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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Und was lag mir eigentlich daran? Nur weil ich mich geweigert hatte, Limme zu ermorden, musste ich noch nicht um ihn trauern.
    »Was liegt denn an?«, sagte ich.
    »Ich habe einen Auftrag für dich.«
    »Aha?«
    Ich hatte mich vorab entschlossen, nein zu sagen, wenn er mir einen Job anbot. Und so lange nein zu sagen, bis er begriff, dass ich das Geschäft hinter mir lassen wollte.
    Durch Magdalena hatte sich meine Einstellung dazu geändert. Nicht, dass sie gewusst hätte, dass ich mordete. Sie wusste es nicht. Sie wusste allerdings, dass ich mit Gaunern zu tun hatte, und wollte lieber keine Einzelheiten erfahren, und das war schlimm genug.
    »Du wirst das nicht ablehnen können«, sagte Locano. »Weil du der Welt damit einen Riesengefallen tust.«
    »Hmm -«
    »Ich meine, die Typen sind krank.«
    »Gut. Aber -«
    »Und der Auftrag wäre ideal, um Adam mit reinzunehmen.«
    Ich starrte ihn an. »Machst du Witze?«, sagte ich.
    »Er will aufgenommen werden. Dafür muss er das Eintrittsgeld bezahlen.«
    »Ich dachte, es ginge darum, Adam aus der Mafia rauszuhalten«, sagte ich.
    Bei dem Wort »Mafia« blickte Locano sich um. »Pass doch auf, was du redest«, sagte er. »Auch hier drin.«
    »Mafia Mafia Mafia«, sagte ich.
    »Es reicht! Menschenskind.«
    »Kein Interesse«, sagte ich. »Auch allein will ich's nicht machen. Ich bin damit fertig.« »Du willst aussteigen?« »Ja.«
    Es auszusprechen war eine Riesenerleichterung. Ich hatte mir das viel schwerer vorgestellt. Bloß war ich mir immer noch unsicher, wie Locano reagieren würde.
    Er schaute einen Augenblick ins Leere. Dann seufzte er. »Dich zu verlieren ist scheiße, Pietro.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Du lässt mich und Skinflick aber nicht ganz fallen, oder?«
    »Den Kontakt, meinst du? Nein.« »Gut.«
    Eine Weile saßen wir einfach nur da. Dann sagte er: »Hör zu. Lass mich dir die Sache mal verklickern.«
    »Ich bin wirklich nicht interessiert.«
    »Versteh schon. Aber ich muss alles versuchen. Darf ich's dir einfach mal erzählen?«
    »Warum?«
    »Weil ich glaube, wenn du das erst mal gehört hast, überlegst du's dir. Damit sage ich nicht, dass du deine Meinung ändern sollst. Ich sage dir, du wirst sie ändern.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Bitte sehr. Lass es dir einfach erzählen. Es geht um einen Neuaufguss der Virzi-Brüder, nur hundertmal schlimmer.«
    Da wusste ich, dass ich davon wirklich nichts hören wollte. »Okay«, sagte ich. »Solange es dich nicht stört, wenn ich nein sage.«

    »Weißt du, wie Prostituierte angekobert werden?«, fragte mich Locano.
    »Ich hab
Daddy Cool
gelesen.«
    »Daddy Cool
ist Quatsch aus den Sechzigern. Heutzutage schafft man sie massenhaft aus der Ukraine ran. Lädt sie zu einem Model-Wettbewerb ein oder so und verfrachtet sie nach Mexiko, wo man sie im Fließbandverfahren weichprügelt und vergewaltigt. Oft ist auch Heroin im Spiel, damit die Mädels nicht weglaufen. Wir reden hier von Vierzehnjährigen.«
    »Und an dem Geschäft bist du beteiligt?«, sagte ich.
    »Kein Gedanke«, sagte er. »Darum geht's ja. Von dem Scheiß hält keiner was, mit dem ich zu tun habe, aber wir können wenig dagegen machen, wenn es im Ausland läuft.«
    Das hörte sich schon nach Bockmist an, doch ich sagte nur: »Okay.«
    »Aber jetzt treibt einer das in den Staaten. In
New Jersey.
Weißt du, wo Mercer County ist?« »Nein.«
    »Ich besorg dir eine Karte.«
    Die Tür des Dampfraums öffnete sich, und ein kalter Luftzug kam herein. Danach ein Mann, der sich ein Handtuch um die Hüfte hielt.
    »Warten Sie bitte einen Augenblick«, sagte Locano zu ihm.
    »Wie meinen Sie?«, sagte der Mann. Er hatte einen russischen Akzent.
    »Lassen Sie uns bitte noch zehn Minuten allein. Dann sind wir fertig.«
    »Ist öffentliches Bad«, sagte der Mann. Aber er ging. »Wo war ich stehengeblieben?«, sagte Locano. »Ich weiß nicht«, sagte ich.
    »Mercer County. Die sind zu dritt da: ein Vater und zwei Söhne. Sie nennen es die Farm. Die Mädels werden zwar immer noch nach Mexiko geflogen und mit NAFTA-Trucks eingeschleust, aber das Weichprügeln und Vergewaltigen wird hier besorgt. So überstehen mehr Mädels den Trip. Aber bei dem, was diese Typen mit ihnen anstellen, so viele auch wieder nicht.«
    »Geht es hier um Produktionsquoten, David?«, sagte ich.
    Er sah mich an. »Nein«, sagte er. »Nicht im Geringsten. Es gehört nun mal zu meinen Aufgaben, mich mit Scheißdreck zu befassen, bevor jemand anders damit zu tun bekommt. Sobald ich von

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