Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet
Notarzt bleibt?« Fabians Stimme klingt ein wenig erschöpft. So eine Reanimation ist harte Arbeit. Mir tun vor allem schon wieder die Knie weh, mit denen ich mich auf dem harten Boden vor dem Patienten zwischen dessen Kopf und unserem Notfallkoffer hinund herbewege.
»Nachfragen bringt auch nichts, wir können nur warten.«
Aber dann höre ich hinter mir eine Autotür, und ich sehe, dass an der Wand vor mir neben unserem gelben Warnblinker noch etwas Blaues reflektiert.
Aus einem dunkelblauen Kombi mit einem aufgesteckten Blaulicht steigt Dr. Bachmann. Der ist früher viel bei uns am Notarztstandort mitgefahren, jetzt hat er eine Praxis und fährt leider nur noch ab und zu von einer anderen Wache aus, die näher an seinem Wohnort liegt.
Grinsend schaut er mich an und meint: »Du bist doch wirklich immer mittendrin, wenn so etwas Schräges läuft.« Neben ihm steht eine Frau, die ich nicht kenne. »Meine Arzthelferin«, erklärt er. »So, Jungs, und jetzt wird hier mal richtig zugepackt, auf geht’s – das komplette Programm.«
Eher nebenbei informieren wir ihn über den bisherigen Ablauf. Und schneller, als man schauen kann, ist der Patient intubiert. Dr. Bachmann hat lange Zeit als Anästhesist gearbeitet, er ist Vollprofi. »Adrenalin!«, sagt er knapp.
Noch bevor ich dazu komme, hat seine Arzthelferin die Ampulle in der Hand.
»Defi, los, Tempo …«, sagt er zu mir.
Der Defi lädt schon.
»Die Analyse hat zuletzt ›Kein Schock‹ ergeben.«
Er nimmt es nickend zur Kenntnis.
»Weg vom Patienten …«, sage ich, dann drücke ich beide Taster, die Ladung wird abgegeben. Wieder zeigt das EKG einen Ausschlag.
»Rein damit und gleich noch mal Adrenalin aufziehen!«, sagt Dr. Bachmann, während er das EGK anschaut.
Die Arzthelferin hat die Spritze mit dem Adrenalin ohnehin schon angesetzt. Fabian beatmet wieder, Dr. Bachmann fühlt den Puls.
»Der kommt an …«, kommentiert er.
Aber dann werden die Pausen zwischen den Schlägen wieder größer und das EKG zeigt eine Nulllinie an.
»Gleich noch mal, los, Strom …!«
Ich defibrilliere ein weiteres Mal, und jetzt bleibt der Ausschlag auf dem Monitor stabil und fast regelmäßig. Dr. Bachmann beatmet zuerst selbst ein paarmal mit dem Beutel über den Tubus. Dann schließen wir die Beatmungsplatte an den Tubus an. Während der Beatmung mit der Maske wäre das noch nicht möglich gewesen, jetzt hält es uns die Hände frei.
Unsere Blicke auf den Monitor des EKG s: Der Puls ist immer noch stabil.
»Okay?«, fragt Fabian.
»Okay, los.« Dr. Bachmann nickt zufrieden.
Wenn man oft genug zusammengearbeitet hat, versteht man sich auch ohne viele Worte.
Fabian geht zu unserem Auto und holt die Trage. Zu viert heben wir den Patienten, der einen eigenen Puls hat und automatisch weiterbeatmet wird, auf die Trage und bringen ihn ins Auto. Gerade, als ich aussteigen will, um unseren Koffer und das, was noch draußen von unserer Ausrüstung herumsteht, zu holen, öffnet sich schon die seitliche Schiebetür, und ich sehe das junge Gesicht der Arzthelferin, die mir die Sachen ins Auto stellt. Für einen Moment überlege ich, ob ich noch einmal nachsehen muss, ob noch etwas fehlt, aber da sagt sie auch schon: »Alles komplett! Wenn du mir einen Beutel gibst, sammle ich den Müll, der noch rumliegt, ein. Ihr könnt schon mal fahren, ich bring Helmuts Auto dann hinterher.«
Diese Arzthelferin ist auf Zack.
Ich rufe ihr noch zu: »Ins Friedberger Krankenhaus«, dann steige ich vorn ein, und wir fahren los.
Eine gute halbe Stunde später liegt unser Patient in der Notaufnahme. Dr. Bachmann ist noch in der Kabine bei der Übergabe. Wo Fabian ist, weiß ich nicht, ich habe ihn zuletzt an der Anmeldung gesehen, aber er müsste eigentlich schon längst fertig sein. Die Arzthelferin von Dr. Bachmann kommt gerade durch die Schiebetüren in die Fahrzeughalle.
»Puh, richtig kalt heute!«, ruft sie mir zu.
Während sie sich eine Zigarette anzündet, erzählt sie mir, dass sie schon seit einem Jahr bei Dr. Bachmann arbeitet und dass er sie dazu gebracht hat, ab und zu in Augsburg als Praktikantin im Rettungsdienst mitzufahren, um diese Seite der Medizin auch kennenzulernen. »Der Chef legt Wert drauf, dass wir in der Praxis notfallmedizinisch fit sind.«
Also könnte es sein, dass ich sie schon mal gesehen habe. Möglich wäre es jedenfalls.
Sie bietet mir eine Zigarette an, die ich mit einem freundlichen Kopfschütteln ablehne, während sie weiterredet.
»Jetzt bin
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