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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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ist?«
    Â»Der gefesselte Mann in meinem Arbeitszimmer, die Hunde und das, was er mit Ihnen gemacht hat … Das ist er!« Von Braunsfelds Körper bäumt sich jäh vor Schmerzen auf.
    Â»Sie werden verbluten«, sagt Liz leise.
    Â»Ich hätte die Tropfen nicht nehmen sollen, die machen es nur noch schlimmer.«
    Liz schweigt betroffen. »Sie haben vorhin gesagt: ›wenn er frei ist‹. Was meinten Sie damit?«
    Â»Markus«, presst von Braunsfeld zwischen seinen Zähnen hervor, »ist ein … ein …«
    Â»Psychopath«, ergänzt Liz.
    Â»Er war schon als Kind unberechenbar, irgendwie nicht zu halten. Gill war ihm nicht gewachsen. Er war gerade zehn, da habe ich ihn zufällig nachts am Strandbad aufgegabelt, Zigaretten, Bier, die anderen waren alle sechzehn oder achtzehn. Die kannten ihn schon. Er kletterte jede Nacht aus dem Fenster im Dachgeschoss, wenn Gill schlief oder betrunken war. Sie bekam nicht mal mit, wenn er morgens seine stinkenden Klamotten an ihr vorbeischmuggelte und sie der Haushälterin gab. Ich hab’s versucht, hab die Zügel angezogen, wirklich versucht …« Er stöhnt, versucht, den Kopf zu heben, um seine Wunde zu betrachten, merkt jedoch, dass es ihn zu viel Kraft kostet. »Als Gill gestorben ist, war es endgültig vorbei. Wie ein Planet, dem die Sonne fehlt. Keine Gravitation mehr. Peng und weg. Raus aus der Umlaufbahn. Ich hatte keine Alternative, er war … verhaltensauffällig, ich musste etwas unternehmen. Es war nicht mehr tragbar. Er war nicht mehr tragbar.«
    Â»Was heißt denn ›etwas unternehmen‹?«
    Â»Ich habe ihn in die Psychiatrie einweisen lassen, damit Ruhe ist und er wieder zur Besinnung kommt.«
    Liz starrt ihn an. »Sie haben ihn in die Psychiatrie gesteckt? Ich dachte, er wäre verschollen.«
    Â»Gewissermaßen. Ich wollte nicht, dass es publik wird. Ich hab ihn in … eine Schweizer Klinik gebracht.«
    Liz öffnet schockiert den Mund. »Sie haben ihn … dreißig Jahre lang in einer Schweizer Klinik eingesperrt?«
    Von Braunsfeld zuckt mit den Schultern.
    Â»Nur weil er nicht mehr ›tragbar‹ war?«
    Â»Sie haben ja keine Ahnung …«
    Â»Jetzt verstehe ich, warum er Sie umbringen will«, sagt Liz angewidert.
    Von Braunsfeld weicht ihrem Blick aus.
    Â»Aber das ist nicht alles, oder?«
    Â»Was meinen Sie?«
    Â»Nicht die ganze Wahrheit.«
    Â»Wahrheit.« Von Braunsfeld spuckt das Wort geradezu aus. »Ihr Reporter immer mit eurer Wahrheit.« Er verdreht die Augen vor Schmerzen, seine Lider flattern.
    Â»Die Nacht vom 13. Oktober ’79, was ist da passiert?«
    Von Braunsfeld krümmt sich. »Ich versteh nicht ganz, was Sie meinen.«
    Â»Sie haben mich genau verstanden«, flüstert Liz. »Kurz danach ist er ›verschollen‹ – wie Sie es ausdrücken. Richtig?«
    Von Braunsfelds Mund ist ein bebender Strich.
    Â»Irgendetwas ist in dieser Nacht passiert. Ich weiß nicht, was, aber diese Nacht ist der Schlüssel.«
    Â»Sie … spinnen sich da was zusammen.«
    Â»Ich? Ich spinne mir was zusammen? Ihr Sohn wollte mich umbringen. Und das Allerwichtigste für ihn war, dass es am 13. Oktober passiert. Weil er sich an Gabriel, meinem Freund, rächen wollte. Gabriel Naumann. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Â»Nein. Sagt mir nichts. Aber vielleicht sollten Sie Ihren Freund fragen. Der wird ja wohl wissen, worum es geht.«
    Â»Ich frage aber Sie.«
    Von Braunsfeld schüttelt den Kopf.
    Â»Gottverdammt, Victor! Was haben Sie noch zu verlieren?«
    Der alte Mann schließt die Lider. Sein Kopf gleicht einem Totenschädel, seine Haut spannt sich wie durchscheinendes Pergament über den Knochen. Als er die Augen wieder öffnet, liegt ein Schleier über seinen Pupillen, sie scheinen nach innen zu blicken.
    Â» Was , Victor? Was ist in dieser Nacht passiert?«
    Von Braunsfeld starrt ins Leere, alle Kraft und aller Widerstand sind aus seinem Blick verschwunden. »Markus hat eine Frau getötet.«
    Â»Er hat … was ?«
    Â»In dieser Nacht«, murmelt von Braunsfeld, »hat er eine Frau umgebracht. Ein ziemliches junges Ding, zwanzig vielleicht. Hier unten, in der Krypta. Er hat … er ist vollkommen durchgedreht und hat sie mit einem Messer … er hat sie bei lebendigem Leib aufgeschlitzt, vom Schoß an

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