Schneller als der Tod
anmerken: Wenn das wirklich so gelaufen ist, Tits, nehme ich es dir nicht übel. Auch wenn du - was ich bezweifle - die ganze Zeit irgendwo Ferien gemacht und täglich in der
New York Post
von meinem Prozess gelesen und dir eins gelacht hast, weil du mich jederzeit hättest rausreißen können, aber nicht daran dachtest, es zu tun, finde ich dein Verhalten völlig verständlich.
Wobei ich nicht beschwören kann, dass ich auch so denken würde, wenn sich die Sache anders entwickelt hätte.
Mein »Verteidigerteam« wurde von der Kanzlei Moroday Childe berufen. Dazu gehörten insbesondere Ed »Dreistaaten-Johnnie-Cochran« Louvak und Donovan »Der Einzige von Ihrer Rechtsberatung, der Sie zurückruft, wiewohl Ihnen die anderen je 450 Dollar pro angefangener Stunde fürs Abhören Ihrer Nachrichten berechnen« Robinson.
Donovan, der jetzt Sonderberater des Bürgermeisters von San Francisco ist -
Hi, Donovan!
-, ist ungefähr fünf Jahre älter als ich, war damals also etwa achtundzwanzig. Er war schlau, sah aber dumm aus -
Entschuldigung, Donovan! Ich weiß, wie das ist! -,
genau, wie man es sich bei einem Verteidiger wünscht. Er bemühte sich nach Kräften, mir zu helfen, weil er wohl an meine Unschuld glaubte. Zumindest in diesen Anklagepunkten.
Donovan war zum Beispiel der Erste, dem auffiel, wie seltsam es war, dass man mir Foltermord vorwarf, ohne einen Beweis dafür zu haben, während mehrere der jungen Ukrainerinnen bezeugten, dass die ältere Mary sich aktiv an etlichen ziemlich grausigen Quälereien beteiligt, mindestens aber Beihilfe dazu geleistet hatte. Man hätte also annehmen dürfen, dass die Anklage das Thema nicht zur Sprache bringt.
Donovan besuchte mich eines Tages im Knast - komischerweise entsinne ich mich nicht, dass Ed Louvak das jemals getan hätte - und sagte: »Die haben was gegen Sie in der Hand. Was?«
»Wie meinen Sie das?«, fragte ich ihn.
»Die haben irgendeinen Beweis, den sie verschweigen.«
»Ist das nicht verboten?«
»Eigentlich schon. Den Bestimmungen nach müssen sie uns >rechtzeitig< alles zeigen, was sie haben. Wenn es aber was Gutes ist, wird der Richter es so oder so zulassen. Dann können wir auf Formfehler klagen, aber damit kommen wir wahrscheinlich nicht durch. Wenn Sie sich also denken können, was die haben, tun Sie vielleicht gut daran, es mir zu sagen.«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte ich. Und das stimmte.
David Locano bezahlte das übrigens alles, wenn auch nicht direkt. Er wollte keine offizielle Verbindung zu mir haben und mich wahrscheinlich auch fallen lassen können, wenn er annahm, ich würde ihm oder Skinflick gefährlich.
Im Augenblick stand das aber nicht zu befürchten. Wir alle wussten, dass die Bundespolizei Locano nur dann gerichtlich wegen Anstiftung zum Mord belangen würde, wenn sie nachweisen konnte, dass ich tatsächlich jemanden ermordet hatte. Und Skinflick stand noch nicht einmal unter Verdacht.
Locano hatte peinlich darauf geachtet, dass Skinflick sauber blieb. Er hatte ihm verboten, sich zu den Auftragsmorden zu bekennen, solange die Polizei an der Sache dran war. Und er selbst hatte Skinflick außerhalb der Sauna des russischen Bads in der 10th Street kein einziges Mal im Zusammenhang mit den Karchers genannt.
Was mich betraf, war er leider etwas geschwätziger gewesen. Das FBI hatte rund acht Stunden Aufzeichnungen von Telefongesprächen, in denen er mich als >den Polacken< anführte. >Macht euch wegen der K-Brüder keinen Kopf. Denen stattet der Polacke nächste Woche einen Besuch ab< und Ähnliches. Immerhin lag ihm deshalb umso mehr daran, zu verhindern, dass ich überführt wurde.
Von den Tonbändern hatte uns das FBI gleich erzählt, um zu erreichen, dass ich mich gegen Locano stellte. Sie hatten uns auch von einem einsitzenden Mobster erzählt, der bereit war auszusagen, dass ich als für Locano arbeitender Killer bekannt war.
Aber den geheimnisvollen Beweis, den sie nach Donovans Ansicht hatten, wollte sich das FBI offenbar bis zuletzt aufheben.
Und in der Zwischenzeit verrottete ich hinter Gittern.
Wie die geniale Wendy Kaminer sagt, ist ein Konservativer ein Liberaler, der überfallen, und ein Liberaler ein Konservativer, der verhaftet wurde. Jetzt denken Sie vielleicht, auf einen Mafiakiller lässt sich der Spruch schlecht anwenden, und da bin ich ganz Ihrer Meinung, aber lassen Sie mich ein paar Dinge klarstellen.
Erstens, wenn Sie wegen eines Kapitalverbrechens angeklagt sind, wird Ihnen keine Freilassung
Weitere Kostenlose Bücher