Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
Vom Netzwerk:
überwacht. Für gewöhnlich wurden solche Einsätze in den ersten achtundvierzig Stunden von Streifenbeamten übernommen, in dem vorliegenden, spektakulären Fall hatte die Einsatzleitung jedoch den Road Sergeant beauftragt, entsprechende Cops zur Bewachung abzuziehen. Striker kannte den diensthabenden Sergeant nicht – wie sich herausstellte, war es eine Sie, rothaarig, mit Sommersprossen auf der Nase. Er sagte Hallo, zeigte seine Dienstmarke und schob sich an ihr vorbei ins Haus.
    Das Erste, was ihm auffiel, waren die Wände im Foyer. Die Kugeln hatten große weiße Gipsbrocken aus dem Verputz gerissen, was dem Eingangsbereich den Charme von Schweizer Löcherkäse verlieh. Die Heizung blies heiße Luft in den Raum. Striker schaltete sie aus und ging weiter ins Esszimmer.
    Er blieb vor dem Fernseher stehen, wo Patricia gestern gelegen hatte, nachdem er sich gewaltsam Zutritt zu dem Haus verschafft hatte. Auf dem Teppich war ein großer dunkler Fleck. Dieser Bereich war von der Polizei mit gelbem Absperrband gekennzeichnet. Rechts von dem Band befand sich das von Kugeln durchlöcherte Fenster, auf dem Sofa daneben glitzerten Glassplitter. Noodles oder einer seiner Mitarbeiter von der Spurensicherung hatte Ziffern auf Plastiktäfelchen auf dem Boden verteilt.
    Striker lief daran vorbei ins Schlafzimmer.
    Dort fiel ihm nichts Ungewöhnliches auf. Der Raum war anscheinend nicht angerührt worden. Das Bett war gemacht, die Kleiderschranktüren waren geschlossen. Die Kommode wurde von einem gut gefüllten Wäschepuff versperrt. Es duftete angenehm frisch nach Weichspüler mit Zitrusaroma. Auch hier lief ein Heizgerät.
    Striker betrat den Raum und schaute sich um. Ein paar Dinge stachen ihm ins Auge: Ein Stapel frischer Wäsche lag auf einem Stuhl, auf der Spiegelkommode stand ein Haufen Krimskrams herum sowie ein Foto von Patricia mit ihrer Tochter Riku.
    Es war eine brutale Dokumentation ihres Scheiterns. Trotz öffentlicher Suchmeldung und der zusätzlichen Einsatzkräfte hatte man das Mädchen bislang nicht lokalisieren können. Es war deprimierend, zumal jeder um die schreckliche Wahrheit wusste: Je mehr Zeit verstrich, desto geringer die Chance, Riku lebend wiederzufinden.
    Striker sah sich das Foto genauer an. Die Aufnahme stammte von irgendeinem Outdoor-Event. Mutter und Tochter grinsten mit erhitzten Gesichtern in die Kamera und prosteten einander dabei mit rotem Früchtetee zu. Der Detective fühlte sich plötzlich unbehaglich. Die beiden auf dem Foto waren zwar Patricia Kwan und ihre Tochter, es hätten aber genauso gut er und Courtney sein können.
    Er schob den Gedanken in die Tiefen seiner Gehirnwindungen und trat an die Kommode.
    Sie war aus massivem, dunkel gebeiztem Ahornholz. In den oberen drei Schubfächern entdeckte er das Übliche: Socken, Unterwäsche, Gürtel und ordentlich zusammengelegte Blusen. Bei der Durchsicht der untersten Schublade wurde er mit einem Mal stutzig. Unter einem Stapel Papiere – hauptsächlich Quittungsbelege und Anwaltsrechnungen – schimmerte in einem Haufen Münzgeld ein rundes, angelaufenes Messingteil.
    Eine Kugel.
    Der Detective zog Plastikhandschuhe an, wühlte in den Münzen und pickte die Kugel heraus. Er hielt sie ins Licht und inspizierte sie. Eindeutig .40er Kaliber. Die Hülle war verkratzt, der Kopf leicht zusammengedrückt, als wäre sie einmal zu oft geladen worden. Deshalb lag sie wahrscheinlich hier in der Schublade, ausgemustert. Striker drehte das Projektil in den Händen.
    Hohlspitzmunition.
    Er klemmte sich an sein Handy, rief Infochannel auf und ließ Patricia Kwan dahingehend abchecken, ob sie einen Waffenschein besaß. Innerhalb von Sekunden kam die Antwort: negativ. Sie hatte nie einen besessen. Was die berechtigte Frage aufwarf: Wieso bewahrte sie eine Kugel in ihrer Kommodenschublade auf – und woher stammte die?
    Er drehte die Kugel nachdenklich zwischen Daumen und Zeigefinger. Schaute abermals zu dem Foto, von dem ihm zwei Frauen entgegenlachten, und stutzte erneut. Beide trugen identische T-Shirts – grau mit einem kleinen roten Ahornblatt in Höhe der linken Brust. Striker konnte die eingestickten Zahlen nicht genau erkennen, war sich aber ziemlich sicher, dass sie 499 lauteten. Was nur eins bedeuten konnte: der Larry Young Run – ein alljährlich stattfindender Marathon, den das SEK ausrichtete. Meathead hatte neulich auch

Weitere Kostenlose Bücher