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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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wollen, eine Stunde später mit dem Gewehr, aber ohne die Harpune wiederkommen und sagen, Sie haben es getan, dann sind das alles lediglich Indizien. Der Simpson-Prozess hat es sogar geschafft,
Beweisobjekte
verdächtig aussehen zu lassen, weil es, wenn ihre Verwahrung nicht lückenlos dokumentiert war, immer sein konnte, dass die Cops daran herumgepfuscht hatten.
    Und Zeugenaussagen standen schon seit Jahren als unzuverlässig unter Beschuss. Zu Recht. Wenngleich Zeugen in meinem Fall ohnehin kaum eine Rolle spielten - nur Mike, der Lebensmittellieferant, und was er vielleicht im Rückspiegel gesehen hatte.
    Das FBI hatte fast keinen objektiven Beweis außer der Hand. Das Farmgelände war rundum verschlammt gewesen, aber nicht ein einziger Fußabdruck so groß, dass er mir zugeordnet werden konnte.*
(Denn ich hatte die Sohlen von einem Paar Schuhe abgeschnitten, das mir zwei Nummern zu klein war, und sie unter ein Paar Schuhe geklebt, die mir passten, so dass ich nach der Tabelle, mit der das FBI aus Fußabdrücken die Körpermaße errechnet, ein Meter dreiundsechzig groß war und drei Zentner wog. Ich schmeichle mir nicht, dass die Ermittler sich davon täuschen ließen, aber erklären Sie das mal einer Geschworenenbank.)
    Deshalb war die Hand sicher verwahrt worden und hatte vom Augenblick ihrer Entdeckung an fortwährend unter direkter Beobachtung gestanden. Hört sich blöd an. Ich meine, wessen Aufgabe ist das denn? Muss man sich dafür in einen Kühlschrank setzen? Aber es machte Eindruck.
    Das FBI musste nicht mal einem DNA-Test damit machen -und das hätten sie auch nicht gekonnt, weil sie keine zuverlässige Vergleichsprobe von Tits hatten. Im Simpson-Prozess hatte es ausgesehen, als seien DNA-Untersuchungen ein von Arschlöchern inszenierte Verschwörung zur Irreführung eines Haufens Geschworener, denen sie sich überlegen fühlten. Die
Verteidigung
durfte die Hand gern einem DNA-Test unterziehen und wie eine Bande elitärer Korinthenkacker dastehen - aber die Staatsanwaltschaft dachte nicht daran.
    Das alles verwirrte mich total.
    Ich meine, da war sie. Die Hand. Ich konnte mich nicht erinnern, ob Tits lange Nägel gehabt hatte oder nicht. Aber
irgendwem
gehörte die Hand. Wenn die Karcher-Jungs sie nicht abgeschnitten hatten, war es jemand anders, und dann musste ich mir Gedanken machen, ob mich jemand hinhängen wollte.
    Aber wer, und warum?
    Die Staatsanwaltschaft verwies ständig auf die Hand, ganz gleich, welchen langweiligen Mist sie im Vordergrund schaufelte. Wie etwa die Abhörbänder, die so verrauscht waren, dass die Anklage Untertitel an die Wand projizieren musste, bei deren Lektüre der halbe Gerichtssaal und zwei Drittel der Geschworenen einschliefen. Bis der Staatsanwalt sagte: »Denken Sie daran, dass da von einem abscheulichen Verbrecher die Rede ist, der
so etwas
mit der Hand einer Frau anstellt«, und das Bild von der Hand wieder auf die Leinwand brachte und alle wieder aufwachten.
    Interessanter wurde es, als die Anklage Fotos von der Farm zeigte, auch von dem Sturmkeller, und dann nochmal, als Mike der Lebensmitteljunge im Zeugenstand erzählen sollte, wie er uns in seinem Pickup auf die Farm gebracht hatte. Mike war beeindruckend stur und bekam einen Lacher, als er sagte: »Soweit ich das gesehen habe, könnte ich Bigfoot hintendrauf gehabt haben.« Die Staatsanwaltschaft traf auch Anstalten, den inhaftierten Mafia-Wendehals in den Zeugenstand zu rufen, was interessant zu werden versprach.
    Aber wie Sie wissen, endete der Prozess, bevor es dazu kam.

    Eines Abends kam Sam Freed zu mir in die
Zelle.
Um
Mitternacht.
Er redete erst mit mir, als ein Wärter uns in das Büro gebracht hatte, in dem Freed und ich uns kennengelernt hatten, und uns allein ließ.
    »Also, Junge«, sagte er dann. »Es bahnt sich was an. Ich sage Ihnen nicht, was, weil ich möchte, dass Sie sich auf das konzentrieren, was ich sage. Und wenn Sie erst Bescheid wissen, können Sie sich auf nichts mehr konzentrieren.«
    »Ach, kommen Sie mir nicht mit dem Scheiß -«, sagte ich.
    »Doch, und Sie werden ihn schlucken. Also hören Sie zu. Ich habe Ihnen ein Angebot gemacht, das besser gewesen wäre als alles, was Ihnen je passiert ist. Sie hätten verdammt nochmal
Arzt
werden können wie Ihr Großvater. Sie hätten sein können, wer oder was Sie wollten. Lust auf einen Sport -und Gesellschaftsklub? Ich hätte Sie ins weiße Establishment hieven können. Ist Ihnen das klar?«
    »Ich wollte noch nie zum Establishment

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