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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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nervös.«
    »Nervös? Ich bin nicht nervös, ich drehe dir nur den Hals um, wenn du weiterhin die Überlegene spielst.«
    Er legte die Fingerspitzen an die Stirn und ließ die Gelenke knacken.
    »Und Blanche?«
    »Sie ist wieder zu sich gekommen. Sie hat gefragt, wo Elilou sei, dann hat sie den Kopf gegen die Wand geschlagen.«
    Chib schloss die Augen. Er sah einen Krankenwagen, der Blanche in die sternlose Nacht der Psychiatrie brachte.
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Chib wütend den grünen Volvo von Doktor Cordier. »Einfach mit den Fingern schnipsen, um die Leiche wieder herzuzaubern?«
    »Wir gehen zum Bach.«
    »Denkst du an Ophelia? Eine makabere Inszenierung?«, fragte Chib, die Augen weit aufgerissen.
    »Ich denke, dass der Dieb mit seiner Beute irgendwo hingegangen sein muss.«
    »Ich gehe kurz zu Blanche, dann komme ich nach.«
    Sie seufzte. Er errötete.
    Cordier richtete sich auf, eine Spritze in der Hand. Andrieu hielt die Hand seiner Frau, die kraftlos dalag, die Augen geschlossen, die linke Schläfe gerötet und angeschwollen.
    »Die Beule wird blau werden, dann gelb, nichts Schlimmes«, meinte Cordier. »Aber ich glaube, sie gehört in Behandlung.«
    Andrieu machte eine ablehnende Handbewegung: »Cordier, es ist doch normal, dass sie durchdreht, bei all . bei all dem!« »Ich weiß, aber langsam wird sie eine Gefahr für sich selbst. Ich gebe Ihnen die Telefonnummer eines guten Arztes«, fuhr er fort und kramte in seiner abgetragenen Tasche.
    »Der, der sich auch um Noemie gekümmert hat?«, erkundigte sich Andrieu.
    »Hm. Hier. Rufen Sie ihn gleich an.«
    Ohne noch etwas hinzuzufügen, ging er zu der großen Fenstertür, in der ein verlegener Chib stand, und verließ, ohne sich zu verabschieden, eilig den Raum.
    Ein Zittern durchlief Blanches Körper, ihre Lider zuckten, ihre Hand umklammerte die von Andrieu, der ihre Stirn streichelte.
    Verschwinde, Chib, schau dir an, wie sehr sie sich lieben, und verschwinde schnell.
    Mit gesenktem Kopf ging er nach draußen und stieß mit einem marineblauen Hemd zusammen.
    Charles.
    »Geht es Maman besser?«
    »Ja, der Arzt war da.«
    »Ich weiß, ich habe ihn wegfahren sehen«, antwortete der Junge, dessen Augen auf derselben Höhe waren wie die von Chib.
    Augen von einem dunklen Blau. Feindselig. Lauernd.
    »Du hast mit Noemie Labarriere über mich gesprochen?«, fragte Chib unvermittelt.
    »Duzen wir uns?«, gab Charles zurück.
    Unverschämter Blick.
    »Ich habe dich etwas gefragt.«
    »Warum sollte ich von Ihnen sprechen?«
    »Dann hat sie also gelogen?«
    Charles deutete ein Lächeln an.
    »Alle lügen . Lügen Sie nie? Sie täten besser daran, meine Schwester wiederzufinden, statt auf Gerüchte zu hören. Dubois sagt, Klatsch öffne der Beschmutzung der Seele Tür und Tor.«
    »Und du, wem hast du deine Tür geöffnet?«, fragte Chib und biss sich auf die Lippe.
    »Charles, hol deiner Mutter bitte ein Glas Wasser!«
    »Ja, Papa.«
    Er verschwand mit einem lässigen »Ciao«. Chib zwang sich, tief durchzuatmen. Sich bloß nicht verunsichern lassen. Sich auf die momentanen Gegebenheiten konzentrieren. Charles hatte Cordier gesehen. Charles musste im Garten gewesen sein.
    Er sah sich um. Plötzlich fiel sein Blick auf den Werkzeugschuppen des Gärtners. Er lag halb hinter einem uralten Eukalyptusbaum verborgen. Ein Mann in beigefarbenen Shorts und mit nacktem Oberkörper kam heraus. Kräftige Muskeln. Dunkles, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenes Haar. Ein von Falten zerfurchtes Gesicht mit erstaunlich hellen Augen. Costa, der Gärtner? Sicher. Er trug einen aufgerollten Gartenschlauch über der gebräunten Schulter. Er beachtete weder Chib, der mitten im Hof stand, noch das Haus.
    War Charles aus dem Schuppen des Gärtners gekommen? Oder war Charles für die mysteriöse CD verantwortlich?
    Er nagte an seiner Unterlippe und ging um den Swimmingpool herum, auf dessen Wasser nicht ein einziges Blatt schwamm, um Gaelle zu folgen.
    Ein kleiner Weg führte zum Pinienwäldchen, an einer Ligusterhecke entlang, hinter der man das Rauschen eines Rasensprengers hörte. Nach etwa hundert Metern entdeckte er Gaelle, über den Boden gebeugt, der mit Piniennadeln bedeckt war. Sie schien verärgert.
    »Und, was gibt's?« »Nichts. Es war noch nie meine Stärke, eine Spur im Wald zu verfolgen.«
    »Und der Bach?«
    Sie deutete auf das Ufer hinter sich. Chib trat näher. Ein kleiner, geschwungener Wasserlauf, gesäumt von Trauerweiden. Dank einzelner

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