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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Holzgriffe angeblich den Rückstoß.
    Der schwierige Teil war der Kauf der Schalldämpfer.
    Schon der Besitz eines Schalldämpfers ist seit dem Vietnamkrieg strafbar. Ich bin mir nicht sicher, warum das so ist. Klar werden Schalldämpfer nur zum Töten von Menschen verwendet, aber das könnte man genauso gut von Sturmgewehren sagen, und die sind mit dem Segen der National Rifle Association nach wie vor billig und leicht erhältlich. Auf der Waffenmesse musste ich nach dem Pistolenkauf stundenlang herumlaufen, bevor jemand anbiss.
    Das war ein weißhaariger Typ mit Brille und Polyesterhemd. Kein Endzeitler dem Aussehen nach, wenn auch alle Erkennungszeichen auf seinem Tisch vertreten waren: Memoiren hochrangiger Nazis, wüste Schusswaffen und Messer. Ich fragte ihn, ob er Suppressoren hätte.
    Ein Suppressor ist die halbgare Version eines Schalldämpfers, die man dem Sturmgewehr aufsetzt, damit man nicht taub wird, während man seine Klassenkameraden niedermäht oder so.
    »Suppressoren wofür?«, sagte er. Als er ausgeredet hatte, blieb seine graue Zunge auf der Unterlippe liegen. »Kurzwaffe«, sagte ich.
    »Kurzwaffe? Man braucht keinen Suppressor für Kurzwaffen.«
    »Ich suche ein paar sehr
starke
Suppressoren.«
    »Starke Suppressoren.«
    »Sehr
leise
Suppressoren«, sagte ich.
    Er machte ein böses Gesicht. »Seh ich aus wie vom FBI?«
    »Nein.«
    »Dann reden Sie Klartext. Was für Munition wollen Sie nehmen?«
    »Magnum Hohlspitz.« »Voller Einsatz?« »Ja.«
    »Sind das die Waffen?«
    »Ja.« Ich reichte ihm die Tragetasche, die ich in der Hand hielt. Er nahm die zwei Pistolen heraus und legte sie auf ein Exemplar der
Protokolle der Weisen von Zion.
Einen Moment lang starrte er darauf. »Hmm«, meinte er schließlich. »Das ist nicht so einfach. Aber kommen Sie mal hier rüber.«
    Ich ging um den Tisch herum, wo noch ein freier Klappstuhl stand. Der Waffennarr nahm einen Angelgerätekarton vom Boden auf und öffnete ihn unter dem Saum des Tischtuchs. Er war randvoll mit Schalldämpfern.
    »Hmm«, sagte er, während er in dem Karton stöberte. »Brauchen Sie zwei?«
    »Ja.«
    Er zog zwei heraus. »Wie gut die sind, weiß ich nicht«, sagte er.
    Sie waren lang - gut dreißig Zentimeter, fünfzehn Zentimeter dickwandiges Rohr auf fünfzehn Zentimeter dünnem Rohr. »Was ist das?«, sagte ich und zeigte auf das dünne Stück.
    »Ein Lauf. Schauen Sie.« In ungefähr zehn Sekunden nahm er, ohne dass man irgendetwas davon gesehen hätte, eine meiner .45er auseinander und setzte sie wieder zusammen. Nur, dass statt des Originallaufs jetzt der Lauf mit dem Schalldämpfer in der Waffe steckte. »So können Sie wechseln, dann lassen sich die Kugeln nicht zuordnen. Wenn Sie allerdings wollen, dass auch die Hülsen nicht zurückverfolgt werden können, müssen Sie das Verschlussstück austauschen. Oder es wenigstens abschleifen.«
    »Mhm«, sagte ich.
    »Lassen Sie den Originallauf drin, wenn Sie die Waffe nicht benutzen, falls das FBI kommt. Und immer geladen lassen, für den Fall, dass sie Verdacht schöpfen.« Er zwinkerte, aber das kann ein Tic gewesen sein. »Alles klar?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Gut. Macht dann vierhundert Dollar.«

    Mitte Dezember sagte Mrs Locano: »Pietro, was wünschst du dir zu Weihnachten?«, und ich beschloss zu handeln. Wir waren alle beim Abendessen. »Ich bin Jude«, sagte ich.
    »Ach bitte.«
    »Ich wünsche mir immer nur eins«, sagte ich und starrte David Locano an, »dass ich wüsste, wer meine Großeltern umgebracht hat.«
    Alle verstummten.
Das war's,
dachte ich.
Du hast dir alles versaut.
    Und als der Sturm ausblieb, war ich froh.

    Doch einige Tage später rief mich David Locano an und fragte, ob ich mitkäme zu Big Five Sporting Goods, um ein Weihnachtsgeschenk für Skinflick auszusuchen. Er würde mich abholen.
    Wir fuhren hin. Er kaufte eine Boxbirne für Skinflick, und das war lächerlich - Skinflick konnte noch nicht mal
ohne
dabei auf etwas einzuschlagen zehn Minuten lang die Hände überm Kopf halten -, aber meinen Rat wollte Locano offenbar gar nicht.
    Auf der Fahrt nach Hause sagte er: »Wie viel liegt dir daran, die Scheißkerle zu kriegen, die deine Großeltern umgebracht haben?«
    Das kam so überraschend, dass ich erst mal keinen Ton rausbrachte.
    »Eigentlich lebe ich nur dafür«, sagte ich schließlich.
    »Das ist doch Schwachsinn«, sagte er. »Ich weiß, dass du deswegen nach Sandhurst*
(Ups, jetzt ist es doch raus.)
bist und dich deshalb mit Adam angefreundet

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