mensch zu sehen. Wo war Gaelle?
    »Ach, sind Sie schon wieder hier?«
    Cordier, der mit dem Arztkoffer in der Hand neben seinem grünen Volvo stand, musterte ihn nicht eben freundlich.
    »Geht es Blanche besser?«, fragte der Arzt, während er auf das Haus zuging.
    »Ähm . ich weiß nicht .«
    Cordier hob die Brauen, dann die Schultern und betrat das Haus, das Gaelle in diesem Augenblick verließ.
    »Sie liegt auf dem Sofa im Salon«, erklärte sie und fuhr, an Chib gewandt, fort: »Hast du etwas gefunden?«
    »Nein. Hast du in der Kapelle eine CD aufgelegt?«
    »Eine CD? Natürlich. Ich habe mir gesagt: >Warum sollten wir uns, nachdem wir nichts zu tun haben, nicht in Ruhe den letzten Manu Chao anhören?«
    »Jemand hat eine CD aufgelegt. Bach.«
    »Na und?« »Na und?! Ich habe niemanden gesehen, niemand hat gesprochen, irgendjemand hat sich lautlos hereingeschlichen und diese verdammte CD aufgelegt, während ich unter dem Altar herumsuchte.«
    »Du scheinst mir ganz schön

Weitere Kostenlose Bücher