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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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ich kann mich nicht daran gewöhnen.
    Ich liege fast mehr auf der Couch als dass ich sitze, und zappe durch die Kanäle, aber außer ein paar Musikvideoclips und alten Spielfilmen, die ich alle schon kenne, ist das Programm zum Weglaufen. Felix liest in einem medizinischen Fachbuch, das so neu ist, dass man die Druckfarbe noch riechen kann.
    Ich döse ein wenig.
    »Scheißsommer«, sagt er plötzlich laut.
    »Mmh«, gebe ich statt einer Antwort zurück und blinzle zum Fenster. Draußen nieselt es. Es ist kurz nach acht.
    Sonntagmorgens ist selten viel los. Ab halb zehn oder zehn Uhr ist man meist unterwegs. Bis dahin versuche ich mich noch etwas auszuruhen. Aber immer wenn ich gerade eingenickt bin, fällt Felix irgendeine Bemerkung ein.
    Als ich mich aufsetze und beschließe, auch etwas zu lesen, zeigt die Wanduhr schon halb elf.
    »Hinten steht noch ein KTW von der Spätschicht gestern. Die sind erst kurz vor Mitternacht reingekommen. Der sollte noch geputzt werden.« Ein fragender Blick von Felix in meine Richtung.
    »Ich mach schon«, sage ich. In der Waschhalle bin ich wenigstens für mich.
    Aber gerade als ich mir die Gummistiefel angezogen habe und die Waschbürste greife, höre ich das Leitstellentelefon und lege die Bürste wieder aus der Hand.
    »Notfall …!«, ruft Felix.
    Ich ziehe mir schnell wieder meine Sicherheitsschuhe an.
    »… eine Wohnungsöffnung.«
    Kurz darauf brausen wir die Berliner Allee hinunter. Felix fährt anständig und – was für den Beifahrer besonders angenehm ist – sehr vorausschauend. Wenn er sich nur nicht andauernd so furchtbar aufregen würde.
    »Du Handlampe …«, schimpft er vor sich hin, weil ein Pkw vor uns plötzlich abbremst. »Mein Gott noch mal, hast du keine Augen im Kopf?« Ohne zu blinken, zieht der Pkw nach links, um an einer Stelle abzubiegen, wo es gar nicht erlaubt ist. Ausnahmsweise stimme ich Felix zu: »Wenn er hier schon abbiegt, dann sollte er ja wenigstens in den Rückspiegel schauen.«
    Felix zetert weiter.
    Die Streife vor dem Haus 3b im Elsenweg erspart uns die Suche.
    Der ältere der beiden Polizisten, die mit einem Herrn in einem grauen Kittel aus dem Haus kommen, informiert uns. »Der Briefkasten von Frau Maier wurde anscheinend längere Zeit nicht geleert. Und die alte Dame ist auch seit Längerem nicht mehr gesehen worden … kein Lebenszeichen.«
    »Wer hat denn angerufen?«, fragt Felix.
    Der Polizist zeigt auf den Herrn im Arbeitskittel.
    »Der Hausmeister«, stellt er ihn vor.
    Dieser tritt wie zur Entschuldigung ein paar Schritte zurück. »Vielleicht ist Frau Maier ja auch verreist. Vielleicht … ist ja auch gar nichts. Aber ich musste doch …«
    »Gibt es denn einen Schlüssel zu der Wohnung?«, frage ich den Polizisten.
    »Nein, der Hausmeister hat keinen … Und auch sonst niemand im Haus, soweit wir das bisher prüfen konnten.«
    »Ist ja heute nicht mehr so wie früher«, mischt sich der Hausmeister ein, »als man seine Nachbarn noch kannte und sich gegenseitig gekümmert hat.«
    »Na, dann gehen wir doch schon mal hinauf«, schlägt Felix vor. »Die Kollegen von der Feuerwehr, die die Tür öffnen können, kommen sicher gleich. Wir holen nur noch schnell unsere Sachen aus dem Wagen.«
    Mit Notfallkoffer, Sauerstofftasche und EKG machen wir uns auf den Weg in den vierten Stock. Der Hausmeister und der ältere Polizist gehen vor. Der jüngere ist unten geblieben, um auf die Feuerwehr zu warten.
    Beim Treppensteigen scheint das Gepäck noch schwerer zu werden, man hat das Gefühl, man kann beim Atmen merken, wie die Luft dünner wird. Es scheint ein grundlegendes Gesetz zu geben, das sagt: Wann immer du einen Einsatz im Parterre hast, hat das Haus einen Aufzug, wenn die Patientenwohnung aber im vierten Stock liegt, gibt es keinen oder er ist außer Betrieb.
    Nicht nur ich komme keuchend vor der Wohnungstür der alten Dame zum Stehen. Als ich meine, hinter mir etwas gehört zu haben, drehe ich mich zu der gegenüberliegenden Wohnungstür um, sie steht einen Spaltbreit offen. Als ich gerade: »Hallo, ist da wer?« rufen will, wird die Tür geschlossen.
    Das Klingeln, Felix hat dreimal hintereinander auf die Schelle neben dem altmodischen Messingschild gedrückt, lenkt meine Aufmerksamkeit wieder nach vorn.
    Nichts tut sich. Niemand öffnet. Alles still.
    Ich blicke aus dem Flurfenster auf halber Treppe auf die Straße hinunter. Dort hat gerade der rote Pkw der Feuerwehr hinter unserem RTW angehalten. Und noch bevor der Feuerwehrmann

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