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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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wäre nett, wenn er bald käme«, sagt Walter gereizt. »Thea und ich haben Gäste eingeladen, wir wollen grillen.« Er trommelt nervös mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herum.
    Ich muss an Renates und meinen »Grillabend« mit Familie und Freunden denken … unser »Hochzeitsgrillen«. Wir hatten vor wenigen Wochen geheiratet und alle Freunde nach der eher kleinen offiziellen Hochzeitsfeier zu einem ungezwungenen Gartenfest eingeladen. Bei dem Gedanken daran muss ich unwillkürlich lächeln.
    »Was ist so komisch?«, möchte Walter wissen, aber dann rollt ein Wagen in die Hofeinfahrt.
    »Na endlich!« Walter will sich schon umziehen gehen, aber dann wendet das Auto bloß und ist auch schon wieder verschwunden.
    Walter klatscht mit der Hand verärgert gegen die Tür.
    Ich überlege, bei Marc zu Hause anzurufen, will aber Walter nicht vorgreifen. Er ist in dieser Schicht der »Chef« – und ich erst seit wenigen Monaten Rettungsdiensthelfer: Auf die Zivildienstschulung zum »Sanitäter« habe ich noch eine Prüfung draufgesetzt, um besser dazustehen, wenn ich vielleicht nach der Zivildienstzeit ehrenamtlich weitermachen möchte. Walter jedoch ist schon etliche Jahre dabei, hauptberuflich.
    Jetzt tigert er durch das »Wohnzimmer« und grummelt vor sich hin …
    »Ich versuch es mal bei Marc zu Hause«, sage ich schließlich.
    Einige Telefonate später wissen wir zwar nur ungefähr, warum Marc an diesem Abend nicht beim Dienst erscheint – seine Freundin und er haben sich wohl getrennt –, aber immerhin gibt es einen Ersatz: Felix Weber. Schicht hatte ich noch keine mit ihm, aber ich habe gehört, dass er fachlich sehr gut sein soll. »Bin schon auf dem Weg …«, hatte Felix nur kurz gesagt.
    Keine zehn Minuten später klingelt das grüne Leitstellentelefon, Walter hebt schimpfend ab. Ich stehe gerade im Flur vor dem schwarzen Brett.
    »Rettungswache Friedberg … Können das nicht die Augsburger Kollegen machen? Ich bin noch von der Tagschicht hier …« Ich höre ihn bis hier. Mit einem Buch in der Hand drehe ich auf der Treppe, die hinauf zu den Schlafräumen führt, wieder um.
    Im nächsten Moment knallt Walter den Hörer auf die Gabel und brüllt: »Mist!«
    »Was gibt’s?«, frage ich.
    »Ein eiliger Krankentransport. Vom Altenheim in der Buchenstraße ins städtische Krankenhaus.«
    Walter schnappt sich seine Jacke.
    Bei einem eiligen Krankentransport sollte der Patient zwar eigentlich nicht in einer akut lebensbedrohlichen Situation sein, aber wir können den Transport auch nicht aufschieben. Man weiß meist nicht, wofür das »eilig« steht.
    Walter ist wenige Schritte vor mir und auch schon durch die Tür zur Fahrzeughalle, die er vor meiner Nase zuschlagen lässt. Ich öffne sie wieder und sprinte ebenfalls zum RTW .
    »Nimmst du mich trotzdem mit?«
    »Ach, du kannst mich mal …« Mit diesen Worten startet Walter den Motor.
    Das Rolltor schiebt sich hoch und bestimmt sieht auch Walter die dunklen Wolken am Horizont. Das Grillen hat sich für dich wohl erledigt , denke ich, verkneife mir aber eine Bemerkung.
    »Altenheim Buchenstraße, Zimmer 233, II . Stock, Patientin Merzinger, Kreszenzia, eilige Einweisung von Dr. Erdmann, 17.41 Uhr« wird uns von der Leitstelle mitgeteilt.
    Im Altenheim angekommen, schieben wir wortlos unsere Trage mit dem Notfallkoffer darauf über den abgewetzten braunen Linoleumboden, der hier und da den Blick auf den grauen Beton darunter freigibt.
    Mir kommt das Haus mehr wie eine Strafanstalt vor und weniger wie ein Alterswohnsitz. Eine Bestrafung ohne Verurteilung, ohne Schuld. Hier den Lebensabend verbringen müssen , überlege ich. Ein Gedanke, der etwas Erschreckendes hat.
    Als wir in dem kleinen Zimmer im zweiten Stock ankommen, schließt Dr. Erdmann, der Hausarzt der alten Dame, gerade seine Tasche. Er nickt uns zur Begrüßung zu.
    Nachdem Walter ebenfalls bloß stumm nickt, frage ich in Richtung des Doktors: »Und?«
    »Frau Merzinger hat in den letzten Tagen kaum etwas gegessen und auch so gut wie nichts getrunken.« Dr. Erdmann drückt der alten Dame zum Abschied die knochige Hand.
    Sie schenkt dem Arzt ein Lächeln. Gutmütig schaut sie aus, aber auch sehr müde. Ihre matten Augen spiegeln nichts mehr von dem Leben draußen vor den hohen Fenstern wider.
    Ich hole das Blutdruckmessgerät aus dem Notfallkoffer.
    »105/75«, sagt Dr. Erdmann von der Tür aus.
    Walter mault: »Es liegt eine Einweisung vom Doktor vor, da brauchst du nicht in der Gegend

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