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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Gabriels Jackentasche klingelt das Handy. »Entschuldige.« Hastig zieht er das Mobiltelefon heraus, dabei fällt sein Hotelschlüssel polternd zu Boden.
    Gabriel starrt aufs Display. Jens Florbrand. Irgendeiner von Liz’ Bekannten oder Jobkontakten. Rasch drückt er die rote Taste, steckt das Handy und den Schlüssel wieder ein und sieht David an. »Kannst du dich nicht noch an irgendetwas anderes erinnern, zum Beispiel auf dem Weg von oben ins Erdgeschoss?«
    David schüttelt den Kopf. Er ist bleich und aufgewühlt.
    Gabriel wendet den Blick ab und sieht zu Boden. »Und – weißt du, ob … noch jemand im Haus war?«
    Â»Noch jemand?«, fragt David verblüfft. »Warum?«
    Gabriel zuckt mit den Schultern.
    Â»Nein. Da war niemand«, sagt David.
    Â»Sind wir noch mal runter in den Keller, kannst du dich daran erinnern?«, fragt Gabriel.
    Â»In den Keller? Nein. Ganz sicher nicht – aber, warte mal, doch, eins war seltsam.«
    Gabriel hebt den Kopf und sieht David an.
    Â»Als wir raus sind, da mussten wir an der Kellertür vorbei, du hast sie zugezogen, ich glaube, damit weniger Rauch nach oben steigt. Für einen Moment habe ich gedacht, da ist ein Pochen, und etwas, das hat sich angehört wie … wie Schreie.«
    Eine Gänsehaut überzieht Gabriels Nacken.
    Also doch! Es ist noch jemand da gewesen.
    Â»Das hatte ich schon fast vergessen«, sagt David, »es war nur ein kurzer Moment, so dass ich mir gar nicht sicher war, und dann noch das Feuer und … ich war total durcheinander. Vielleicht hat auch draußen jemand geschrien, der den Brand bemerkt hat.«
    Â»Und, was denkst du heute? Kam es aus dem Keller oder von draußen?«
    David sieht ihn lange an. Dann zuckt er mit den Schultern. »Ich bin nicht sicher.«
    Gabriel nickt. Langsam, als trage er eine Zentnerlast auf seinen Schultern, richtet er sich auf. »Danke«, nuschelt er unbeholfen.
    David schnaubt und schüttelt den Kopf. »Du kannst dich wirklich an nichts erinnern?«
    Gabriel zuckt mit den Achseln.
    Â»Und in der Psychiatrie?«, fragt David. »Die haben doch todsicher versucht, mit dir eine Therapie zu machen. Gibt’s da keine Aufzeichnungen oder irgendetwas?«
    Gabriel verzieht den Mund. »Die Akte ist weg. Warum fragst du?«
    Â»Nur so«, wehrt David ab. »Ich dachte, die sind verpflichtet, so was aufzuheben.«
    Gabriel sieht ihn durchdringend an. David sieht aus, als wollte er sich am liebsten auf die Zunge beißen. Vielleicht, denkt Gabriel, lohnt es sich doch, bei der Conradshöhe nachzufragen. Im selben Moment spürt er, wie sich sein Magen verkrampft, und er weiß, dass er alles tun würde, nur nicht sich freiwillig in die Conradshöhe zu begeben. Vermutlich würde dort ohnehin nur die Polizei auf ihn warten. »Nein«, sagt Gabriel. »Auch wenn du es nicht glaubst, ich kann mich nicht erinnern. In letzter Zeit träume ich öfter davon. Alpträume. Aber ich bin nicht sicher, was davon stimmt und was nicht.«
    Â»Was genau träumst du denn?«
    Gabriel zuckt mit den Schultern. »Wirres Zeug. Keine Ahnung.« Er geht hinüber zum Tresen der offenen Küche, nimmt einen herumliegenden Kugelschreiber und kritzelt etwas auf den Rand der Tageszeitung.
    David sieht ihm dabei zu und spürt, dass seine Wut, wie so oft, einer tiefen Resignation weicht.
    Gabriel klopft mit der Hand auf die Zeitung. »Falls dir noch was einfällt, hier, das ist Liz’ Nummer. Unter der kannst du mich erreichen.«
    Â»Okay. Und was ist mit Liz? Ist sie wieder aufgetaucht?«
    Gabriel zögert einen Moment.
    Vergiss es, er wird es nicht glauben, Luke. Er glaubt dir gar nichts. Noch nicht einmal, dass du dich nicht erinnern kannst.
    Â»Vergiss es«, sagt Gabriel. Er öffnet Davids Kühlschrank und sieht hinein. »Hast du noch ein Bier? Zum Mitnehmen?« Es herrscht gähnende Leere. »Isst du immer auswärts, oder isst du gar nicht?«
    Â»Das geht dich nichts an«, erwidert David eisig. Ein Anflug von Rot überzieht seine Wangen.
    Â»Ist gut, ich geh schon«, sagt Gabriel.
    David sagt keinen Ton.
    Als Gabriel die Wohnungstür hinter sich zuzieht, sinkt David aufs Sofa und starrt auf den leeren Fleck an der Wand, wo früher der Dalí hing. Doch anstelle der Dalí-Studie beschäftigt ihn ein ganz anderes Bild.
    Es zeigt Gabriels Hotelschlüssel, der auf den

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