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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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aufgedunsenen Leib von Verena Schuster.
    Es dauert eine Weile, bis Gabriel sich gefangen hat.
    Okay. Raus hier, Luke.
    Wie ferngesteuert tritt er den Rückzug an, durch den dunklen Flur, hinaus auf den Gang. Im Vorübergehen nimmt er eins der drei Fotos von der Wand und steckt es unter seine Jacke.
    Tür zu. Spuren verwischen.
    Gabriel schließt die Tür behutsam, dann poliert er den Türknauf mit dem Innenfutter seiner Jacke.
    Seine Schritte hallen leise im Treppenhaus. Niemand kommt ihm entgegen. Auch auf der Straße herrscht unwirkliche Leere, das Kino gleicht einem Geisterhaus. Erst zwei Häuserecken weiter begegnen ihm vereinzelt Menschen und Autos. Am Kottbusser Tor ist Gabriel zurück in der Realität. Der U-Bahnhof spuckt einen Schwall Menschen an die Oberfläche. Ein Lieferwagen hupt, weil ein Junkie es sich mit seinem Hund auf einem Parkplatz bequem gemacht hat, ein Bus wirft Dieselgestank aus.
    Gabriel lässt sich auf eine Bank fallen, lehnt sich zurück und schließt für einen Moment die Augen. Was bleibt, ist der Lärm – er ist da und irgendwie auch weit weg.
    Beruhig dich, Luke!
    Ich bin ruhig. Hör auf mit der Klugscheißerei.
    Na dann …
    Was, na dann?
    Dann können wir ja mal zur Sache kommen.
    Du meinst die Leiche?
    Ich würde die Finger davonlassen.
    Das nennst du zur Sache kommen? Mir feige Ratschläge zu geben?
    Feige? Ich bin nicht feige. Nur intelligent.
    Gottverdammt, wer war das? Wer macht so etwas?
    â€¦ ein Psychopath. Ein Killer. Ich hab dich gewarnt. Lass die Finger davon. Dein Eigensinn und deine Versessenheit bringen uns noch um.
    Versessenheit?
    Ja, Versessenheit. Liz hier, Liz da, Liz überall. Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Worauf soll ich denn bitte Rücksicht nehmen? Was hab ich denn zu verlieren?
    Keine Antwort.
    Warum ziehst du den Schwanz ein? Du willst doch sonst immer auf die Jagd.
    Ich mach doch bloß, was du willst, Luke.
    Ach. Ich dachte, das ist eher andersrum.
    Können wir den Scheiß jetzt lassen? Ich will nicht mehr drüber reden.
    Können wir! Aber nur wenn du mir eine Frage beantwortest. Was denkst du? Wer war das? Derselbe, der Liz entführt hat?
    Du machst mich ganz krank mit deiner Liz.
    Da muss es irgendeinen Zusammenhang geben. Liz’ Entführung, dann zur gleichen Zeit Pit Münchmaier mit durchgeschnittener Kehle im Park, und dann wird die Mutter von Pits bestem Freund Jonas aufgeschlitzt …
    Wo soll da der Zusammenhang sein?
    Und wenn Pit und Jonas irgendetwas gesehen haben? Irgendetwas, was sie nicht sehen sollten? Vielleicht hat der Entführer deswegen Pit umgebracht.
    Aber warum dann Verena Schuster?
    Vielleicht, weil er auf der Suche nach Jonas Schuster war, so wie ich. Vielleicht sollte sie ihm verraten, wo ihr Sohn steckt …
    So wie es aussieht, hat er ihr ein Messer in die Möse geschoben. Da wird sie ihm wohl verraten haben, wo ihr Sohn steckt. Also, warum schlachtet er sie dann noch ab?
    Vielleicht wusste sie gar nicht, wo Jonas steckt. Und deswegen ist er wütend geworden …
    Das ist mehr als Wut. Das ist noch was anderes.
    Ja … vielleicht. Aber was?
    Gabriel presst die Lider aufeinander und denkt angestrengt nach. Die irritierende Bilderflut angesichts der Leiche von Jonas’ Mutter und das Gefühl, ein Déjà-vu gehabt zu haben, schießt ihm wieder in den Sinn.
    Können wir jetzt aufhören damit?
    Nicht solange du mir nicht hilfst.
    Tu ich doch. Du kapierst es nur nicht. Ist alles zu unserem Besten.
    Zu unserem Besten? Pah! Egomanes Arschloch!
    Altruistischer Idiot! Ich hör immer nur Liz, Liz, Liz und retten, retten, retten …
    Halt endlich die Klappe. Ich muss nachdenken. Ich muss Jonas finden.
    Ist ja dasselbe.
    Gabriel öffnet die Augen. Er braucht einen Moment, bis sich seine Augen wieder an das Licht gewöhnen. Wenn der Entführer von Liz und der Mörder von Verena Schuster tatsächlich ein und dieselbe Person ist und wenn dieser Psychopath jetzt vielleicht hinter Jonas her ist, dann muss er Jonas vor ihm finden.
    Er holt den Bilderrahmen mit dem Foto aus seiner Jacke. Es ist liebevoll gerahmt und zeigt einen jungen Mann, höchstwahrscheinlich Jonas. Er ist Anfang zwanzig und trägt Jeanskluft; hinter ihm ragt der Eiffelturm ins Bild, angeschnitten und ein wenig schief. Jonas hat dünne blonde Haare, engstehende Augen, dazwischen eine schiefe Nase. Er lächelt unsicher in die

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