Schneller als das Licht (Orion 11)
die kurze Leiter hinein ins Boot.
Villa schloß beide Schleusentüren und sagte:
»Schnell! Hinsetzen und festschnallen!«
Dann kontrollierte er die verschiedenen Systeme, nickte seinen Partnerinnen zu und hob die Hand.
»Achtung – es sind vier g!«
Die magnetischen Blöcke rasten entlang der Startschienen nach oben und rissen das kugelartige Boot senkrecht nach oben. Der Andruck preßte die Menschen in die Sitze, aber er dauerte nur einige Sekunden. Dann arbeiteten die Maschinen und beschleunigten die LANCET. Villa blickte auf den Schirm und bemerkte einige Echos.
»Das ist EOS IV«, kommentierte er. »Und das hier müßten die Schiffe sein. Also müssen wir dicht über dem Boden in die entgegengesetzte Richtung fliegen.«
Die LANCET nahm Südkurs.
Über dem Südpol, also im Ortungsschatten des Planeten Erde, raste sie auf den Mond zu und verbarg sich auch dort. Sie schwebte über einem der Mondberge, aber so knapp, daß sie von der Erde aus als Teil des Gestirns angesehen werden mußte. Die Insassen konnten jedoch auf dem vergrößernden Schirm die Erde, EOS IV und die zwei Punkte erkennen, die sie als Feindschiffe identifiziert hatten.
Tamara schloß betäubt die Augen und lehnte sich in die Polster des Sitzes zurück.
»Die Fremden, also Marzal in Wamslers Körper, blufften wirklich sehr kunstvoll«, sagte sie dann.
Villa tippte mit dem Finger auf den Ortungsschirm vor seinem Pult.
»Nur zwei Schiffe! Und nicht einmal große. Sie sind nur die Vorhut. Jetzt sind wir unsichtbar und von der Erde entfernt ... aber was tun wir jetzt?«
Er zuckte die Schultern.
»Wir warten«, sagte Tamara.
Der junge weibliche Kadett schien unendlich erleichtert zu sein. Das Mädchen blickte durch eine der dünnen Kuppeln in den Raum hinaus, sah unter sich die zerklüftete Landschaft des Mondes, dahinter die Erde und zwischen den Sternen zwei winzige Pünktchen, die das Sonnenlicht reflektierten. Oder spielten die Augen einen Streich? Konnte man die Schiffe wirklich sehen? Das Mädchen schloß die Augen, und als sie wieder hinblickte, waren die Pünktchen verschwunden.
»Worauf warten wir?« fragte Tamara.
»Auf die Initiative von General Lydia van Dyke. Sie wird vermutlich in Kürze einen Angriff mit Robotschiffen steuern, die aus dem Hyperraum kommen und so programmiert sind, daß sie notfalls sich selbst sprengen. Eines dieser Schiffe kann uns aufnehmen.«
»Wenn McLane nur da wäre ...«, sagte das Mädchen.
Tamara konnte sich eines Lächelns nicht erwehren.
»McLane«, sagte sie nachdenklich. »Cliff McLane ist irgendwo in diesem verdammten Testschiff verschollen und hat andere Sorgen. Außerdem läuft oder fliegt er direkt in eine Falle, wenn er jetzt auftaucht.«
»Wir warten jedenfalls!« sagte Villa.
»Wie lange?«
»Vorräte für mindestens drei Tage und ein Zehntel Notvorrat sind vorhanden. Wir haben also genügend Zeit, etwas zu planen. In letzter Konsequenz können wir auch auf dem Mond landen und eine der vollrobotischen Fabriken besetzen. Dort sind wir aber wieder im Einflußgebiet der Fremden.«
»Ja, leider.«
Sie schwiegen, verloren sich in teilweise höchst unnützen Gedanken und warteten beklommen. Langsam verging die erste Stunde, die zweite brach an. Schließlich fing sich Tamara wieder, deutete auf den eingeschalteten Schirm des kleinen Superradars und fragte leise:
»Zwei Schiffe, Oberst. Wieviel Insassen schätzen Sie?«
Villa tippte einige Zahlen in den eingebauten Kalkulator und sagte dann:
»Die Schiffe sind knapp hundert Meter lang und an der dicksten Stelle rund dreißig Meter durchmessend. Ich schätze, daß in jedem vielleicht hundertfünfzig Individuen Platz haben. Da sie einen weiten Flug hatten, müssen Maschinen und Vorräte einen Großteil des Schiffsraumes ausfüllen. Sie versuchten, mit dreihundert Ichs die Erde auf die kommende Invasion vorzubereiten. Ich weiß nur nicht, aus welchem Grund sie uns eine Wartezeit von drei Tagen gaben.«
Tamara sah auf die luftleere, trostlose Landschaft des Erdtrabanten hinunter und erwiderte:
»Ich weiß es.«
»Ja?«
Villa und das Mädchen hörten aufmerksam zu. Noch besaßen die drei Menschen die Hoffnung, die sie befähigte, notfalls mehr als zweiundsiebzig Stunden hier auszuhalten. Jede Stunde würde dieses Maß an Hoffnung abnehmen, bis sie am Schluß etwas Sinnloses tun würden.
»Sie wollten drei Tage lang warten, bis die Panik um sich gegriffen hat. Ein Planet, dessen Milliarden sich in fieberhafter Aufregung befinden,
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