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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Kamera.
    Mit etwas Glück, denkt Gabriel, ist Jonas der perfekte Lockvogel. Wenn Jonas wirklich etwas weiß, dann wird der Killer versuchen, ihn aufzuspüren.
    Dann allerdings kommt ihm noch ein Gedanke. Ein Gedanke, der ihm Angst macht, der sich wie Gift in sein Gehirn frisst. Wenn der Mörder von Verena Schuster und der Entführer von Liz wirklich ein und derselbe Mann ist, dann …
    Er versucht, nicht an Verena Schuster zu denken, nicht an ihre gespreizten Beine, nicht an das Blut, nicht an den offenen Bauch … Dennoch, alles, woran er denken kann, ist eine Frau, die starr vor Entsetzen auf ein blankes Messer blickt und auf die Faust, die dieses Messer führt; denn das Messer steckt bis zum Heft in ihrem Schoß.
    Plötzlich muss er daran denken, dass Liz schwanger ist.

Kapitel 29
    Nirgendwo – 15. September
    Liz starrt ins Nichts. Vor etwa zwei Stunden ist das Licht ausgegangen, und jetzt umgibt sie ein undurchdringliches Schwarz, wie im Innersten der Hölle. Der Teufel hat selbst das Feuer gelöscht. Liz weiß, dass er ihr zeigen will, dass es Nacht ist, dass sie schlafen soll.
    Sein Gesicht lauert irgendwo in der Dunkelheit, dieses Gesicht, das wie eine Maske von reiner verführerischer Schönheit ist, eine Maske, von der die eine Hälfte heruntergerissen wurde, die nun das Ungeheuer darunter offenbart.
    Er ist nicht hier. Und er kann dich nicht sehen, es ist dunkel , redet sie sich ein.
    Der dreizehnte September. Zwei Tage ist es her. Sie hatte das Gefühl für die Zeit verloren und Yvette gefragt, ganz beiläufig.
    Â»Ist heute der Dreizehnte?«
    Â»Nein«, antwortete Yvette ganz automatisch. »Morgen.« Danach biss sie sich auf die Lippen, als hätte sie etwas verraten, was sie nicht hätte sagen dürfen.
    Liz kroch die Angst durch Mark und Bein, den ganzen Tag lang. Dann ging die Tür auf, und er betrat den Raum. Wäre sie nur etwas stärker gewesen, etwas mehr bei Besinnung, dann hätte sie versucht, etwas zu unternehmen, egal, wie sinnlos es scheinen mochte. Aber sie lag wie festgenagelt in ihrem Bett.
    Seine Augen starrten auf sie herab, seine Nasenflügel waren geweitet wie Nüstern; er roch ihre Angst, und das erregte ihn. »Leg die Decke weg, ich will dich sehen.«
    Mit bebenden Händen schob sie die Decke beiseite.
    Â»Das Leibchen.«
    Sie zögerte, obwohl es sinnlos war. Es war einfach nur ein dummer Instinkt.
    Schneller, als sie schauen konnte, stieß er zu, rammte ihr eine Spritze in den Unterschenkel und ließ los.
    Liz schrie auf, mehr vor Schreck als vor Schmerz, und starrte auf die Nadel, die in ihrem Bein steckte. Das Zittern ihres Körpers übertrug sich auf die Spritze.
    Â»Siehst du die Flüssigkeit in der Spritze?«, flüsterte er.
    Liz konnte noch nicht einmal nicken, aber darauf kam es ihm gerade wohl auch nicht an.
    Â»Wenn ich diese wunderschöne kristallklare Lösung in deinen Muskel injiziere, wirst du entsetzliche Schmerzen in deinem Bein haben. Schmerzen wie nie zuvor. Du wirst dir wünschen«, raunte er und brachte sein Gesicht ganz nah an ihres heran, »dass ich dir dein Bein abschneide, nur damit die Schmerzen aufhören. Willst du das?«
    Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
    Die Spritze in ihrem Bein zitterte wie ein Gradmesser für ihre Angst.
    Â»Das Leibchen«, wiederholte er.
    Diesmal zögerte sie nicht.
    Sein Blick fiel auf ihre Brüste und blieb dann etwas darüber haften, an ihrem Totenkopf-Tattoo. »Ich weiß, dass du stark bist«, flüsterte er, »und dass du dir irgendwann geschworen hast, dir nichts gefallen zu lassen. Aber glaub mir, hier ist alles anders. Hier musst du das alles vergessen.«
    Sein Blick wanderte an ihrem Körper hinab, über ihren leicht geschwollenen Unterleib bis hinab zum Blasenkatheter. »Hier geht es um mehr als dein Leben.« Dann tastete er mit seiner linken, gesunden Hand ihren Körper ab, die Rippen, die blauen Flecken, die Schürfwunden, alles mit der geübten Fingerfertigkeit eines Arztes.
    Â»Was haben diese Bestien nur mit dir gemacht«, wisperte er versonnen. »Wie viel Mühe das macht, das alles wieder zu heilen.«
    Bei dem Gedanken, dass er Arzt sein könnte und vielleicht er ihr den Katheter gelegt hat, wurde ihr übel.
    Â»Ich hätte dir viel früher helfen sollen, wirklich.« Sein Zeigefinger fuhr über ihre Bauchdecke. »Es

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