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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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sondern auch den anderen, von denen sie umringt wird, Feuer gibt. Einen Moment lang überlege ich, ob ich mich trotz der Kälte wieder dazustellen soll, die Stimmung scheint richtig gut zu sein, aber mich friert, und ich habe keine Lust, dieses Gefühl von kalten Füßen zu vertiefen. Dann lieber allein im Warmen sitzen.
    Ich höre am Funk, was sich so in der Gegend rundherum tut, und schlage meine Zeit mit nichts tot.
    Bis mein Handy piepst.
    »Hast du gerade Zeit?« Eine SMS von Renate.
    Mehr als genug , denke ich und rufe sie an.
    Es gibt ein kleines Problem wegen unseres geplanten Wochenendausflugs. Eine unserer Töchter ist nun auch zur Geburtstagfeier ihrer besten Freundin eingeladen.
    »Vielleicht kann sie das ganze Wochenende bei Jennifer verbringen? Das machen die sonst doch auch schon mal«, schlage ich vor. »Oder wir verschieben …«
    »33/64 für Leitstelle?« Die Leitstelle ruft unseren Kollegen vom Friedberger Notarzt.
    »Warte mal kurz, Renate …«
    Ich höre am Funk mit: Unser Friedberger Notarzt, der gerade gerufen wurde, meldet sich nicht. Soweit ich mitbekommen hatte, ist er gerade bei einem Patienten mit Asthma in der Wohnung. Und dann höre ich die Tonfolge seines Selektivs, vier Töne mit festgelegten Frequenzen, die seinen Piepser auslösen.
    »Du, ich muss Schluss machen«, verabschiede ich mich von meiner Frau.
    Vielleicht betrifft die Meldung unser Einsatzgebiet, ich möchte im Bild sein.
    Während ich dem Funk lausche, sehe ich Fabian ein paar Meter vor unserem Wagen, der von einem Kollegen der Feuerwehr angesprochen wird. Jetzt winkt er mir zu, und ich öffne das Fenster einen Spalt. Fabian zeigt auf den Feuerwehrkollegen und ruft: » Der sagt, wir können dann wieder los. Die haben das Leck gefunden, das Gas ist sowieso schon am Verteiler vorher abgedreht.«
    »Leitstelle für 33/64? Können Sie weg?«, will der Leitstellendisponent über Funk von dem Friedberger Notarzt wissen.
    Stundenlang Ruhe im Äther, mit einem Mal wird es am Funk betriebsam. Der Stimme nach meldet sich Uli, ein Notarztsani unserer Wache.
    Ich sehe, dass der Einsatzleiter sein Handsprechfunkgerät an sein Ohr hält. Die Kollegen unterhalten sich nicht mehr, hören offenbar mit.
    »Ein Infarkt im Altersheim in Kissing«, meldet der Leitstellendisponent. Dann setzt er nach: »Laut Pflegerin akute Verschlechterung des Zustands, sie hat innerhalb weniger Minuten schon zweimal angerufen.«
    »Moment, ich kläre es ab«, antwortet Uli.
    »Der Friedberger Rettungswagen kann auch abrücken«, höre ich die Stimme unseres Einsatzleiters zwischen knackenden und rauschenden Geräuschen durch den Lautsprecher über mir, während ich ihn zeitgleich in wenigen Metern Entfernung vor mir am Funkgerät sehe. »Wir sind hier fertig.«
    »33/37, sind Sie schreibklar?«
    Der Ruf galt mir. Ich bestätige.
    Fabian kommt angelaufen. Als ich die Meldung aufnehme, sitzt er bereits neben mir.
    »Kissing, Altenheim Herbstsonne, Münchner Straße 7, Patient Markovics, 2. Stock, Zimmer 231. 20.17 Uhr.«
    Fabian hat das Blaulicht bereits eingeschaltet. Unser Einsatzleiter winkt uns rückwärts auf die Hauptstraße, aber obwohl er die Hand erhoben hat, um den Verkehr zu stoppen, schießt hinter uns noch ein PKW durch.
    Nicht zu glauben, wie viele Menschen es immer noch eiliger haben als wir.
    Als wir vor dem Altenheim Herbstsonne ankommen, steht das NEF schon da. Wir sehen gerade noch durch die Glastür am Eingang, wie jemand weiß Bekleidetes, vielleicht eine Altenpflegerin, mit unseren Kollegen irgendwo im Haus durch eine Drehtür verschwindet.
    »Welcher Doc fährt überhaupt heute Nacht?«, fragt Uli. »Bertram«, sage ich.
    »Wer?«
    »Dr. Sieber.«
    Als wir die Trage aus dem Auto gezogen haben und die Tür erreichen, ist die Glastür verschlossen, von den Kollegen nichts mehr zu sehen. Und auch sonst keiner. Fabian klingelt ein paarmal, aber es macht niemand auf.
    »Mein Gott …«, sagt er verärgert. »Die machen das doch alle nicht zum ersten Mal, die können sich doch denken, dass wir auch ankommen.« Genervt drückt er noch mal auf die Klingel. Nichts rührt sich.
    Ich gehe zurück zum Auto und melde mich bei der Leitstelle: »Können Sie bitte noch mal reinrufen, wir sind am Einsatzort, aber die Tür ist zu.«
    Einen kleinen Moment dauert es, dann meldet sich der Leitstellenmitarbeiter. »Das NEF müsste auch schon dort sein, die Kollegen waren kurz vor Ihnen dran. Sind Sie denn am Haupteingang?«
    Jetzt bin auch ich

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