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Schnellkurs in Sachen Liebe

Schnellkurs in Sachen Liebe

Titel: Schnellkurs in Sachen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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ursprünglicher Beweggrund, warum er die Insel verlassen wollte, war nobel gewesen. Den wehrlosen Hausgast nicht verführen. Sich von Toms Boss fernhalten.
    Jetzt waren die Gründe, weshalb er die Insel schnellstmöglich hinter sich lassen wollte, wesentlich komplexer. Er sollte von hier verschwinden, ehe er feststellte, dass sie über jede einzelne Charaktereigenschaft verfügte, die er sich je an einer Frau gewünscht hatte.
    Seb verbrachte den Rest des Nachmittags in den Gewässern um die Insel herum. Nach außen hin schien er auf der Jagd nach Meeresfrüchten zu sein, aber wenn er den Horizont wesentlich häufiger nach möglichen Besuchern absuchte als sonst, dann lag es an Toms wenig gesetzestreuem Hausgast und ein paar James-Bond-Filmen zu viel.
    Hatte sie es tatsächlich geschafft, geheime Regierungsakten zu klauen? War irgendjemand hinter ihr her? Wie wichtig war ihr Bruder eigentlich für den Geheimdienst ASIS und ähnliche Behörden? Zu viele Fragen und nicht annähernd genug Antworten. Kein Wunder, dass er immer noch nicht sonderlich gut gelaunt war, als er sich auf den Rückweg machte. Er begann das Kochen des Dinners so lustlos und unmotiviert, wie es die Zutaten mit Sicherheit nicht verdient hatten.
    Er ging zu Poppy, um nachzuschauen, ob sie immer noch arbeitete. Natürlich tat sie das.
    „Kommst du raus, um mit mir zu essen, oder soll ich dir einen Teller hierhin bringen?“, fragte er von der Tür aus, worauf Poppy herumwirbelte. Sie wirkte völlig zerstreut. Er kannte den Ausdruck von seinem Bruder nur zu gut. „Essen“, wiederholte er.
    „Ja?“
    „Ich bring es dir.“
    „Oh.“ Sie schien immer noch mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. „Ich bin beinahe … ich werde nur schnell …“
    „Mach weiter“, sagte er. „Mit ein bisschen Glück erinnerst du dich wieder an meinen Namen, bis ich mit deinem Dinner zurückkomme.“
    Er könnte Besessenheit zur Liste ihrer Fehler hinzufügen. Vielleicht noch ein paar weitere Irritationen finden und so eine klitzekleine Chance haben, sie zu vergessen und sein Leben normal weiterzuleben.
    „Ich erinnere mich an deinen Namen“, versicherte sie. Mit einem Mal war die Verbindung zu ihrer Arbeit gekappt, und sie konzentrierte sich voll auf ihn. „Und an dein Gesicht. Deinen Körper. Selbst wenn du ein Hemd trägst.“ Achselzuckend lächelte sie ihn an. „Hab ein bisschen Vertrauen.“
    Flirten.
    Seb gab den Berg frischer Austern in den Topf mit der köchelnden Tomatensauce.
    Necken.
    Ein paar Venusmuscheln wanderten dazu.
    Schnell lernen. Verdammt schnell lernen. Keine Flirt-Lektionen mehr für Poppy West. Sie brauchte sie nicht.
    Himmel, sie schaffte es bereits mühelos, die Aufmerksamkeit eines Mannes zu fesseln und ihn dazu zu bringen, mehr zu wollen. Wenn das keine Verführung war, dann wusste Seb es nicht.
    Im nächsten Moment gingen die Lichter aus, weil die Stromzufuhr schon wieder abgebrochen war, und Seb hörte Flüche aus der Höhle dringen, die jeden raubeinigen Seemann stolz gemacht hätten.
    Er schnappte sich eine Taschenlampe aus dem Küchenschrank und marschierte auf die Tür zu. Poppy stieß auf dem Weg zum Generator zu ihm. Ein Blick auf ihr Gesicht genügte, und er sparte sich alle weisen Kommentare, die ihm vielleicht auf der Zunge lagen. Poppy sah erschüttert aus, völlig niedergeschlagen. Sein Herz wandte sich ihr zu.
    „Tut mir leid“, murmelte sie.
    „Das kommt eben vor.“ Besonders, wenn sie in der Nähe war.
    Ihre Augen leuchteten einen Moment auf, dann drehte sie sich zum Generator um und begann, das Schaltpult zu überprüfen. „Kann ich diesmal versuchen, das Ganze wieder zum Laufen zu bringen?“, fragte sie, worauf Seb nickte und beobachtete, wie sie die Hebel und Knöpfe bediente, als hätte sie das schon tausendmal gemacht.
    Vielleicht hatte sie das ja.
    „Meinst du nicht, du solltest eine Pause machen?“, fragte er sanft, während sie zum Haus zurückgingen.
    „Doch. Ich komme gleich raus und esse mit dir. Ich hatte es nicht vergessen, ich will nur … ich will nur kurz den Computer neu starten und nachschauen, was dabei verloren gegangen ist“, sagte sie, und er wusste sofort, dass es keinen Sinn hatte, mit ihr zu diskutieren. „Ich dachte, ich hätte es gehabt.“ Sie fuhr sich zitternd mit der Hand durchs Haar. „Unmittelbar bevor der Strom ausging. Ich dachte, ich hätte es wirklich gehabt.“
    „Was gehabt?“
    „Den Schlüssel.“
    „Schlüssel?“
    „Zum Code.“ Sie schüttelte den Kopf.

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