Schneller als das Licht (Orion 11)
düster.
»Ja. Eine zeitlich und psychologisch genau aufeinander abgestimmte Aktion aus drei Vorgängen. Hören Sie zu ...!«
Er entwickelte seinen Plan, der während der langen Wartezeit in der LANCET entstanden war. Begeistert hörten die Anwesenden zu, aber als Villa geendet hatte, wußten sie, daß ein erneutes Risiko entstanden war.
*
Obwohl seine Arroganz, hervorgerufen durch das Bewußtsein absoluter Macht und das Wissen über die Möglichkeiten seines Verstandes, beträchtlich war, besaß die intellektuelle Persönlichkeit des Fremden – Marzal wieder in der Maske des Raummarschalls – einen hohen Grad der Vollendung.
Jetzt war Marzal einsam.
Nach außen wurde diese Einsamkeit geschildert durch die Anordnung von Licht und Dunkel innerhalb des großen Büros der Terranischen Raumaufklärungsverbände. Ein Teil des Sessels, ein Großteil der schwarzen, spiegelnden Tischplatte und die breiten Hände des Mannes waren innerhalb des scharfen Lichtkreises; alles andere lag im Dunkel. Die Lichtflutbarriere, ein Videophonschirm, die Raumkugelprojektion und einige Schaltersätze an den Wänden waren entfernte Beleuchtungseffekte, die unwichtig waren.
Marzal-Wamsler sagte laut zu sich selbst:
»Offensichtlich haben wir diese erste Schlacht verloren. Und bis heute waren die Rower stets ungeschlagen.«
Er schwieg und betrachtete die Bilder auf dem Videophon.
Sie waren dreidimensional und bunt.
Erneut erschien ein Bild mit überaus starkem Symbolcharakter: Ein Flußlauf, nicht besonders breit, lag unter den glühenden Strahlen der Sonne im Mittag. Die Insel in der Mitte des Wassers bestand aus einer Kiesfläche – trocken, weiß und leblos. Diese Fläche aus kleinen Steinchen war mit Schilf umsäumt, und große Vögel standen darin. Über der Szene lag der Ausdruck der Einsamkeit. Es war ein Ort, an den sich – in der Phantasie oder in der Wirklichkeit – jemand flüchten konnte, der um den größten Teil seiner Hoffnungen gekommen war. Die Stimme, die das Bild kommentierte, berichtete, daß es die Camargue sei, ein Teil der terranischen Naturschutzgebiete.
Marzal lehnte sich zurück, spannte seine Muskeln an und begann sich zu fürchten.
»Das dritte Schiff, das auf Tjader II gelandet ist ...«, murmelte der Fremde. »Sie werden in einigen Tagen hier erscheinen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten.«
Marzal saß in seiner Lichtinsel, und aus einem Jäger war ein Gejagter geworden. Diese Einsicht war bitter, aber es gab noch einen Hoffnungsschimmer. Man hatte sämtliche Systeme der Kommunikation bis in dieses Büro lahmgelegt, die Menschen hatten größtenteils die Höhlen, Gänge und Korridore der Basis 104 verlassen, waren geflohen und hatten sich versteckt. Marzal konnte niemanden sehen und war dazu verdammt, hier auszuharren. Im Augenblick fragte er sich zum wiederholten Male, worauf er wartete. Er gab sich selbst die Antwort, und in der Stille des großen Raumes klang seine Stimme merkwürdig hohl und unwirklich.
»Ich warte auf eine Rückzugsmöglichkeit.«
Sie waren mit drei Schiffen gestartet, um ihrer Rasse einen neuen Planeten kampflos zu erschließen. Eines der Schiffe war ausgefallen und mußte zurückgelassen werden; es kam später und, wie Marzal hoffte, rechtzeitig genug, um ihn zu retten. Gelang ihm der Sprung ins Schiff, dann war er gerettet und konnte in absehbarer Zeit auf diese herrliche Welt, auf diesen Planeten voller schöner Körper zurückkehren ... mit einer gewaltigen Armada.
»Dieser verdammte McLane!« stöhnte Marzal.
Angenommen, das Schiff käme rechtzeitig. Dann konnte er zurückspringen, und sein Ich retten. Im Schiff befanden sich stets einige der Wesen, die man auf den langen Reisen als Reserve bereithielt, um bei Ausfällen die potentielle Unsterblichkeit zu sichern. Diese Reservekörper waren ihm sicher.
Dieses Problem war gelöst. Er nickte.
Plötzlich war die Situation nicht mehr ganz so hoffnungslos; und er klammerte sich an die Hoffnung. Selbst wenn ihn McLane, jener kleine Oberst mit seinem verdammten Testschiff, zu einer schnellen Reaktion zwang konnte er entkommen und zurückschlagen – irgendwann. Er sah auf die automatische Datenanzeige in der abgeschrägten Kante des Schreibtisches.
Es war der dreizehnte des laufenden Monats, zwanzig Uhr fünfundvierzig.
Das Bild auf dem Videoschirm wechselte erneut; der elektronische Impulsgeber war auf eine Minute Laufzeit eingestellt. Eine andere Landschaft erschien, eine andere Szene dieser Welt.
Die Rower
Weitere Kostenlose Bücher