Schnellkurs in Sachen Liebe
Speisekarte, die von Fisch und Meeresfrüchten dominiert war.
Wenn man Poppy die Möglichkeit gab, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf Menschen und deren Interaktion, entspannte sie sich sofort. Billard oder ein elektrischer Stromkreis, eine Speise- und eine Weinkarte.
Seb bestellte Steak – Fisch und Meeresfrüchte konnten ihm eine Weile gestohlen bleiben –, und diesmal lächelte Poppy.
„Siehst du?“, sagte er. „Lächeln ist gar nicht so schwierig.“
„Es sei denn, es soll auf Kommando erfolgen“, konterte sie, doch sie lächelte noch einmal, bestellte die gegrillte Entenbrust und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Seb zu, nachdem der Kellner gegangen war. „Erzähl mir von deiner Arbeit“, forderte sie ihn auf. „Ich bin ziemlich sicher, dass das eine Standardfrage beim Kennenlernen ist.“
„Was möchtest du wissen?“
„Ist es wirklich so ein Goldgräber-Job, wie ihn sich manche Leute vorstellen?“
„Das war es mal. Jetzt nicht mehr. Viele Leute glauben, dass man damit schnelles Geld verdienen kann, aber in Wirklichkeit ist es harte Arbeit. Kleine Fehler können Millionen, wenn nicht sogar Milliarden kosten – und sie können Leben fordern. Damit muss man klarkommen, genauso wie mit dem Ozean und der Isolation.“
Für Sebs Crew war das in Ordnung gewesen. Sie waren stolz auf ihre Rolle als Problemlöser und Retter in der Not, selbst wenn die Arbeit gefährlich war.
„Beschäftigst du auch Frauen?“, fragte Poppy.
„Im Büro in Darwin, ja. Ich hatte allerdings nur einmal eine Frau in einer Einsatz-Crew. Eine Ärztin. Sie war fantastisch. Du schickst keine Frau dorthin, wenn sie nicht über erstklassige Fähigkeiten und unbestrittene Autorität verfügt. Dazu ist der Job zu gefährlich und hart. Nennst du mich deshalb jetzt einen Sexisten, Poppy?“
„Hatte ich nicht vor“, entgegnete sie. „Ist das ein Vorwurf, der dir oft gemacht wird?“
„Nicht direkt ins Gesicht.“
Ein Weinkellner kam und nahm Sebs Bestellung auf. Währenddessen flirtete er mühelos mit ihnen beiden. Poppy sah dem Mann sehnsüchtig hinterher, wie er bereits an den nächsten Tisch ging und das Spiel wiederholte. Für ihn schien es genauso selbstverständlich und leicht wie atmen.
„Bedeutungsloses Geplänkel ist nicht deine Art“, erklärte Seb unumwunden. „Vergiss es. Akzeptiere die Introvertiertheit. Kauf eine Insel.“
„Warum hast du die Insel gekauft?“, erkundigte sie sich.
„Als Rückzugsort“, antwortete er. „Ich wollte Abgeschiedenheit, und ich wollte Wasser. Also entweder die Insel oder ein Boot. Tom hat mich überzeugt, dass die Insel besser wäre. Er hatte recht. Du allerdings mochtest sie nicht.“
„Das lag in erster Linie daran, dass ich dachte, du wolltest mich nicht dort haben“, entgegnete sie mit ihrer erstaunlichen Mischung aus Offenheit und Zurückhaltung. „Sie hätte mir gefallen können. Sie hat mir gefallen. Das Bett im Gästehaus war fantastisch, genauso wie die Sonnenaufgänge. Ich mochte das Korallenriff und das Quad-Bike und die Wanderwege. Ich wünschte, ich hätte die Zeit gehabt, einmal um die ganze Insel zu laufen. Einen weiteren Sprung in die Hai-Bucht zu machen.“
„Eine Abenteurerin“, bemerkte er.
„Nicht wirklich. Du solltest mal meine Geschwister kennenlernen.“
„Hör auf, dich zu vergleichen. Ganz besonders wenn du schlechter dabei abschneidest.“
„Ich werde es mir merken“, erwiderte sie mit einem schelmischen Lächeln. „Ich werde sogar aufhören, den Kellner zu beneiden.“
„Das wäre ein guter Anfang. Außerdem kannst du all diese Dinge tun, wenn du das nächste Mal auf die Insel kommst.“
„Gibt es denn ein nächstes Mal?“, fragte sie.
„Möchtest du, dass es eins gibt?“, konterte er.
„Ist das der Punkt, an dem du mir sagst, dass ich dich weiter verführen soll?“
„Hatte ich nicht vor“, versetzte er. „Du schlägst dich wesentlich besser, wenn du an etwas anderes denkst.“
Der Wein kam. Dann das Essen. Und Poppy West entspannte sich. Herauszufinden, wie Poppy tickte, wurde zu Sebs neuester Manie.
Das Flirten war an diesem Abend nicht ihr Spiel, sondern seins, und er schrieb die Regeln dabei neu. Keine leichten Komplimente, stattdessen die Suche nach einer echten Verbindung. Und noch einer und noch einer. Er nahm einen Löffel ihres Desserts und ließ sie das seine kosten. Er geriet völlig in den Bann ihrer Sinnlichkeit, und dabei wusste Poppy nicht mal, dass sie sie besaß.
„Was sind
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