Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

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Autoren: Georg Lehmacher

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hört man es donnern. Als ich gut zwanzig Minuten vor Beginn der Nachtschicht an den Garagen vorbeifahre, sehe ich, dass der Rettungswagen fehlt. Die von der Tagschicht sind offenbar noch im Einsatz.
    Das bedeutet für mich: Ich kann mich ganz in Ruhe umziehen. Ich stelle meinen Wagen auf dem Parkplatz vor der Wache ab. Der Regen trommelt auf das Autodach … Ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich meine, auch Martinshörner zu hören.
    Als ich die Autotür öffne, ist es deutlicher: von irgendwoher der Widerhall der Pressluftfanfaren. Das könnten sie sein, die von der Tagschicht.
    Kurz darauf ganz in der Nähe das schneidende Geräusch eines elektronischen Martinshorns und die Signale von ein oder zwei anderen Fahrzeugen. Durch das Echo, das sich zwischen den Straßenzügen der Umgebung bildet, hört man nicht genau, wie viele Wagen sind. Vielleicht die Feuerwehr? Oder die Polizei? Oder andere Fahrzeuge des Rettungsdienstes, die hier im Ort sind? Scheinbar ein größerer Einsatz in der Nähe.
    Im Gang, der die Garage und die Fahrzeughalle verbindet, kommt mir Hardy entgegen. Er hat Dienst auf dem NEF und läuft schon in Richtung Garage. Durch die zufallende Tür sehe ich für einen Moment Frank, er steht am Telefon. Er hat mir zugewunken, also beeile ich mich. Laufe in die Umkleide und werfe meine Tasche in den Schrank. Ich habe heute Morgen ein weißes Sweatshirt angezogen, das muss genügen, also ziehe ich mir nur rasch die leuchtend rote Arbeitshose über und schnappe mir eine der Rettungsdienstjacken. Irgendwo knallen Türen, woanders gehen welche auf, sogar das klackernde Geräusch des Rolltors dringt bis in den Keller.
    »Es geht raus auf die Autobahn, wir nehmen den Ersatz- RTW .« Franks Stimme hallt durch den Gang.
    Im Laufen ziehe ich mir noch den Gürtel durch die Schlaufen der Hose.
    »… kurz nach der Auffahrt Dasing«, höre ich noch den Rest der Einsatzmeldung am Funk, als ich mich auf den Fahrersitz schwinge. Das Tor ist schon offen, ich fahre sofort los.
    »Anschnallen!«, mahnt mich Frank. Er ist »Ehrenamtlicher« wie ich, über zehn Jahre kennen wir uns jetzt schon. Meine erste Schicht auf dem RTW als Fahrer habe ich mit Frank absolviert, es war ein guter Einstieg – das verbindet.
    Ich ziehe den Sicherheitsgurt zu ihm rüber, und er steckt ihn in die Halterung.
    »Wir wissen nichts Genaues, nur Verkehrsunfall bei der Auffahrt Dasing«, informiert er mich.
    »Okay, ist von den anderen denn noch keiner angekommen?«
    »Mh, die sind alle zu der anderen Auffahrt unterwegs, nach Augsburg Ost. Da hat es wohl auch einen VU gegeben.«
    An zwei Auffahrten etwa zur gleichen Zeit? Zufälle gibt’s. Aber der Regen war bis eben auch wirklich heftig, jetzt lässt er etwas nach.
    »Ach, übrigens: Wir haben kein EKG an Bord. Das ist kaputt«, sagt Frank.
    Bestimmt war dieser Wagen deswegen stillgelegt und stand auf dem Reserveparkplatz.
    »Es wird doch sowieso der Notarzt dazukommen, oder?«, sage ich.
    »Ja, der Aichacher. Und wohl auch noch ein anderer RTW …«
    Ein zischendes Geräusch beim Fahren auf den regennassen Straßen, die Reifen greifen bei dem Wetter nicht so gut. Immerhin ist die Sicht in Ordnung. Die Autos vor uns fahren bereits in einiger Entfernung zur Seite, sodass wir problemlos aus der Stadt herauskommen.
    Über Funk hören wir, dass die Kollegen, die zur Auffahrt Augsburg Ost gefahren sind, keinen Einsatz finden. Die Leitstelle versucht, Klarheit zu schaffen, ist bemüht, den genauen Ort zu ermitteln. Ich meine, dass uns die Leitstelle ruft, aber man versteht die Meldungen nicht so recht, wenn das Martinshorn dröhnt. Und ich brauche die Hände am Lenkrad.
    »He, Frank, ich glaube, die rufen uns.«
    Frank nimmt den Hörer des Funkgeräts und meldet sich.
    »Ihr VU , vermutlich schwer, mit Motorradfahrer«, hören wir die Disponentin der Leitstelle über den Lautsprecher, und dann fügt sie hinzu: »Sie geben mir sofort einen Lagebericht, wenn Sie am Einsatz sind.«
    »Mit Lage wenn Einsatz an«, bestätigt Frank. Das wäre sowieso klar gewesen.
    Wenig später meldet sich die Leitstelle schon wieder. »Für alle Fahrzeuge, die zum Einsatz an der Auffahrt Dasing unterwegs sind: Meldung von der Polizei, neuer Einsatzort ist vermutlich nahe der Auffahrt Odelzhausen.«
    Frank bestätigt auch den geänderten Einsatzort.
    Während der weiteren Anfahrt hören wir in den Pausen, in denen das Martinshorn nicht läuft, immer wieder die Stimme der Leitstelle. Jetzt ruft die Mitarbeiterin die