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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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27a.«
    »Moment, 37, wir schauen.«
    Während ich am Funk warte, läuft die Polizeibeamtin zu ihrem Fahrzeug zurück, das mit eingeschaltetem Warnblinker hinter uns steht; Roman und der andere Polizist scheinen Passanten nach dem Haus zu fragen. Ein Herr auf einem Fahrrad schüttelt den Kopf, eine ältere korpulente Dame mit korpulentem Dackel erklärt etwas und deutet mit der Hand den Weg zurück.
    »Die 27a kann man nur noch vom Fichtenweg her anfahren, du musst umdrehen, der Fichtenweg ist diese Seitenstraße, an der wir gerade vorher vorbeigefahren sind«, erklärt Roman beim Einsteigen.
    »Na, hoffentlich braucht da niemand wirklich dringend Hilfe«, sage ich genervt.
    Als wir gerade in den Fichtenweg einbiegen, ruft uns der Funk. »33/37 für Leitstelle.«
    Roman nimmt den Ruf entgegen.
    »Versuchen Sie mal, ob Sie über den Fichtenweg zur Hausnummer 27a kommen.«
    Gut recherchiert, auch wenn wir es nun schon selbst wissen.
    »Positiv, das versuchen wir gerade, wir haben einen Hinweis von einer Passantin bekommen«, erklärt Roman.
    Auch das Polizeiauto hat gewendet und hält wieder hinter uns, als wir über einen Hinterhof endlich zur Hausnummer 27a gefunden haben.
    Wir klingeln bei »Schulz«, es öffnet niemand.
    »Ach Mann!«, ruft Roman verärgert.
    Der Polizeibeamte, der jetzt neben ihm steht, drückt mit der ganzen Hand dreimal auf alle Klingelknöpfe, die er mit dieser Technik erwischen kann. Während jetzt der Türöffner geht, sind mehrere Stimmen gleichzeitig durch die Sprechanlage zu hören.
    »Polizei!«, ruft seine Kollegin kurz, dann laufen wir auch schon das Treppenhaus hinauf, Roman und ich voran. Im zweiten Stock gibt es ein kleines Türschild mit dem Namen »Schulz«.
    Die Türglocke hört man deutlich, wieder öffnet niemand. Jetzt donnert Roman mit seiner Faust zweimal gegen die Tür. Von einer oberen Etage hört man eine ärgerliche Stimme: »He, spinnen Sie, was machen Sie da unten? Ich rufe gleich die Polizei!«
    Ein Mann in Schlafanzug und Bademantel kommt die Treppen herunter.
    »Schon da«, bemerkt der Beamte und hebt seinen Finger.
    Immer noch öffnet niemand.
    »Oh. Was – was ist denn …«, stammelt der Mann erschrocken.
    »Schon okay.« Der Polizist beruhigt den Mann. »Haben Sie einen Schlüssel für diese Wohnung?«
    Der Mann verneint.
    Roman schlägt abermals mit der Faust mehrfach gegen die Tür. Ich klingele Sturm.
    »Hallo!«, rufe ich. »Ist da jemand drin?«
    Wir lauschen.
    Roman schaut mich an. Auch er scheint hinter der Tür etwas gehört zu habe.
    »Hallo!« Roman hämmert noch mal kurz gegen die Tür. »Verstehen Sie uns?«
    Ich drücke mein Ohr an die Tür: Ein Geräusch wie ein Kratzen ist zu hören, dann jemanden, der »Hilfe« sagt, aber die Stimme klingt kraftlos.
    »Wohnungsöffnung. Ich rufe die Leitstelle an und lass die Feuerwehr kommen.« Roman zieht stolz ein nagelneues Funktelefon aus der Tasche, ein riesengroßes schwarzes Gerät, bei dem der aufgesteckte Akku fast größer ist als das Telefon. Aber die Polizeibeamtin ist schneller und bestellt mit ihrem Handfunkgerät schon über die Einsatzzentrale die Feuerwehr. Roman schaut etwas enttäuscht und steckt das Handy wieder weg.
    »Gibt es irgendjemanden im Haus, der einen Schlüssel haben könnte?«, frage ich den Herrn im Bademantel, der wie erstarrt auf der Treppe steht und uns zusieht.
    »Nein … nicht, dass ich wüsste.«
    »Einen Hausmeister?«
    »Der wohnt unten, Parterre links, aber der ist übers Wochenende weggefahren.«
    Roman läuft trotzdem nach unten.
    Irgendwo im Haus oder in einem Nachbarhaus beginnt jemand Klavier zu spielen. Der Anfang von »Für Elise« hallt leise durch das geflieste Treppenhaus. Ich kenne das Stück nur zu gut, seit mein erster Klavierlehrer mich wochenlang erbarmungslos damit genervt hatte, obwohl ich damals viel lieber Stücke von Chopin gespielt hätte. Das Spiel bricht ab und fängt von vorn an.
    »Hallo«, rufe ich jetzt noch einmal und schlage gegen die Tür.
    »Oje, da ist doch wohl …«, fängt der Nachbar auf der Treppe an.
    »Ruhe …«, zischt der Polizist.
    Wieder hört man ein leises Kratzen und dann zweimal einen leisen Hilferuf.
    »Mist«, platzt es aus mir heraus. Da braucht tatsächlich jemand – möglicherweise sehr schnell – Hilfe, und wir kommen nicht an die Person heran. Roman kommt die Treppe hinaufgehechtet.
    »Hausmeister Fehlanzeige«, sagt er knapp. »Doktor?«, fragt er.
    Ich nicke.
    »Ich ruf an …« Er hat dieses Funktelefon schon

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